Von dieser Lichter Wunder-Grösse Mit Augen der Vernunft ermesse; Da, wenn ich nah bey einem jeden stünde, Jch einen jeden ja so groß, Als wie ich itzt des ganzen Himmels Schoß, So wie ich ihn hier sehe, fünde: Jndem ja Jupiter allein, Nach aller Stern-Verständigen Beweis, Mehr als acht tausend mal soll grösser seyn, Wie unser ganzer Erden-Kreis. Ob gleich Huygenius, Cassin, Horoccius und Wendelin, La Hire, nebst Flamstedius, Auch Newton und Ricciolus Von uns'rer Sonnen Grösse schreiben, Sie sey entsetzlich, und die Zahl, Wodurch dieß helle Licht-Gefässe An Grösse dieser Erden Grösse Noch überträf', auf viel viel hundert tausend treiben; So wollen wir jedoch das allerkleinste setzen, Und sie auf hundert tausend mal Nur grösser, als die Erde, schätzen.
O GOTT! wo bin ich doch? wer bin ich? Jch ver- schwinde, Jndem ich nicht einmal die Welt, Nebst allem, was sie in sich hält, Nur in Vergleich mit einer Sonne, finde. Solch eine Grösse kommt, wie leicht zu glauben, mir, Wenn ich sie recht erwäg', entsetzlich herrlich für; Ja, wenn wir endlich gar bey dieser Gröss' und Länge
Noch
Von dieſer Lichter Wunder-Groͤſſe Mit Augen der Vernunft ermeſſe; Da, wenn ich nah bey einem jeden ſtuͤnde, Jch einen jeden ja ſo groß, Als wie ich itzt des ganzen Himmels Schoß, So wie ich ihn hier ſehe, fuͤnde: Jndem ja Jupiter allein, Nach aller Stern-Verſtaͤndigen Beweis, Mehr als acht tauſend mal ſoll groͤſſer ſeyn, Wie unſer ganzer Erden-Kreis. Ob gleich Huygenius, Caſſin, Horoccius und Wendelin, La Hire, nebſt Flamſtedius, Auch Newton und Ricciolus Von unſ’rer Sonnen Groͤſſe ſchreiben, Sie ſey entſetzlich, und die Zahl, Wodurch dieß helle Licht-Gefaͤſſe An Groͤſſe dieſer Erden Groͤſſe Noch uͤbertraͤf’, auf viel viel hundert tauſend treiben; So wollen wir jedoch das allerkleinſte ſetzen, Und ſie auf hundert tauſend mal Nur groͤſſer, als die Erde, ſchaͤtzen.
O GOTT! wo bin ich doch? wer bin ich? Jch ver- ſchwinde, Jndem ich nicht einmal die Welt, Nebſt allem, was ſie in ſich haͤlt, Nur in Vergleich mit einer Sonne, finde. Solch eine Groͤſſe kommt, wie leicht zu glauben, mir, Wenn ich ſie recht erwaͤg’, entſetzlich herrlich fuͤr; Ja, wenn wir endlich gar bey dieſer Groͤſſ’ und Laͤnge
Noch
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Von dieſer Lichter Wunder-Groͤſſe
Mit Augen der Vernunft ermeſſe;
Da, wenn ich nah bey einem jeden ſtuͤnde,
Jch einen jeden ja ſo groß,
Als wie ich itzt des ganzen Himmels Schoß,
So wie ich ihn hier ſehe, fuͤnde:
Jndem ja Jupiter allein,
Nach aller Stern-Verſtaͤndigen Beweis,
Mehr als acht tauſend mal ſoll groͤſſer ſeyn,
Wie unſer ganzer Erden-Kreis.
Ob gleich Huygenius, Caſſin,
Horoccius und Wendelin,
La Hire, nebſt Flamſtedius,
Auch Newton und Ricciolus
Von unſ’rer Sonnen Groͤſſe ſchreiben,
Sie ſey entſetzlich, und die Zahl,
Wodurch dieß helle Licht-Gefaͤſſe
An Groͤſſe dieſer Erden Groͤſſe
Noch uͤbertraͤf’, auf viel viel hundert tauſend treiben;
So wollen wir jedoch das allerkleinſte ſetzen,
Und ſie auf hundert tauſend mal
Nur groͤſſer, als die Erde, ſchaͤtzen.
O GOTT! wo bin ich doch? wer bin ich? Jch ver-
ſchwinde,
Jndem ich nicht einmal die Welt,
Nebſt allem, was ſie in ſich haͤlt,
Nur in Vergleich mit einer Sonne, finde.
Solch eine Groͤſſe kommt, wie leicht zu glauben, mir,
Wenn ich ſie recht erwaͤg’, entſetzlich herrlich fuͤr;
Ja, wenn wir endlich gar bey dieſer Groͤſſ’ und Laͤnge
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/218>, abgerufen am 21.11.2024.
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