Woselbst das Korn schon etwas mehr gereift, Von nah geleg'nen Wäldern Jn vielen Büschen hie und da Ein Ueberbleibsel sah. Man sieht viel Jnseln mit Vergnügen Jm grünen Schmuck in uns'rer Elbe liegen, Als wenn Smaragd in Silber liegt. Hier schauet man mit inniglicher Freude Jn reisem gelblichen Getreide, Das öfters wall't und sich beweg't wie Wellen Jn einem Glanz, als wenn er gülden wäre, (Ach sähe man es stets zu seines Schöpfers Ehre!) Verschied'ne grün- und schön bebüschte Stellen Als Jnseln von Smaragd in einem güld'nen Meere.
Wenn dieses Aeren-Meer nicht rauscht, nein lieblich zischt, Wird Aug' und Ohr zugleich vergnüget und erfrischt. Ach GOtt, wann ich dieß sanfte Zischen höre, So laß es doch, zu Deiner Ehre, Mit einem frohen Lob-Gesang, Als einem Dir beliebten Klang Und süsser Harmonie, mich reizen.
Ach GOTT, es giebt dein Gnaden-Wille Dem menschlichen Geschlecht' in solcher Fülle Korn, Gersten, Habern, Rocken, Weizen. So viel, so mancherley Getreide Ernährt uns bloß durch Dich allein. Ach laß, o GOTT, dafür, aus Gnaden, uns're Freude Dir ein gefällig Opfer seyn!
Ein
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Woſelbſt das Korn ſchon etwas mehr gereift, Von nah geleg’nen Waͤldern Jn vielen Buͤſchen hie und da Ein Ueberbleibſel ſah. Man ſieht viel Jnſeln mit Vergnuͤgen Jm gruͤnen Schmuck in unſ’rer Elbe liegen, Als wenn Smaragd in Silber liegt. Hier ſchauet man mit inniglicher Freude Jn reiſem gelblichen Getreide, Das oͤfters wall’t und ſich beweg’t wie Wellen Jn einem Glanz, als wenn er guͤlden waͤre, (Ach ſaͤhe man es ſtets zu ſeines Schoͤpfers Ehre!) Verſchied’ne gruͤn- und ſchoͤn bebuͤſchte Stellen Als Jnſeln von Smaragd in einem guͤld’nen Meere.
Wenn dieſes Aeren-Meer nicht rauſcht, nein lieblich ziſcht, Wird Aug’ und Ohr zugleich vergnuͤget und erfriſcht. Ach GOtt, wann ich dieß ſanfte Ziſchen hoͤre, So laß es doch, zu Deiner Ehre, Mit einem frohen Lob-Geſang, Als einem Dir beliebten Klang Und ſuͤſſer Harmonie, mich reizen.
Ach GOTT, es giebt dein Gnaden-Wille Dem menſchlichen Geſchlecht’ in ſolcher Fuͤlle Korn, Gerſten, Habern, Rocken, Weizen. So viel, ſo mancherley Getreide Ernaͤhrt uns bloß durch Dich allein. Ach laß, o GOTT, dafuͤr, aus Gnaden, unſ’re Freude Dir ein gefaͤllig Opfer ſeyn!
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Woſelbſt das Korn ſchon etwas mehr gereift,
Von nah geleg’nen Waͤldern
Jn vielen Buͤſchen hie und da
Ein Ueberbleibſel ſah.
Man ſieht viel Jnſeln mit Vergnuͤgen
Jm gruͤnen Schmuck in unſ’rer Elbe liegen,
Als wenn Smaragd in Silber liegt.
Hier ſchauet man mit inniglicher Freude
Jn reiſem gelblichen Getreide,
Das oͤfters wall’t und ſich beweg’t wie Wellen
Jn einem Glanz, als wenn er guͤlden waͤre,
(Ach ſaͤhe man es ſtets zu ſeines Schoͤpfers Ehre!)
Verſchied’ne gruͤn- und ſchoͤn bebuͤſchte Stellen
Als Jnſeln von Smaragd in einem guͤld’nen Meere.
Wenn dieſes Aeren-Meer nicht rauſcht, nein lieblich ziſcht,
Wird Aug’ und Ohr zugleich vergnuͤget und erfriſcht.
Ach GOtt, wann ich dieß ſanfte Ziſchen hoͤre,
So laß es doch, zu Deiner Ehre,
Mit einem frohen Lob-Geſang,
Als einem Dir beliebten Klang
Und ſuͤſſer Harmonie, mich reizen.
Ach GOTT, es giebt dein Gnaden-Wille
Dem menſchlichen Geſchlecht’ in ſolcher Fuͤlle
Korn, Gerſten, Habern, Rocken, Weizen.
So viel, ſo mancherley Getreide
Ernaͤhrt uns bloß durch Dich allein.
Ach laß, o GOTT, dafuͤr, aus Gnaden, unſ’re Freude
Dir ein gefaͤllig Opfer ſeyn!
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/189>, abgerufen am 27.11.2024.
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