Das zitternde Glänzen der spielenden Wellen Versilbert das Ufer, beperlet den Strand. Die rauschenden Flüsse, die sprudelnden Quellen Bereichern, befeuchten, erfrischen das Land, Und machen in tausend vergnüglichen Fällen Die Güte des herrlichen Schöpfers bekannt.
Wie er dieß alles nun noch einmal übersah, Da waren ihm die Freuden-Thränen nah', Jndem er in der Pracht, die alle Cörper schmückte, Ein etwas, welches mehr als cörperlich, erblickte. Jhn daucht', als wenn er Schönheit und Verstand Jn einem jeden Vorwurf fand, So daß es ihn recht inniglich ergetzt'. Hierüber sang er noch zuletzt:
ARIA.
Meine Sele hör't im Sehen, Wie, den Schöpfer zu erhöhen, Alles jauchzet, alles lacht. Höret nur! Des beblühmten Frühlings Pracht Jst die Sprache der Natur, Die sie deutlich durchs Gesicht Allenthalben mit uns spricht.
Zweyte
ARIA.
Das zitternde Glaͤnzen der ſpielenden Wellen Verſilbert das Ufer, beperlet den Strand. Die rauſchenden Fluͤſſe, die ſprudelnden Quellen Bereichern, befeuchten, erfriſchen das Land, Und machen in tauſend vergnuͤglichen Faͤllen Die Guͤte des herrlichen Schoͤpfers bekannt.
Wie er dieß alles nun noch einmal uͤberſah, Da waren ihm die Freuden-Thraͤnen nah’, Jndem er in der Pracht, die alle Coͤrper ſchmuͤckte, Ein etwas, welches mehr als coͤrperlich, erblickte. Jhn daucht’, als wenn er Schoͤnheit und Verſtand Jn einem jeden Vorwurf fand, So daß es ihn recht inniglich ergetzt’. Hieruͤber ſang er noch zuletzt:
ARIA.
Meine Sele hoͤr’t im Sehen, Wie, den Schoͤpfer zu erhoͤhen, Alles jauchzet, alles lacht. Hoͤret nur! Des bebluͤhmten Fruͤhlings Pracht Jſt die Sprache der Natur, Die ſie deutlich durchs Geſicht Allenthalben mit uns ſpricht.
Zweyte
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ARIA.
Das zitternde Glaͤnzen der ſpielenden Wellen
Verſilbert das Ufer, beperlet den Strand.
Die rauſchenden Fluͤſſe, die ſprudelnden Quellen
Bereichern, befeuchten, erfriſchen das Land,
Und machen in tauſend vergnuͤglichen Faͤllen
Die Guͤte des herrlichen Schoͤpfers bekannt.
Wie er dieß alles nun noch einmal uͤberſah,
Da waren ihm die Freuden-Thraͤnen nah’,
Jndem er in der Pracht, die alle Coͤrper ſchmuͤckte,
Ein etwas, welches mehr als coͤrperlich, erblickte.
Jhn daucht’, als wenn er Schoͤnheit und Verſtand
Jn einem jeden Vorwurf fand,
So daß es ihn recht inniglich ergetzt’.
Hieruͤber ſang er noch zuletzt:
ARIA.
Meine Sele hoͤr’t im Sehen,
Wie, den Schoͤpfer zu erhoͤhen,
Alles jauchzet, alles lacht.
Hoͤret nur!
Des bebluͤhmten Fruͤhlings Pracht
Jſt die Sprache der Natur,
Die ſie deutlich durchs Geſicht
Allenthalben mit uns ſpricht.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/179>, abgerufen am 28.11.2024.
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