Wie zierlich und wie klar Figur- und Farben seyn; So sehn wir leider doch, daß Menschen auf der Erden Gefunden werden, Die solchen ungemess'nen Platz, Die einen solchen Schatz Von Bildung, Farben, Glanz und Licht Nicht so viel würdigen, daß sie zu GOttes Ehren Jhr bloß auf Geld erpicht Gesicht Auf dieses grosse Wunder kehren. Hör auf, geliebter Mensch, den Schöpfer zu verachten! Komm, laß uns, GOtt zum Ruhm, das Firmament betrachten!
Es wird der Himmel nicht so sehr Mit schönen Farben ausgeschmücket, Als man an ihm vielmehr Ein buntes Licht, das allgemein, erblicket. Man sieht von ungezählten Bildern Veränderungen ohne Zahl, Womit sich itzund auf einmal Die ungemess'nen Tiefen schildern. Der Wolken meistens halbe Kreise, Die allzumal ihr glänzend prangen, Nachdem sie hoch und dick, auf ganz verschied'ne Weise Vom Licht, das an sie stral't, empfangen, Zerteilen sich bald hie bald dort, Wodurch wir Brüche, Tiefen, Höhen Und Oeffnungen an manchem Ort Mit Lust und mit Verwund'rung sehen. Man siehet oft, mit recht vergnüg'ter Selen, Durch schwarze bald, und bald durch braune, Hölen, Ein den Sapphir weit übertreffend Blau; Jndem der Wolken Dunkelheit
Des
Wie zierlich und wie klar Figur- und Farben ſeyn; So ſehn wir leider doch, daß Menſchen auf der Erden Gefunden werden, Die ſolchen ungemeſſ’nen Platz, Die einen ſolchen Schatz Von Bildung, Farben, Glanz und Licht Nicht ſo viel wuͤrdigen, daß ſie zu GOttes Ehren Jhr bloß auf Geld erpicht Geſicht Auf dieſes groſſe Wunder kehren. Hoͤr auf, geliebter Menſch, den Schoͤpfer zu verachten! Komm, laß uns, GOtt zum Ruhm, das Firmament betrachten!
Es wird der Himmel nicht ſo ſehr Mit ſchoͤnen Farben ausgeſchmuͤcket, Als man an ihm vielmehr Ein buntes Licht, das allgemein, erblicket. Man ſieht von ungezaͤhlten Bildern Veraͤnderungen ohne Zahl, Womit ſich itzund auf einmal Die ungemeſſ’nen Tiefen ſchildern. Der Wolken meiſtens halbe Kreiſe, Die allzumal ihr glaͤnzend prangen, Nachdem ſie hoch und dick, auf ganz verſchied’ne Weiſe Vom Licht, das an ſie ſtral’t, empfangen, Zerteilen ſich bald hie bald dort, Wodurch wir Bruͤche, Tiefen, Hoͤhen Und Oeffnungen an manchem Ort Mit Luſt und mit Verwund’rung ſehen. Man ſiehet oft, mit recht vergnuͤg’ter Selen, Durch ſchwarze bald, und bald durch braune, Hoͤlen, Ein den Sapphir weit uͤbertreffend Blau; Jndem der Wolken Dunkelheit
Des
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Wie zierlich und wie klar Figur- und Farben ſeyn;</l><lb/><l>So ſehn wir leider doch, daß Menſchen auf der Erden</l><lb/><l>Gefunden werden,</l><lb/><l>Die ſolchen ungemeſſ’nen Platz,</l><lb/><l>Die einen ſolchen Schatz</l><lb/><l>Von Bildung, Farben, Glanz und Licht</l><lb/><l>Nicht ſo viel wuͤrdigen, daß ſie zu GOttes Ehren</l><lb/><l>Jhr bloß auf Geld erpicht Geſicht</l><lb/><l>Auf dieſes groſſe Wunder kehren.</l><lb/><l>Hoͤr auf, geliebter Menſch, den Schoͤpfer zu verachten!</l><lb/><l>Komm, laß uns, GOtt zum Ruhm, das Firmament betrachten!</l></lg><lb/><lgn="1"><l>Es wird der Himmel nicht ſo ſehr</l><lb/><l>Mit ſchoͤnen Farben ausgeſchmuͤcket,</l><lb/><l>Als man an ihm vielmehr</l><lb/><l>Ein buntes Licht, das allgemein, erblicket.</l><lb/><l>Man ſieht von ungezaͤhlten Bildern</l><lb/><l>Veraͤnderungen ohne Zahl,</l><lb/><l>Womit ſich itzund auf einmal</l><lb/><l>Die ungemeſſ’nen Tiefen ſchildern.</l><lb/><l>Der Wolken meiſtens halbe Kreiſe,</l><lb/><l>Die allzumal ihr glaͤnzend prangen,</l><lb/><l>Nachdem ſie hoch und dick, auf ganz verſchied’ne Weiſe</l><lb/><l>Vom Licht, das an ſie ſtral’t, empfangen,</l><lb/><l>Zerteilen ſich bald hie bald dort,</l><lb/><l>Wodurch wir Bruͤche, Tiefen, Hoͤhen</l><lb/><l>Und Oeffnungen an manchem Ort</l><lb/><l>Mit Luſt und mit Verwund’rung ſehen.</l><lb/><l>Man ſiehet oft, mit recht vergnuͤg’ter Selen,</l><lb/><l>Durch ſchwarze bald, und bald durch braune, Hoͤlen,</l><lb/><l>Ein den Sapphir weit uͤbertreffend Blau;</l><lb/><l>Jndem der Wolken Dunkelheit</l><lb/><l><fwplace="bottom"type="catch">Des</fw><lb/></l></lg></div></div></body></text></TEI>
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Wie zierlich und wie klar Figur- und Farben ſeyn;
So ſehn wir leider doch, daß Menſchen auf der Erden
Gefunden werden,
Die ſolchen ungemeſſ’nen Platz,
Die einen ſolchen Schatz
Von Bildung, Farben, Glanz und Licht
Nicht ſo viel wuͤrdigen, daß ſie zu GOttes Ehren
Jhr bloß auf Geld erpicht Geſicht
Auf dieſes groſſe Wunder kehren.
Hoͤr auf, geliebter Menſch, den Schoͤpfer zu verachten!
Komm, laß uns, GOtt zum Ruhm, das Firmament betrachten!
Es wird der Himmel nicht ſo ſehr
Mit ſchoͤnen Farben ausgeſchmuͤcket,
Als man an ihm vielmehr
Ein buntes Licht, das allgemein, erblicket.
Man ſieht von ungezaͤhlten Bildern
Veraͤnderungen ohne Zahl,
Womit ſich itzund auf einmal
Die ungemeſſ’nen Tiefen ſchildern.
Der Wolken meiſtens halbe Kreiſe,
Die allzumal ihr glaͤnzend prangen,
Nachdem ſie hoch und dick, auf ganz verſchied’ne Weiſe
Vom Licht, das an ſie ſtral’t, empfangen,
Zerteilen ſich bald hie bald dort,
Wodurch wir Bruͤche, Tiefen, Hoͤhen
Und Oeffnungen an manchem Ort
Mit Luſt und mit Verwund’rung ſehen.
Man ſiehet oft, mit recht vergnuͤg’ter Selen,
Durch ſchwarze bald, und bald durch braune, Hoͤlen,
Ein den Sapphir weit uͤbertreffend Blau;
Jndem der Wolken Dunkelheit
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/40>, abgerufen am 21.11.2024.
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