Erwäg' und schau' in ihm ein herrliches Gefässe Der Wunder GOttes an, das nicht nur groß allein, Nein, gleichfalls (wie die Welt) von Wundern angefüllet, Die uns die Ferne nur verhüllet. Gewässer, Thäler, Tiefen, Höh'n, Kann man in ihm durch's Fern-Glas sehn, Fast eben wie auf uns'rer Erden. Wie kann doch g'nug bewundert werden Der majestätisch stille Gang, Den keine Hind'rung je gestöret, Der unveränderlich gewähret Schon so viel tausend Jahre lang!
Ach GOtt! ach unbegreiflichs Wesen, Von Dessen Weisheit, Lieb' und Macht Die Wunder in der Sterne Pracht, Als wie in einer Schrift, am deutlichsten zu lesen, Am würdigsten zu sehn, am besten zu verehren; Ach laß uns doch den Ruhm von Deiner Herrlichkeit Jn der Geschöpfe Meng' und Vollenkommenheit Durch selige Betrachtung mehren!
Aber-
Erwaͤg’ und ſchau’ in ihm ein herrliches Gefaͤſſe Der Wunder GOttes an, das nicht nur groß allein, Nein, gleichfalls (wie die Welt) von Wundern angefuͤllet, Die uns die Ferne nur verhuͤllet. Gewaͤſſer, Thaͤler, Tiefen, Hoͤh’n, Kann man in ihm durch’s Fern-Glas ſehn, Faſt eben wie auf unſ’rer Erden. Wie kann doch g’nug bewundert werden Der majeſtaͤtiſch ſtille Gang, Den keine Hind’rung je geſtoͤret, Der unveraͤnderlich gewaͤhret Schon ſo viel tauſend Jahre lang!
Ach GOtt! ach unbegreiflichs Weſen, Von Deſſen Weiſheit, Lieb’ und Macht Die Wunder in der Sterne Pracht, Als wie in einer Schrift, am deutlichſten zu leſen, Am wuͤrdigſten zu ſehn, am beſten zu verehren; Ach laß uns doch den Ruhm von Deiner Herrlichkeit Jn der Geſchoͤpfe Meng’ und Vollenkommenheit Durch ſelige Betrachtung mehren!
Aber-
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Erwaͤg’ und ſchau’ in ihm ein herrliches Gefaͤſſe
Der Wunder GOttes an, das nicht nur groß allein,
Nein, gleichfalls (wie die Welt) von Wundern angefuͤllet,
Die uns die Ferne nur verhuͤllet.
Gewaͤſſer, Thaͤler, Tiefen, Hoͤh’n,
Kann man in ihm durch’s Fern-Glas ſehn,
Faſt eben wie auf unſ’rer Erden.
Wie kann doch g’nug bewundert werden
Der majeſtaͤtiſch ſtille Gang,
Den keine Hind’rung je geſtoͤret,
Der unveraͤnderlich gewaͤhret
Schon ſo viel tauſend Jahre lang!
Ach GOtt! ach unbegreiflichs Weſen,
Von Deſſen Weiſheit, Lieb’ und Macht
Die Wunder in der Sterne Pracht,
Als wie in einer Schrift, am deutlichſten zu leſen,
Am wuͤrdigſten zu ſehn, am beſten zu verehren;
Ach laß uns doch den Ruhm von Deiner Herrlichkeit
Jn der Geſchoͤpfe Meng’ und Vollenkommenheit
Durch ſelige Betrachtung mehren!
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/170>, abgerufen am 29.11.2024.
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