Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite

Die in geradem Strich die Wiese teilten,
Jndem derselben Rand
Voll schöner Wasser-Bluhmen stand.

Wie manche gelbe Jris blüh'te!
Wie manche Purpur-Bluhme glüh'te!
Wie manche wilde Flieder schien
Durch das Smaragden-gleiche Grün
Des schwanken Schilfs, der glatten Binsen,
Jn der durchsichtigen und klaren Flut,
Worauf von netten Wasser-Linsen
Bald hier bald dort ein grüner Teppich ruht;
Da aber, wo das Wasser klar
Und von dem Erlen-Busch beschattet war,
Verdoppelt sich des Ufers bunte Zier.
Hier zeig't sich durch das Laub der himmlische Sapphir
Samt weisser Wolken Silber-Schein,
Wobey denn oftermal
Der Sonne güld'ner Stral,
Der sich bis auf den Grund erstrecket,
Auch das, was auf dem Grund vorhanden,
Uns zeiget und entdecket.
O Schöpfer Himmels und der Erde,
Gib, daß mein Herz gerühret werde!
Daß ich, so oft ich schöne Wiesen
Erblicke, sie mit Lust und Andacht seh;
Daß ich, durch sie vergnüg't, Dich, ihren HErrn,
erhöh',
Und denke: Grosser GOtt, sey hier und dort ge-
priesen!


Das

Die in geradem Strich die Wieſe teilten,
Jndem derſelben Rand
Voll ſchoͤner Waſſer-Bluhmen ſtand.

Wie manche gelbe Jris bluͤh’te!
Wie manche Purpur-Bluhme gluͤh’te!
Wie manche wilde Flieder ſchien
Durch das Smaragden-gleiche Gruͤn
Des ſchwanken Schilfs, der glatten Binſen,
Jn der durchſichtigen und klaren Flut,
Worauf von netten Waſſer-Linſen
Bald hier bald dort ein gruͤner Teppich ruht;
Da aber, wo das Waſſer klar
Und von dem Erlen-Buſch beſchattet war,
Verdoppelt ſich des Ufers bunte Zier.
Hier zeig’t ſich durch das Laub der himmliſche Sapphir
Samt weiſſer Wolken Silber-Schein,
Wobey denn oftermal
Der Sonne guͤld’ner Stral,
Der ſich bis auf den Grund erſtrecket,
Auch das, was auf dem Grund vorhanden,
Uns zeiget und entdecket.
O Schoͤpfer Himmels und der Erde,
Gib, daß mein Herz geruͤhret werde!
Daß ich, ſo oft ich ſchoͤne Wieſen
Erblicke, ſie mit Luſt und Andacht ſeh;
Daß ich, durch ſie vergnuͤg’t, Dich, ihren HErrn,
erhoͤh’,
Und denke: Groſſer GOtt, ſey hier und dort ge-
prieſen!


Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg n="9">
            <l><pb facs="#f0106" n="70"/>
Die in geradem Strich die Wie&#x017F;e teilten,</l><lb/>
            <l>Jndem der&#x017F;elben Rand</l><lb/>
            <l>Voll &#x017F;cho&#x0364;ner Wa&#x017F;&#x017F;er-Bluhmen &#x017F;tand.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="10">
            <l>Wie manche gelbe Jris blu&#x0364;h&#x2019;te!</l><lb/>
            <l>Wie manche Purpur-Bluhme glu&#x0364;h&#x2019;te!</l><lb/>
            <l>Wie manche wilde Flieder &#x017F;chien</l><lb/>
            <l>Durch das Smaragden-gleiche Gru&#x0364;n</l><lb/>
            <l>Des &#x017F;chwanken Schilfs, der glatten Bin&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Jn der durch&#x017F;ichtigen und klaren Flut,</l><lb/>
            <l>Worauf von netten Wa&#x017F;&#x017F;er-Lin&#x017F;en</l><lb/>
            <l>Bald hier bald dort ein gru&#x0364;ner Teppich ruht;</l><lb/>
            <l>Da aber, wo das Wa&#x017F;&#x017F;er klar</l><lb/>
            <l>Und von dem Erlen-Bu&#x017F;ch be&#x017F;chattet war,</l><lb/>
            <l>Verdoppelt &#x017F;ich des Ufers bunte Zier.</l><lb/>
            <l>Hier zeig&#x2019;t &#x017F;ich durch das Laub der himmli&#x017F;che Sapphir</l><lb/>
            <l>Samt wei&#x017F;&#x017F;er Wolken Silber-Schein,</l><lb/>
            <l>Wobey denn oftermal</l><lb/>
            <l>Der Sonne gu&#x0364;ld&#x2019;ner Stral,</l><lb/>
            <l>Der &#x017F;ich bis auf den Grund er&#x017F;trecket,</l><lb/>
            <l>Auch das, was auf dem Grund vorhanden,</l><lb/>
            <l>Uns zeiget und entdecket.</l>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>O Scho&#x0364;pfer Himmels und der Erde,</l><lb/>
            <l>Gib, daß mein Herz geru&#x0364;hret werde!</l><lb/>
            <l>Daß ich, &#x017F;o oft ich &#x017F;cho&#x0364;ne Wie&#x017F;en</l><lb/>
            <l>Erblicke, &#x017F;ie mit Lu&#x017F;t und Andacht &#x017F;eh;</l><lb/>
            <l>Daß ich, durch &#x017F;ie vergnu&#x0364;g&#x2019;t, Dich, ihren HErrn,</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">erho&#x0364;h&#x2019;,</hi> </l><lb/>
            <l>Und denke: Gro&#x017F;&#x017F;er GOtt, &#x017F;ey hier und dort ge-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">prie&#x017F;en!</hi> </l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Das</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[70/0106] Die in geradem Strich die Wieſe teilten, Jndem derſelben Rand Voll ſchoͤner Waſſer-Bluhmen ſtand. Wie manche gelbe Jris bluͤh’te! Wie manche Purpur-Bluhme gluͤh’te! Wie manche wilde Flieder ſchien Durch das Smaragden-gleiche Gruͤn Des ſchwanken Schilfs, der glatten Binſen, Jn der durchſichtigen und klaren Flut, Worauf von netten Waſſer-Linſen Bald hier bald dort ein gruͤner Teppich ruht; Da aber, wo das Waſſer klar Und von dem Erlen-Buſch beſchattet war, Verdoppelt ſich des Ufers bunte Zier. Hier zeig’t ſich durch das Laub der himmliſche Sapphir Samt weiſſer Wolken Silber-Schein, Wobey denn oftermal Der Sonne guͤld’ner Stral, Der ſich bis auf den Grund erſtrecket, Auch das, was auf dem Grund vorhanden, Uns zeiget und entdecket. O Schoͤpfer Himmels und der Erde, Gib, daß mein Herz geruͤhret werde! Daß ich, ſo oft ich ſchoͤne Wieſen Erblicke, ſie mit Luſt und Andacht ſeh; Daß ich, durch ſie vergnuͤg’t, Dich, ihren HErrn, erhoͤh’, Und denke: Groſſer GOtt, ſey hier und dort ge- prieſen! Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/106
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/106>, abgerufen am 21.11.2024.