Durch dessen Reinigkeit und Wunder-hellen Schein Die Augen fast geblendet seyn.
Jch rief mein Jlschen aus dem Bette, Damit sie sich zugleich mit mir An dieser holden Zier Zu freu'n und zu ergetzen hätte. Wir konnten uns nicht satt an diesem Schimmer sehn. Es füllet itzt nicht nur ein allgemeines Licht, Sprach sie, so Luft als Land; es füll't uns das Gesicht Ein ganz besond'rer Glanz, ein ungemeines Prangen. Jch seh' an jedem Blat' ein eig'nes Tröpflein hangen, Jn welches sich der Sonnen Stral, Als wie in einen Spiegel, drücket, Und tausend Stellen auf einmal Mit hellen bunten Flammen schmücket. Man kann, sprach ich, in ihnen wunderschön Viel tausend kleine Sonnen sehn, Die aber all', um GOtt darin zu preisen, Uns auf der Sonnen Sonn', ihr herrlichs Urbild, weisen. Ein jeder süsser Blitz trifft durch das Aug' ins Herz. Die Sel', hiedurch gerührt, lenkt selbst sich Himmel-wärts, Und denkt: Wie wunderschön, wie unergründlich hell, Wie undurchdringlich licht, wie unerforschlich rein, Wie unbegreiflich klar muß aller Dinge Qvell, Muß aller Dinge Schöpfer, seyn!
Das
Durch deſſen Reinigkeit und Wunder-hellen Schein Die Augen faſt geblendet ſeyn.
Jch rief mein Jlschen aus dem Bette, Damit ſie ſich zugleich mit mir An dieſer holden Zier Zu freu’n und zu ergetzen haͤtte. Wir konnten uns nicht ſatt an dieſem Schimmer ſehn. Es fuͤllet itzt nicht nur ein allgemeines Licht, Sprach ſie, ſo Luft als Land; es fuͤll’t uns das Geſicht Ein ganz beſond’rer Glanz, ein ungemeines Prangen. Jch ſeh’ an jedem Blat’ ein eig’nes Troͤpflein hangen, Jn welches ſich der Sonnen Stral, Als wie in einen Spiegel, druͤcket, Und tauſend Stellen auf einmal Mit hellen bunten Flammen ſchmuͤcket. Man kann, ſprach ich, in ihnen wunderſchoͤn Viel tauſend kleine Sonnen ſehn, Die aber all’, um GOtt darin zu preiſen, Uns auf der Sonnen Sonn’, ihr herrlichs Urbild, weiſen. Ein jeder ſuͤſſer Blitz trifft durch das Aug’ ins Herz. Die Sel’, hiedurch geruͤhrt, lenkt ſelbſt ſich Himmel-waͤrts, Und denkt: Wie wunderſchoͤn, wie unergruͤndlich hell, Wie undurchdringlich licht, wie unerforſchlich rein, Wie unbegreiflich klar muß aller Dinge Qvell, Muß aller Dinge Schoͤpfer, ſeyn!
Das
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Durch deſſen Reinigkeit und Wunder-hellen Schein</l><lb/><l>Die Augen faſt geblendet ſeyn.</l></lg><lb/><lgn="101"><l>Jch rief mein Jlschen aus dem Bette,</l><lb/><l>Damit ſie ſich zugleich mit mir</l><lb/><l>An dieſer holden Zier</l><lb/><l>Zu freu’n und zu ergetzen haͤtte.</l><lb/><l>Wir konnten uns nicht ſatt an dieſem Schimmer ſehn.</l><lb/><l>Es fuͤllet itzt nicht nur ein allgemeines Licht,</l><lb/><l>Sprach ſie, ſo Luft als Land; es fuͤll’t uns das Geſicht</l><lb/><l>Ein ganz beſond’rer Glanz, ein ungemeines Prangen.</l><lb/><l>Jch ſeh’ an jedem Blat’ ein eig’nes Troͤpflein hangen,</l><lb/><l>Jn welches ſich der Sonnen Stral,</l><lb/><l>Als wie in einen Spiegel, druͤcket,</l><lb/><l>Und tauſend Stellen auf einmal</l><lb/><l>Mit hellen bunten Flammen ſchmuͤcket.</l><lb/><l>Man kann, ſprach ich, in ihnen wunderſchoͤn</l><lb/><l>Viel tauſend kleine Sonnen ſehn,</l><lb/><l>Die aber all’, um GOtt darin zu preiſen,</l><lb/><l>Uns auf der Sonnen Sonn’, ihr herrlichs Urbild, weiſen.</l><lb/><l>Ein jeder ſuͤſſer Blitz trifft durch das Aug’ ins Herz.</l><lb/><l>Die Sel’, hiedurch geruͤhrt, lenkt ſelbſt ſich Himmel-waͤrts,</l><lb/><l>Und denkt: Wie wunderſchoͤn, wie unergruͤndlich hell,</l><lb/><l>Wie undurchdringlich licht, wie unerforſchlich rein,</l><lb/><l>Wie unbegreiflich klar muß aller Dinge Qvell,</l><lb/><l>Muß aller Dinge Schoͤpfer, ſeyn!</l></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Das</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[264/0300]
Durch deſſen Reinigkeit und Wunder-hellen Schein
Die Augen faſt geblendet ſeyn.
Jch rief mein Jlschen aus dem Bette,
Damit ſie ſich zugleich mit mir
An dieſer holden Zier
Zu freu’n und zu ergetzen haͤtte.
Wir konnten uns nicht ſatt an dieſem Schimmer ſehn.
Es fuͤllet itzt nicht nur ein allgemeines Licht,
Sprach ſie, ſo Luft als Land; es fuͤll’t uns das Geſicht
Ein ganz beſond’rer Glanz, ein ungemeines Prangen.
Jch ſeh’ an jedem Blat’ ein eig’nes Troͤpflein hangen,
Jn welches ſich der Sonnen Stral,
Als wie in einen Spiegel, druͤcket,
Und tauſend Stellen auf einmal
Mit hellen bunten Flammen ſchmuͤcket.
Man kann, ſprach ich, in ihnen wunderſchoͤn
Viel tauſend kleine Sonnen ſehn,
Die aber all’, um GOtt darin zu preiſen,
Uns auf der Sonnen Sonn’, ihr herrlichs Urbild, weiſen.
Ein jeder ſuͤſſer Blitz trifft durch das Aug’ ins Herz.
Die Sel’, hiedurch geruͤhrt, lenkt ſelbſt ſich Himmel-waͤrts,
Und denkt: Wie wunderſchoͤn, wie unergruͤndlich hell,
Wie undurchdringlich licht, wie unerforſchlich rein,
Wie unbegreiflich klar muß aller Dinge Qvell,
Muß aller Dinge Schoͤpfer, ſeyn!
Das
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/300>, abgerufen am 27.07.2024.
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