Jhr Sonnen, die ihr ohne Zal Jm unergründlichen unendlich-weiten Thal Des holen Firmamentes stehet: Jhr Welte, die ihr euch um diese Sonnen drehet, Die voller Wärm und Licht, voll Stralen, Glanz und Gluht; Es soll von euch mein fast entzückter Mut Ein Andachts-volles Lied, ein Ehr-erbietigs singen Dem Grossen All zum Opfer bringen.
Jch füle, daß mein angeflammter Geist Dem gross- und kleinen Kreis der Erde sich entreisst, Zugleich sich in die Tief' ohn' End' und Anfang neiget, Zugleich auch in die Höh' ohn' End' und Gränzen steiget. Ein feur'ger Andachts-Trieb Versetzt mich in die Ewigkeit. Mein denkend Wesen breitet sich Jn's ungemess'ne Sternen-Haus, Vor Ehrfurcht stumm, vor Lust erstaunet, aus.
Da ich anitzt die allertiefste Höhe, Den unbegrenzten Raum des holen Himmels, sehe, Die Weite sonder Ziel, die GOtt allein erfüllet, Wo Sein unendlich ewig Kleid, Geweb't aus Licht und Dunkelheit, Sein Wesen zeiget und verhüllet; So stellet dieser Raum recht sichtbar, hell und klar Nicht unserm Geiste nur, den Augen selber, dar Selbst die Unendlichkeit,
Jn
Die himmliſche Schrift.
Jhr Sonnen, die ihr ohne Zal Jm unergruͤndlichen unendlich-weiten Thal Des holen Firmamentes ſtehet: Jhr Welte, die ihr euch um dieſe Sonnen drehet, Die voller Waͤrm und Licht, voll Stralen, Glanz und Gluht; Es ſoll von euch mein faſt entzuͤckter Mut Ein Andachts-volles Lied, ein Ehr-erbietigs ſingen Dem Groſſen All zum Opfer bringen.
Jch fuͤle, daß mein angeflammter Geiſt Dem groſſ- und kleinen Kreis der Erde ſich entreiſſt, Zugleich ſich in die Tief’ ohn’ End’ und Anfang neiget, Zugleich auch in die Hoͤh’ ohn’ End’ und Graͤnzen ſteiget. Ein feur’ger Andachts-Trieb Verſetzt mich in die Ewigkeit. Mein denkend Weſen breitet ſich Jn’s ungemeſſ’ne Sternen-Haus, Vor Ehrfurcht ſtumm, vor Luſt erſtaunet, aus.
Da ich anitzt die allertiefſte Hoͤhe, Den unbegrenzten Raum des holen Himmels, ſehe, Die Weite ſonder Ziel, die GOtt allein erfuͤllet, Wo Sein unendlich ewig Kleid, Geweb’t aus Licht und Dunkelheit, Sein Weſen zeiget und verhuͤllet; So ſtellet dieſer Raum recht ſichtbar, hell und klar Nicht unſerm Geiſte nur, den Augen ſelber, dar Selbſt die Unendlichkeit,
Jn
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Die himmliſche Schrift.
Jhr Sonnen, die ihr ohne Zal
Jm unergruͤndlichen unendlich-weiten Thal
Des holen Firmamentes ſtehet:
Jhr Welte, die ihr euch um dieſe Sonnen drehet,
Die voller Waͤrm und Licht, voll Stralen, Glanz und Gluht;
Es ſoll von euch mein faſt entzuͤckter Mut
Ein Andachts-volles Lied, ein Ehr-erbietigs ſingen
Dem Groſſen All zum Opfer bringen.
Jch fuͤle, daß mein angeflammter Geiſt
Dem groſſ- und kleinen Kreis der Erde ſich entreiſſt,
Zugleich ſich in die Tief’ ohn’ End’ und Anfang neiget,
Zugleich auch in die Hoͤh’ ohn’ End’ und Graͤnzen ſteiget.
Ein feur’ger Andachts-Trieb
Verſetzt mich in die Ewigkeit.
Mein denkend Weſen breitet ſich
Jn’s ungemeſſ’ne Sternen-Haus,
Vor Ehrfurcht ſtumm, vor Luſt erſtaunet, aus.
Da ich anitzt die allertiefſte Hoͤhe,
Den unbegrenzten Raum des holen Himmels, ſehe,
Die Weite ſonder Ziel, die GOtt allein erfuͤllet,
Wo Sein unendlich ewig Kleid,
Geweb’t aus Licht und Dunkelheit,
Sein Weſen zeiget und verhuͤllet;
So ſtellet dieſer Raum recht ſichtbar, hell und klar
Nicht unſerm Geiſte nur, den Augen ſelber, dar
Selbſt die Unendlichkeit,
Jn
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/216>, abgerufen am 16.02.2025.
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