Durch sie schwinget sich und schwebet Jeder Vogel in der Höh. Was der Sonnen Stral erhebet Von der Erd' und aus der See, Wird von ihr, als wie im Wagen, Rings um uns're Welt getragen. Was die Fruchtbarkeit gebiert, Wird in ihr herum geführt.
56.
Sie erhält die Lebens-Flamme, Die in unserm Blute brennt. Sie wird wol mit Recht die Amme Uns'rer innern Wärm' genennt, Ja man sieht, wie sie die Fische Und die Pflanzen selbst erfrische, Welche durch ihr löchricht Grün Atem, wie die Tiere, ziehn.
57.
Luft ist fähig anzunemen Licht und Töne, ja sie kann Sich zu Hitz' und Frost beqvemen, Gluht und Wasser nimmt sie an. Der Geruch aus allen Dingen Kann in ihr sich aufwärts schwingen, Und es dränget ihr Gewicht Ueber sich Rauch, Flamm' und Licht,
58. Wel-
55.
Durch ſie ſchwinget ſich und ſchwebet Jeder Vogel in der Hoͤh. Was der Sonnen Stral erhebet Von der Erd’ und aus der See, Wird von ihr, als wie im Wagen, Rings um unſ’re Welt getragen. Was die Fruchtbarkeit gebiert, Wird in ihr herum gefuͤhrt.
56.
Sie erhaͤlt die Lebens-Flamme, Die in unſerm Blute brennt. Sie wird wol mit Recht die Amme Unſ’rer innern Waͤrm’ genennt, Ja man ſieht, wie ſie die Fiſche Und die Pflanzen ſelbſt erfriſche, Welche durch ihr loͤchricht Gruͤn Atem, wie die Tiere, ziehn.
57.
Luft iſt faͤhig anzunemen Licht und Toͤne, ja ſie kann Sich zu Hitz’ und Froſt beqvemen, Gluht und Waſſer nimmt ſie an. Der Geruch aus allen Dingen Kann in ihr ſich aufwaͤrts ſchwingen, Und es draͤnget ihr Gewicht Ueber ſich Rauch, Flamm’ und Licht,
58. Wel-
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55.
Durch ſie ſchwinget ſich und ſchwebet
Jeder Vogel in der Hoͤh.
Was der Sonnen Stral erhebet
Von der Erd’ und aus der See,
Wird von ihr, als wie im Wagen,
Rings um unſ’re Welt getragen.
Was die Fruchtbarkeit gebiert,
Wird in ihr herum gefuͤhrt.
56.
Sie erhaͤlt die Lebens-Flamme,
Die in unſerm Blute brennt.
Sie wird wol mit Recht die Amme
Unſ’rer innern Waͤrm’ genennt,
Ja man ſieht, wie ſie die Fiſche
Und die Pflanzen ſelbſt erfriſche,
Welche durch ihr loͤchricht Gruͤn
Atem, wie die Tiere, ziehn.
57.
Luft iſt faͤhig anzunemen
Licht und Toͤne, ja ſie kann
Sich zu Hitz’ und Froſt beqvemen,
Gluht und Waſſer nimmt ſie an.
Der Geruch aus allen Dingen
Kann in ihr ſich aufwaͤrts ſchwingen,
Und es draͤnget ihr Gewicht
Ueber ſich Rauch, Flamm’ und Licht,
58. Wel-
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/289>, abgerufen am 22.11.2024.
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