Dem GOTT, Der dich gemacht, zum Ruhme, Ein Opfer meiner Lust zu bringen, Und deine Schönheit zu besingen.
Der Sommer pflanzt' in dir, eh' er von hinnen schiede, Zum Schmuck des Herbstes, noch die schön'ste Pyramide, Und schmückte sie zuletzt mit manchem grünen Strauß, Mit manchem Bluhmen-Knopf, mit vielen Bluhmen, aus. Wann der Egypter Ehren-Seulen, Wovon wir so viel Wunder lesen, Ein Wunder von der Kunst gewesen; So bist du, schön'ste Bluhm', in allen deinen Teilen Ein Wunder der Natur. Denn jene waren bloß, Dieweil sie ungeheuer groß, So hoch geschätzet und berühmet. Wo aber war an ihnen was zu sehn, Das so gefärbt, so lieblich und so schön, Als, da dich die Natur mit eig'ner Hand beblühmet, An dir, o schöne Malva, glänzt? Du bist rings um geblühmt, du bist rings um bekränzt, Jndem von unten an bis oben zu den Spitzen Stets Bluhm' und Laub in gleichem Wechsel sitzen. Wenn Menschen-Hände sie mit Fleiß gewunden, Und Bluhmen in das Kraut gebunden; So könnten sie unmöglich besser Und richtiger geordnet seyn. Die untersten sind immer grösser, Die öbersten hingegen klein. Die untersten, wenn sie geöffnet stehen, Sind fast wie Rosen anzusehen
An.
II. Theil. A a
Dem GOTT, Der dich gemacht, zum Ruhme, Ein Opfer meiner Luſt zu bringen, Und deine Schoͤnheit zu beſingen.
Der Sommer pflanzt’ in dir, eh’ er von hinnen ſchiede, Zum Schmuck des Herbſtes, noch die ſchoͤn’ſte Pyramide, Und ſchmuͤckte ſie zuletzt mit manchem gruͤnen Strauß, Mit manchem Bluhmen-Knopf, mit vielen Bluhmen, aus. Wann der Egypter Ehren-Seulen, Wovon wir ſo viel Wunder leſen, Ein Wunder von der Kunſt geweſen; So biſt du, ſchoͤn’ſte Bluhm’, in allen deinen Teilen Ein Wunder der Natur. Denn jene waren bloß, Dieweil ſie ungeheuer groß, So hoch geſchaͤtzet und beruͤhmet. Wo aber war an ihnen was zu ſehn, Das ſo gefaͤrbt, ſo lieblich und ſo ſchoͤn, Als, da dich die Natur mit eig’ner Hand bebluͤhmet, An dir, o ſchoͤne Malva, glaͤnzt? Du biſt rings um gebluͤhmt, du biſt rings um bekraͤnzt, Jndem von unten an bis oben zu den Spitzen Stets Bluhm’ und Laub in gleichem Wechſel ſitzen. Wenn Menſchen-Haͤnde ſie mit Fleiß gewunden, Und Bluhmen in das Kraut gebunden; So koͤnnten ſie unmoͤglich beſſer Und richtiger geordnet ſeyn. Die unterſten ſind immer groͤſſer, Die oͤberſten hingegen klein. Die unterſten, wenn ſie geoͤffnet ſtehen, Sind faſt wie Roſen anzuſehen
An.
II. Theil. A a
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Dem GOTT, Der dich gemacht, zum Ruhme,
Ein Opfer meiner Luſt zu bringen,
Und deine Schoͤnheit zu beſingen.
Der Sommer pflanzt’ in dir, eh’ er von hinnen ſchiede,
Zum Schmuck des Herbſtes, noch die ſchoͤn’ſte Pyramide,
Und ſchmuͤckte ſie zuletzt mit manchem gruͤnen Strauß,
Mit manchem Bluhmen-Knopf, mit vielen Bluhmen, aus.
Wann der Egypter Ehren-Seulen,
Wovon wir ſo viel Wunder leſen,
Ein Wunder von der Kunſt geweſen;
So biſt du, ſchoͤn’ſte Bluhm’, in allen deinen Teilen
Ein Wunder der Natur. Denn jene waren bloß,
Dieweil ſie ungeheuer groß,
So hoch geſchaͤtzet und beruͤhmet.
Wo aber war an ihnen was zu ſehn,
Das ſo gefaͤrbt, ſo lieblich und ſo ſchoͤn,
Als, da dich die Natur mit eig’ner Hand bebluͤhmet,
An dir, o ſchoͤne Malva, glaͤnzt?
Du biſt rings um gebluͤhmt, du biſt rings um bekraͤnzt,
Jndem von unten an bis oben zu den Spitzen
Stets Bluhm’ und Laub in gleichem Wechſel ſitzen.
Wenn Menſchen-Haͤnde ſie mit Fleiß gewunden,
Und Bluhmen in das Kraut gebunden;
So koͤnnten ſie unmoͤglich beſſer
Und richtiger geordnet ſeyn.
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Die unterſten, wenn ſie geoͤffnet ſtehen,
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An.
II. Theil. A a
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/405>, abgerufen am 27.07.2024.
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