Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite
43.
Daß wir aber dieß nicht spüren
Und empfinden, kommt daher,
Daß die Lüfte, die uns rüren,
Allenthalben gleiche schwer,
Daß sie uns nicht nur umringen,
Sondern selber durch uns dringen,
So daß, wenn mans recht erwegt,
Eine Luft die and're trägt.
44.
Wie kein Fisch im Meer ersticket,
Ob ihn gleich der Wellen Last
Unaufhörlich prest und drücket:
Dann weil sie ihn rings umfast,
Kann er auch in tiefsten Gründen
Kein zu schwer Gewicht empfinden;
Denn der Druck im Wasser-Reich
Jst von allen Seiten gleich.
45.
Dennoch ist die Last der Lüfte
Allemahl nicht gleiche schwer.
Sondern, wenn die nassen Düfte
Von den Feuchtigkeiten leer.
Wenn die Welt vom Regen feuchte,
Wird sodann der Luft-Kreiß leichte,
Und die Erde trägt und fasst
Einen Theil von ihrer Last.
46. Doch
Q 5
43.
Daß wir aber dieß nicht ſpuͤren
Und empfinden, kommt daher,
Daß die Luͤfte, die uns ruͤren,
Allenthalben gleiche ſchwer,
Daß ſie uns nicht nur umringen,
Sondern ſelber durch uns dringen,
So daß, wenn mans recht erwegt,
Eine Luft die and’re traͤgt.
44.
Wie kein Fiſch im Meer erſticket,
Ob ihn gleich der Wellen Laſt
Unaufhoͤrlich preſt und druͤcket:
Dann weil ſie ihn rings umfaſt,
Kann er auch in tiefſten Gruͤnden
Kein zu ſchwer Gewicht empfinden;
Denn der Druck im Waſſer-Reich
Jſt von allen Seiten gleich.
45.
Dennoch iſt die Laſt der Luͤfte
Allemahl nicht gleiche ſchwer.
Sondern, wenn die naſſen Duͤfte
Von den Feuchtigkeiten leer.
Wenn die Welt vom Regen feuchte,
Wird ſodann der Luft-Kreiß leichte,
Und die Erde traͤgt und faſſt
Einen Theil von ihrer Laſt.
46. Doch
Q 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0285" n="249"/>
          <lg n="59">
            <head>43.</head><lb/>
            <l>Daß wir aber dieß nicht &#x017F;pu&#x0364;ren</l><lb/>
            <l>Und empfinden, kommt daher,</l><lb/>
            <l>Daß die Lu&#x0364;fte, die uns ru&#x0364;ren,</l><lb/>
            <l>Allenthalben gleiche &#x017F;chwer,</l><lb/>
            <l>Daß &#x017F;ie uns nicht nur umringen,</l><lb/>
            <l>Sondern &#x017F;elber durch uns dringen,</l><lb/>
            <l>So daß, wenn mans recht erwegt,</l><lb/>
            <l>Eine Luft die and&#x2019;re tra&#x0364;gt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="60">
            <head>44.</head><lb/>
            <l>Wie kein Fi&#x017F;ch im Meer er&#x017F;ticket,</l><lb/>
            <l>Ob ihn gleich der Wellen La&#x017F;t</l><lb/>
            <l>Unaufho&#x0364;rlich pre&#x017F;t und dru&#x0364;cket:</l><lb/>
            <l>Dann weil &#x017F;ie ihn rings umfa&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Kann er auch in tief&#x017F;ten Gru&#x0364;nden</l><lb/>
            <l>Kein zu &#x017F;chwer Gewicht empfinden;</l><lb/>
            <l>Denn der Druck im Wa&#x017F;&#x017F;er-Reich</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t von allen Seiten gleich.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="61">
            <head>45.</head><lb/>
            <l>Dennoch i&#x017F;t die La&#x017F;t der Lu&#x0364;fte</l><lb/>
            <l>Allemahl nicht gleiche &#x017F;chwer.</l><lb/>
            <l>Sondern, wenn die na&#x017F;&#x017F;en Du&#x0364;fte</l><lb/>
            <l>Von den Feuchtigkeiten leer.</l><lb/>
            <l>Wenn die Welt vom Regen feuchte,</l><lb/>
            <l>Wird &#x017F;odann der Luft-Kreiß leichte,</l><lb/>
            <l>Und die Erde tra&#x0364;gt und fa&#x017F;&#x017F;t</l><lb/>
            <l>Einen Theil von ihrer La&#x017F;t.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">Q 5</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">46. Doch</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[249/0285] 43. Daß wir aber dieß nicht ſpuͤren Und empfinden, kommt daher, Daß die Luͤfte, die uns ruͤren, Allenthalben gleiche ſchwer, Daß ſie uns nicht nur umringen, Sondern ſelber durch uns dringen, So daß, wenn mans recht erwegt, Eine Luft die and’re traͤgt. 44. Wie kein Fiſch im Meer erſticket, Ob ihn gleich der Wellen Laſt Unaufhoͤrlich preſt und druͤcket: Dann weil ſie ihn rings umfaſt, Kann er auch in tiefſten Gruͤnden Kein zu ſchwer Gewicht empfinden; Denn der Druck im Waſſer-Reich Jſt von allen Seiten gleich. 45. Dennoch iſt die Laſt der Luͤfte Allemahl nicht gleiche ſchwer. Sondern, wenn die naſſen Duͤfte Von den Feuchtigkeiten leer. Wenn die Welt vom Regen feuchte, Wird ſodann der Luft-Kreiß leichte, Und die Erde traͤgt und faſſt Einen Theil von ihrer Laſt. 46. Doch Q 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/285
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/285>, abgerufen am 22.11.2024.