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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.

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Als ob sie einen Schatz von grossem Wehrt gefunden.
Jch nam es hin, besah es eigentlich,
Und fand auf seinen klaren Flügeln,
Als wie in kleinen glatten Spiegeln,
Der schön'sten Farben Schmuck mit einem Glanz ver-
bunden.

Hierauf bewundert' ich von dieser Creatur
Die seltsame Figur,
Den runden klaren Kopf, der nichts als Auge scheint,
So manchen Fuß, der sich fast mit dem Kopf vereint,
Den dünnen langen Leib, der hier und dar
Sehr zierlich eingekerbt, und sonst so glänzend war,
Daß er recht eigentlich als amailliret,
Und dessen lieblich Blau
Noch durch ein schönes Schwarz erhöhet und gezieret.
Jndem ich es nun mit Bedacht beschau;
Fiel mir darüber ein:
Wozu mag solch ein Tier wol nützlich seyn?
Zu Anfang meynt' ich zwar
So sondern Nutzen nicht zu finden,
Und dachte schon: Wer kann des Schöpfers Weg' er-
gründen?
Und dieß ist mehr als gar zu wahr.
Allein von ungefehr
Erblick' ich, wie sie kleine Mücken,
Um sie zu fressen, schnell berücken.
Jch sehe, sag't' ich, itzt,
Wie und worin dieß kleine Tier
Der Welt, und folglich dir und mir,

Ob

Als ob ſie einen Schatz von groſſem Wehrt gefunden.
Jch nam es hin, beſah es eigentlich,
Und fand auf ſeinen klaren Fluͤgeln,
Als wie in kleinen glatten Spiegeln,
Der ſchoͤn’ſten Farben Schmuck mit einem Glanz ver-
bunden.

Hierauf bewundert’ ich von dieſer Creatur
Die ſeltſame Figur,
Den runden klaren Kopf, der nichts als Auge ſcheint,
So manchen Fuß, der ſich faſt mit dem Kopf vereint,
Den duͤnnen langen Leib, der hier und dar
Sehr zierlich eingekerbt, und ſonſt ſo glaͤnzend war,
Daß er recht eigentlich als amailliret,
Und deſſen lieblich Blau
Noch durch ein ſchoͤnes Schwarz erhoͤhet und gezieret.
Jndem ich es nun mit Bedacht beſchau;
Fiel mir daruͤber ein:
Wozu mag ſolch ein Tier wol nuͤtzlich ſeyn?
Zu Anfang meynt’ ich zwar
So ſondern Nutzen nicht zu finden,
Und dachte ſchon: Wer kann des Schoͤpfers Weg’ er-
gruͤnden?
Und dieß iſt mehr als gar zu wahr.
Allein von ungefehr
Erblick’ ich, wie ſie kleine Muͤcken,
Um ſie zu freſſen, ſchnell beruͤcken.
Jch ſehe, ſag’t’ ich, itzt,
Wie und worin dieß kleine Tier
Der Welt, und folglich dir und mir,

Ob
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[266/0302] Als ob ſie einen Schatz von groſſem Wehrt gefunden. Jch nam es hin, beſah es eigentlich, Und fand auf ſeinen klaren Fluͤgeln, Als wie in kleinen glatten Spiegeln, Der ſchoͤn’ſten Farben Schmuck mit einem Glanz ver- bunden. Hierauf bewundert’ ich von dieſer Creatur Die ſeltſame Figur, Den runden klaren Kopf, der nichts als Auge ſcheint, So manchen Fuß, der ſich faſt mit dem Kopf vereint, Den duͤnnen langen Leib, der hier und dar Sehr zierlich eingekerbt, und ſonſt ſo glaͤnzend war, Daß er recht eigentlich als amailliret, Und deſſen lieblich Blau Noch durch ein ſchoͤnes Schwarz erhoͤhet und gezieret. Jndem ich es nun mit Bedacht beſchau; Fiel mir daruͤber ein: Wozu mag ſolch ein Tier wol nuͤtzlich ſeyn? Zu Anfang meynt’ ich zwar So ſondern Nutzen nicht zu finden, Und dachte ſchon: Wer kann des Schoͤpfers Weg’ er- gruͤnden? Und dieß iſt mehr als gar zu wahr. Allein von ungefehr Erblick’ ich, wie ſie kleine Muͤcken, Um ſie zu freſſen, ſchnell beruͤcken. Jch ſehe, ſag’t’ ich, itzt, Wie und worin dieß kleine Tier Der Welt, und folglich dir und mir, Ob

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/302>, abgerufen am 22.11.2024.