Absonderlich, wenn man bald dort, bald hier Jn lauer Luft, durch häufiges begiessen Sieht kleine Wasser-Bäche fliessen, Die, da sie fast recht wie Fontainen spielen, Den Blick so gar von weitem lieblich külen.
Zuletzt beschliesst der Blick die angeneme Reise, Die er in einem grossen Kreise, Von wie viel Meilen groß, gethan: Sieht aber noch vorher vier schöne Gärten an, Die mir zur linken Hand, und auf verschied'ne Weise Von Kunst und von Natur geschmücket liegen, Worunter der, so mir am nächsten, An Kunst so wol als Kostbarkeit am höchsten Mit Recht zu schätzen ist.
Um mich nun auch am holden Gegenstand Der fernen Schönheit zu vergnügen: Nam ich darauf ein Perspectiv zur Hand, Und sah Verwund'rungs-voll viel Herrlichkeiten liegen, Die mein geschärfter Blick, durchs klare Glas gestärkt, Anitzt mit tausend Lust, und nie vorher bemerkt. Das, so erst fern und ganz unsichtbar war, Ward nicht nur sichtbar, deutlich, klar; Es ward recht nah herzu gezogen: Es schien hiedurch, als wär mir eine neue Welt Auf einmal vorgestellt.
So mancher Ort, wo Licht mit grüner Dunkelheit, Und dunkel-grün mit Licht verwunderlich gemischet, Ergetzet und erfrischet Mein sehendes Gesicht
Mit
Abſonderlich, wenn man bald dort, bald hier Jn lauer Luft, durch haͤufiges begieſſen Sieht kleine Waſſer-Baͤche flieſſen, Die, da ſie faſt recht wie Fontainen ſpielen, Den Blick ſo gar von weitem lieblich kuͤlen.
Zuletzt beſchlieſſt der Blick die angeneme Reiſe, Die er in einem groſſen Kreiſe, Von wie viel Meilen groß, gethan: Sieht aber noch vorher vier ſchoͤne Gaͤrten an, Die mir zur linken Hand, und auf verſchied’ne Weiſe Von Kunſt und von Natur geſchmuͤcket liegen, Worunter der, ſo mir am naͤchſten, An Kunſt ſo wol als Koſtbarkeit am hoͤchſten Mit Recht zu ſchaͤtzen iſt.
Um mich nun auch am holden Gegenſtand Der fernen Schoͤnheit zu vergnuͤgen: Nam ich darauf ein Perſpectiv zur Hand, Und ſah Verwund’rungs-voll viel Herrlichkeiten liegen, Die mein geſchaͤrfter Blick, durchs klare Glas geſtaͤrkt, Anitzt mit tauſend Luſt, und nie vorher bemerkt. Das, ſo erſt fern und ganz unſichtbar war, Ward nicht nur ſichtbar, deutlich, klar; Es ward recht nah herzu gezogen: Es ſchien hiedurch, als waͤr mir eine neue Welt Auf einmal vorgeſtellt.
So mancher Ort, wo Licht mit gruͤner Dunkelheit, Und dunkel-gruͤn mit Licht verwunderlich gemiſchet, Ergetzet und erfriſchet Mein ſehendes Geſicht
Mit
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgn="13"><l><pbfacs="#f0392"n="356"/>
Abſonderlich, wenn man bald dort, bald hier</l><lb/><l>Jn lauer Luft, durch haͤufiges begieſſen</l><lb/><l>Sieht kleine Waſſer-Baͤche flieſſen,</l><lb/><l>Die, da ſie faſt recht wie Fontainen ſpielen,</l><lb/><l>Den Blick ſo gar von weitem lieblich kuͤlen.</l></lg><lb/><lgn="14"><l>Zuletzt beſchlieſſt der Blick die angeneme Reiſe,</l><lb/><l>Die er in einem groſſen Kreiſe,</l><lb/><l>Von wie viel Meilen groß, gethan:</l><lb/><l>Sieht aber noch vorher vier ſchoͤne Gaͤrten an,</l><lb/><l>Die mir zur linken Hand, und auf verſchied’ne Weiſe</l><lb/><l>Von Kunſt und von Natur geſchmuͤcket liegen,</l><lb/><l>Worunter der, ſo mir am naͤchſten,</l><lb/><l>An Kunſt ſo wol als Koſtbarkeit am hoͤchſten</l><lb/><l>Mit Recht zu ſchaͤtzen iſt.</l></lg><lb/><lgn="15"><l>Um mich nun auch am holden Gegenſtand</l><lb/><l>Der fernen Schoͤnheit zu vergnuͤgen:</l><lb/><l>Nam ich darauf ein Perſpectiv zur Hand,</l><lb/><l>Und ſah Verwund’rungs-voll viel Herrlichkeiten liegen,</l><lb/><l>Die mein geſchaͤrfter Blick, durchs klare Glas geſtaͤrkt,</l><lb/><l>Anitzt mit tauſend Luſt, und nie vorher bemerkt.</l><lb/><l>Das, ſo erſt fern und ganz unſichtbar war,</l><lb/><l>Ward nicht nur ſichtbar, deutlich, klar;</l><lb/><l>Es ward recht nah herzu gezogen:</l><lb/><l>Es ſchien hiedurch, als waͤr mir eine neue Welt</l><lb/><l>Auf einmal vorgeſtellt.</l></lg><lb/><lgn="16"><l>So mancher Ort, wo Licht mit gruͤner Dunkelheit,</l><lb/><l>Und dunkel-gruͤn mit Licht verwunderlich gemiſchet,</l><lb/><l>Ergetzet und erfriſchet</l><lb/><l>Mein ſehendes Geſicht</l><lb/><l><fwplace="bottom"type="catch">Mit</fw><lb/></l></lg></div></div></body></text></TEI>
[356/0392]
Abſonderlich, wenn man bald dort, bald hier
Jn lauer Luft, durch haͤufiges begieſſen
Sieht kleine Waſſer-Baͤche flieſſen,
Die, da ſie faſt recht wie Fontainen ſpielen,
Den Blick ſo gar von weitem lieblich kuͤlen.
Zuletzt beſchlieſſt der Blick die angeneme Reiſe,
Die er in einem groſſen Kreiſe,
Von wie viel Meilen groß, gethan:
Sieht aber noch vorher vier ſchoͤne Gaͤrten an,
Die mir zur linken Hand, und auf verſchied’ne Weiſe
Von Kunſt und von Natur geſchmuͤcket liegen,
Worunter der, ſo mir am naͤchſten,
An Kunſt ſo wol als Koſtbarkeit am hoͤchſten
Mit Recht zu ſchaͤtzen iſt.
Um mich nun auch am holden Gegenſtand
Der fernen Schoͤnheit zu vergnuͤgen:
Nam ich darauf ein Perſpectiv zur Hand,
Und ſah Verwund’rungs-voll viel Herrlichkeiten liegen,
Die mein geſchaͤrfter Blick, durchs klare Glas geſtaͤrkt,
Anitzt mit tauſend Luſt, und nie vorher bemerkt.
Das, ſo erſt fern und ganz unſichtbar war,
Ward nicht nur ſichtbar, deutlich, klar;
Es ward recht nah herzu gezogen:
Es ſchien hiedurch, als waͤr mir eine neue Welt
Auf einmal vorgeſtellt.
So mancher Ort, wo Licht mit gruͤner Dunkelheit,
Und dunkel-gruͤn mit Licht verwunderlich gemiſchet,
Ergetzet und erfriſchet
Mein ſehendes Geſicht
Mit
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/392>, abgerufen am 27.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.