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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.

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Als die grossen Tropfen spielten,
Die der Sonnen Eindruck fül'ten,
Ach! rief ich, wie viel seyd ihr
Besser, als der Steine Zier!

7.
Wenn ihr all' Juwelen wäret,
Jeder Tropf ein Diamant;
Blieb' erbärmiglich verheeret
Das vorhin versengte Land.
Eure Flüssigkeit und Nässe
Tränk't sie: folglich ist die Grösse
Eures Wehrts viel herrlicher,
Als ein ganz Juwelen-Heer.
8.
Aller hohen Bäume Blätter,
Aller Büsche grünes Laub
Werden nicht im feuchten Wetter
Nur gereiniget vom Staub,
Nein, man sieht auf ihren Kränzen
Einen klaren Firniß glänzen,
Wodurch denn das Grün, so schön,
Noch viel schöner anzusehn.
9.
Harte Cörper, Holz und Steine
Werden glatt, so bald sie feucht,
Wodurch sich mit einem Scheine
Alles gleichsam überzeucht.

Hierin,

Als die groſſen Tropfen ſpielten,
Die der Sonnen Eindruck fuͤl’ten,
Ach! rief ich, wie viel ſeyd ihr
Beſſer, als der Steine Zier!

7.
Wenn ihr all’ Juwelen waͤret,
Jeder Tropf ein Diamant;
Blieb’ erbaͤrmiglich verheeret
Das vorhin verſengte Land.
Eure Fluͤſſigkeit und Naͤſſe
Traͤnk’t ſie: folglich iſt die Groͤſſe
Eures Wehrts viel herrlicher,
Als ein ganz Juwelen-Heer.
8.
Aller hohen Baͤume Blaͤtter,
Aller Buͤſche gruͤnes Laub
Werden nicht im feuchten Wetter
Nur gereiniget vom Staub,
Nein, man ſieht auf ihren Kraͤnzen
Einen klaren Firniß glaͤnzen,
Wodurch denn das Gruͤn, ſo ſchoͤn,
Noch viel ſchoͤner anzuſehn.
9.
Harte Coͤrper, Holz und Steine
Werden glatt, ſo bald ſie feucht,
Wodurch ſich mit einem Scheine
Alles gleichſam uͤberzeucht.

Hierin,
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[176/0212] Als die groſſen Tropfen ſpielten, Die der Sonnen Eindruck fuͤl’ten, Ach! rief ich, wie viel ſeyd ihr Beſſer, als der Steine Zier! 7. Wenn ihr all’ Juwelen waͤret, Jeder Tropf ein Diamant; Blieb’ erbaͤrmiglich verheeret Das vorhin verſengte Land. Eure Fluͤſſigkeit und Naͤſſe Traͤnk’t ſie: folglich iſt die Groͤſſe Eures Wehrts viel herrlicher, Als ein ganz Juwelen-Heer. 8. Aller hohen Baͤume Blaͤtter, Aller Buͤſche gruͤnes Laub Werden nicht im feuchten Wetter Nur gereiniget vom Staub, Nein, man ſieht auf ihren Kraͤnzen Einen klaren Firniß glaͤnzen, Wodurch denn das Gruͤn, ſo ſchoͤn, Noch viel ſchoͤner anzuſehn. 9. Harte Coͤrper, Holz und Steine Werden glatt, ſo bald ſie feucht, Wodurch ſich mit einem Scheine Alles gleichſam uͤberzeucht. Hierin,

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/212>, abgerufen am 21.11.2024.