Wer kann GOttes Lieb' ergründen? Wer kann Seine Macht versteh'n? Daß wir ohne Müh' empfinden, Hören, riechen, schmecken, seh'n Sonder Arbeit und Studiren, Kann man durch die Sinne spüren. Diese Gab' allein ist wehrt, Daß man GOTT allein verehrt.
151.
Wie der Sonnen Geist die Hölen Uns'rer Luft im Stral durchbricht; Also stral't aus unsern Selen Ein beständig sinnlich Licht, Wodurch aller Menschen Sinnen Die Empfindungs-Kraft gewinnen. Alles, was man sinnt und thut, Stammt aus dieser innern Gluht.
152.
Diesen wiederhol'ten Lehren Folge denn doch jedermann! Braucht dieß Licht zu GOttes Ehren! Seht die Welt mit Andacht an! Such't mit GOttes Werk die Selen Durch die Sinne zu vermälen, Und erzielt, wenn ihr euch freu't, Kinder brünst'ger Dankbarkeit!
153. Müsst
150.
Wer kann GOttes Lieb’ ergruͤnden? Wer kann Seine Macht verſteh’n? Daß wir ohne Muͤh’ empfinden, Hoͤren, riechen, ſchmecken, ſeh’n Sonder Arbeit und Studiren, Kann man durch die Sinne ſpuͤren. Dieſe Gab’ allein iſt wehrt, Daß man GOTT allein verehrt.
151.
Wie der Sonnen Geiſt die Hoͤlen Unſ’rer Luft im Stral durchbricht; Alſo ſtral’t aus unſern Selen Ein beſtaͤndig ſinnlich Licht, Wodurch aller Menſchen Sinnen Die Empfindungs-Kraft gewinnen. Alles, was man ſinnt und thut, Stammt aus dieſer innern Gluht.
152.
Dieſen wiederhol’ten Lehren Folge denn doch jedermann! Braucht dieß Licht zu GOttes Ehren! Seht die Welt mit Andacht an! Such’t mit GOttes Werk die Selen Durch die Sinne zu vermaͤlen, Und erzielt, wenn ihr euch freu’t, Kinder bruͤnſt’ger Dankbarkeit!
153. Muͤſſt
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150.
Wer kann GOttes Lieb’ ergruͤnden?
Wer kann Seine Macht verſteh’n?
Daß wir ohne Muͤh’ empfinden,
Hoͤren, riechen, ſchmecken, ſeh’n
Sonder Arbeit und Studiren,
Kann man durch die Sinne ſpuͤren.
Dieſe Gab’ allein iſt wehrt,
Daß man GOTT allein verehrt.
151.
Wie der Sonnen Geiſt die Hoͤlen
Unſ’rer Luft im Stral durchbricht;
Alſo ſtral’t aus unſern Selen
Ein beſtaͤndig ſinnlich Licht,
Wodurch aller Menſchen Sinnen
Die Empfindungs-Kraft gewinnen.
Alles, was man ſinnt und thut,
Stammt aus dieſer innern Gluht.
152.
Dieſen wiederhol’ten Lehren
Folge denn doch jedermann!
Braucht dieß Licht zu GOttes Ehren!
Seht die Welt mit Andacht an!
Such’t mit GOttes Werk die Selen
Durch die Sinne zu vermaͤlen,
Und erzielt, wenn ihr euch freu’t,
Kinder bruͤnſt’ger Dankbarkeit!
153. Muͤſſt
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/372>, abgerufen am 22.11.2024.
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