Weil ohne Gegen-Wurf wir ihren Stral nicht sehn, Der Sonnen Glanz so unvergleichlich schön, So lieblich helle. Ein Tröpfgen hat es mir gezeigt: Es steht bey mir, ich kann die Freude Von dieser schönen Augen-Weide Mir selbst verlängern, und gedenken An GOtt, Der mir das Sonnen-Licht Und das unschätzbare Gesicht Aus lauter Gnaden wollen schenken.
Mein Herz, so sey auch du geneigt, Durch ein so rein- und unbeflecktes Leben Dem Nächsten den Beweis zu geben, Daß GOtt, Den sonst sein Auge nirgend sah, Allgegenwärtig sey und nah! Ach laß in reiner Andacht-Zier Dein ganzes Wesen doch allhier Von GOttes Weisheit, Lieb' und Macht, Von aller Sonnen Sonn' allgegenwärt'gem Schein, Ein solches spiegelnd Tröpfgen seyn! So wirst du, fällst du gleich herab Aus dieser Welt ins finst're Grab; Jm ew'gen Licht- und Freuden-Meere Der sel'gen Gottheit dich vereinen, Und in demselben allezeit Jn ungestör'ter Herrlichkeit, Verkläret, sonder Ende scheinen.
Wir-
Weil ohne Gegen-Wurf wir ihren Stral nicht ſehn, Der Sonnen Glanz ſo unvergleichlich ſchoͤn, So lieblich helle. Ein Troͤpfgen hat es mir gezeigt: Es ſteht bey mir, ich kann die Freude Von dieſer ſchoͤnen Augen-Weide Mir ſelbſt verlaͤngern, und gedenken An GOtt, Der mir das Sonnen-Licht Und das unſchaͤtzbare Geſicht Aus lauter Gnaden wollen ſchenken.
Mein Herz, ſo ſey auch du geneigt, Durch ein ſo rein- und unbeflecktes Leben Dem Naͤchſten den Beweis zu geben, Daß GOtt, Den ſonſt ſein Auge nirgend ſah, Allgegenwaͤrtig ſey und nah! Ach laß in reiner Andacht-Zier Dein ganzes Weſen doch allhier Von GOttes Weiſheit, Lieb’ und Macht, Von aller Sonnen Sonn’ allgegenwaͤrt’gem Schein, Ein ſolches ſpiegelnd Troͤpfgen ſeyn! So wirſt du, faͤllſt du gleich herab Aus dieſer Welt ins finſt’re Grab; Jm ew’gen Licht- und Freuden-Meere Der ſel’gen Gottheit dich vereinen, Und in demſelben allezeit Jn ungeſtoͤr’ter Herrlichkeit, Verklaͤret, ſonder Ende ſcheinen.
Wir-
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Weil ohne Gegen-Wurf wir ihren Stral nicht ſehn,
Der Sonnen Glanz ſo unvergleichlich ſchoͤn,
So lieblich helle.
Ein Troͤpfgen hat es mir gezeigt:
Es ſteht bey mir, ich kann die Freude
Von dieſer ſchoͤnen Augen-Weide
Mir ſelbſt verlaͤngern, und gedenken
An GOtt, Der mir das Sonnen-Licht
Und das unſchaͤtzbare Geſicht
Aus lauter Gnaden wollen ſchenken.
Mein Herz, ſo ſey auch du geneigt,
Durch ein ſo rein- und unbeflecktes Leben
Dem Naͤchſten den Beweis zu geben,
Daß GOtt, Den ſonſt ſein Auge nirgend ſah,
Allgegenwaͤrtig ſey und nah!
Ach laß in reiner Andacht-Zier
Dein ganzes Weſen doch allhier
Von GOttes Weiſheit, Lieb’ und Macht,
Von aller Sonnen Sonn’ allgegenwaͤrt’gem Schein,
Ein ſolches ſpiegelnd Troͤpfgen ſeyn!
So wirſt du, faͤllſt du gleich herab
Aus dieſer Welt ins finſt’re Grab;
Jm ew’gen Licht- und Freuden-Meere
Der ſel’gen Gottheit dich vereinen,
Und in demſelben allezeit
Jn ungeſtoͤr’ter Herrlichkeit,
Verklaͤret, ſonder Ende ſcheinen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/130>, abgerufen am 24.11.2024.
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