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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.

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Auch Häuser um Gebüsch, Gebüsch um Häuser liegen,
Die uns den klaren Fluß der Bille zwar verstecken,
Jedoch in ihnen selbst viel schönes uns entdecken:
Der Dächer feurigs rot, der Bäume vielfach grün,
So sonder Ordnung zwar, doch eben dadurch schön
Stets wechslend durch einander stehn,
Bemühen sich, allein auf sich den Blick zu ziehn.

Dreh' ich die Augen nun noch mehr zur linken Hand;
So sieht man den erhab'nen Sand
Von Schiffbeck, dessen Rücken
Viel Eichen einzeln teils, und teils versammlet schmücken,
Ja was noch mehr, man siehet Steinbecks Spitze,
Die auch den Schiffenden als wie ein Pharus nütze,
Gar deutlich. Ferner sieht man noch
Ganz in der Fern' ein rechtes Joch
Von Hügeln, die den Blick fast bis auf Bergdorf führen,
Ganz bläulich, wie ein Duft, sich in der Luft verlieren.
Man sieht darauf hierherwärts hin und wieder
Bald einen sandigten, bald grünen Strich mit Haufen
Bald gegen sich, bald auf und nieder
Jn stetem Wechsel gleichsam laufen,
Bald blaue Linien von holden krausen Büschen
Den gelben Linien sich untermischen,
Und bald die Höhen, bald die Flächen
Mit holdem Wechsel unterbrechen,
Jn deren Aenderung und Unterscheid
Der schönen Landschaft Lieblichkeit
Am meisten fast bestehet.
Wenn man nun weiter noch sich nach der Linken drehet;

Wird

Auch Haͤuſer um Gebuͤſch, Gebuͤſch um Haͤuſer liegen,
Die uns den klaren Fluß der Bille zwar verſtecken,
Jedoch in ihnen ſelbſt viel ſchoͤnes uns entdecken:
Der Daͤcher feurigs rot, der Baͤume vielfach gruͤn,
So ſonder Ordnung zwar, doch eben dadurch ſchoͤn
Stets wechſlend durch einander ſtehn,
Bemuͤhen ſich, allein auf ſich den Blick zu ziehn.

Dreh’ ich die Augen nun noch mehr zur linken Hand;
So ſieht man den erhab’nen Sand
Von Schiffbeck, deſſen Ruͤcken
Viel Eichen einzeln teils, und teils verſammlet ſchmuͤcken,
Ja was noch mehr, man ſiehet Steinbecks Spitze,
Die auch den Schiffenden als wie ein Pharus nuͤtze,
Gar deutlich. Ferner ſieht man noch
Ganz in der Fern’ ein rechtes Joch
Von Huͤgeln, die den Blick faſt bis auf Bergdorf fuͤhren,
Ganz blaͤulich, wie ein Duft, ſich in der Luft verlieren.
Man ſieht darauf hierherwaͤrts hin und wieder
Bald einen ſandigten, bald gruͤnen Strich mit Haufen
Bald gegen ſich, bald auf und nieder
Jn ſtetem Wechſel gleichſam laufen,
Bald blaue Linien von holden krauſen Buͤſchen
Den gelben Linien ſich untermiſchen,
Und bald die Hoͤhen, bald die Flaͤchen
Mit holdem Wechſel unterbrechen,
Jn deren Aenderung und Unterſcheid
Der ſchoͤnen Landſchaft Lieblichkeit
Am meiſten faſt beſtehet.
Wenn man nun weiter noch ſich nach der Linken drehet;

Wird
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[354/0390] Auch Haͤuſer um Gebuͤſch, Gebuͤſch um Haͤuſer liegen, Die uns den klaren Fluß der Bille zwar verſtecken, Jedoch in ihnen ſelbſt viel ſchoͤnes uns entdecken: Der Daͤcher feurigs rot, der Baͤume vielfach gruͤn, So ſonder Ordnung zwar, doch eben dadurch ſchoͤn Stets wechſlend durch einander ſtehn, Bemuͤhen ſich, allein auf ſich den Blick zu ziehn. Dreh’ ich die Augen nun noch mehr zur linken Hand; So ſieht man den erhab’nen Sand Von Schiffbeck, deſſen Ruͤcken Viel Eichen einzeln teils, und teils verſammlet ſchmuͤcken, Ja was noch mehr, man ſiehet Steinbecks Spitze, Die auch den Schiffenden als wie ein Pharus nuͤtze, Gar deutlich. Ferner ſieht man noch Ganz in der Fern’ ein rechtes Joch Von Huͤgeln, die den Blick faſt bis auf Bergdorf fuͤhren, Ganz blaͤulich, wie ein Duft, ſich in der Luft verlieren. Man ſieht darauf hierherwaͤrts hin und wieder Bald einen ſandigten, bald gruͤnen Strich mit Haufen Bald gegen ſich, bald auf und nieder Jn ſtetem Wechſel gleichſam laufen, Bald blaue Linien von holden krauſen Buͤſchen Den gelben Linien ſich untermiſchen, Und bald die Hoͤhen, bald die Flaͤchen Mit holdem Wechſel unterbrechen, Jn deren Aenderung und Unterſcheid Der ſchoͤnen Landſchaft Lieblichkeit Am meiſten faſt beſtehet. Wenn man nun weiter noch ſich nach der Linken drehet; Wird

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/390>, abgerufen am 27.07.2024.