Es stachen beyde sich von dem so holden Grünen Recht unvergleichlich ab. Die grünlich-blaue Schatten, Die fast die ganze Luft als wie benebelt hatten, Vermehrten, bey dem Stral, den Schmuck an mancher Stelle. Bald war ein Zweig halb dunkel und halb helle, Und kurz, ein sanftes licht- und grünes Schatten-Spiel War unsers Herzens Lust, und uns'rer Augen Ziel; Worüber wir auf GOtt, den weisen Schöpfer, dachten, Und Jhm, in uns'rer Lust, ein frohes Dank-Lied brachten: Darum, daß nicht allein So vieler Form- und Farben Schein Die Wunder-schöne Welt erfüllet; Daß uns das helle Sonnen-Licht Derselben schönen Schmuck enthüllet; Daß unser forschendes Gesicht Zum Schutz, zur Lust in unserm Leben Er uns gegeben; Nein, daß auch die Geschöpf, durch uns'rer Sinne Thüren, Jn holder Lust uns zu dem Schöpfer führen; Daß uns die Fähigkeit geschenkt ist, GOtt zu Ehren, Zu schmecken, fülen, sehn, zu riechen und zu hören.
Gar-
D d 2
Es ſtachen beyde ſich von dem ſo holden Gruͤnen Recht unvergleichlich ab. Die gruͤnlich-blaue Schatten, Die faſt die ganze Luft als wie benebelt hatten, Vermehrten, bey dem Stral, den Schmuck an mancher Stelle. Bald war ein Zweig halb dunkel und halb helle, Und kurz, ein ſanftes licht- und gruͤnes Schatten-Spiel War unſers Herzens Luſt, und unſ’rer Augen Ziel; Woruͤber wir auf GOtt, den weiſen Schoͤpfer, dachten, Und Jhm, in unſ’rer Luſt, ein frohes Dank-Lied brachten: Darum, daß nicht allein So vieler Form- und Farben Schein Die Wunder-ſchoͤne Welt erfuͤllet; Daß uns das helle Sonnen-Licht Derſelben ſchoͤnen Schmuck enthuͤllet; Daß unſer forſchendes Geſicht Zum Schutz, zur Luſt in unſerm Leben Er uns gegeben; Nein, daß auch die Geſchoͤpf, durch unſ’rer Sinne Thuͤren, Jn holder Luſt uns zu dem Schoͤpfer fuͤhren; Daß uns die Faͤhigkeit geſchenkt iſt, GOtt zu Ehren, Zu ſchmecken, fuͤlen, ſehn, zu riechen und zu hoͤren.
Gar-
D d 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgn="34"><l><pbfacs="#f0455"n="419"/>
Es ſtachen beyde ſich von dem ſo holden Gruͤnen</l><lb/><l>Recht unvergleichlich ab. Die gruͤnlich-blaue Schatten,</l><lb/><l>Die faſt die ganze Luft als wie benebelt hatten,</l><lb/><l>Vermehrten, bey dem Stral, den Schmuck an mancher Stelle.</l><lb/><l>Bald war ein Zweig halb dunkel und halb helle,</l><lb/><l>Und kurz, ein ſanftes licht- und gruͤnes Schatten-Spiel</l><lb/><l>War unſers Herzens Luſt, und unſ’rer Augen Ziel;</l><lb/><l>Woruͤber wir auf GOtt, den weiſen Schoͤpfer, dachten,</l><lb/><l>Und Jhm, in unſ’rer Luſt, ein frohes Dank-Lied brachten:</l><lb/><l>Darum, daß nicht allein</l><lb/><l>So vieler Form- und Farben Schein</l><lb/><l>Die Wunder-ſchoͤne Welt erfuͤllet;</l><lb/><l>Daß uns das helle Sonnen-Licht</l><lb/><l>Derſelben ſchoͤnen Schmuck enthuͤllet;</l><lb/><l>Daß unſer forſchendes Geſicht</l><lb/><l>Zum Schutz, zur Luſt in unſerm Leben</l><lb/><l>Er uns gegeben;</l><lb/><l>Nein, daß auch die Geſchoͤpf, durch unſ’rer Sinne Thuͤren,</l><lb/><l>Jn holder Luſt uns zu dem Schoͤpfer fuͤhren;</l><lb/><l>Daß uns die Faͤhigkeit geſchenkt iſt, GOtt zu Ehren,</l><lb/><l>Zu ſchmecken, fuͤlen, ſehn, zu riechen und zu hoͤren.</l></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#b">D d 2</hi></fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Gar-</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[419/0455]
Es ſtachen beyde ſich von dem ſo holden Gruͤnen
Recht unvergleichlich ab. Die gruͤnlich-blaue Schatten,
Die faſt die ganze Luft als wie benebelt hatten,
Vermehrten, bey dem Stral, den Schmuck an mancher Stelle.
Bald war ein Zweig halb dunkel und halb helle,
Und kurz, ein ſanftes licht- und gruͤnes Schatten-Spiel
War unſers Herzens Luſt, und unſ’rer Augen Ziel;
Woruͤber wir auf GOtt, den weiſen Schoͤpfer, dachten,
Und Jhm, in unſ’rer Luſt, ein frohes Dank-Lied brachten:
Darum, daß nicht allein
So vieler Form- und Farben Schein
Die Wunder-ſchoͤne Welt erfuͤllet;
Daß uns das helle Sonnen-Licht
Derſelben ſchoͤnen Schmuck enthuͤllet;
Daß unſer forſchendes Geſicht
Zum Schutz, zur Luſt in unſerm Leben
Er uns gegeben;
Nein, daß auch die Geſchoͤpf, durch unſ’rer Sinne Thuͤren,
Jn holder Luſt uns zu dem Schoͤpfer fuͤhren;
Daß uns die Faͤhigkeit geſchenkt iſt, GOtt zu Ehren,
Zu ſchmecken, fuͤlen, ſehn, zu riechen und zu hoͤren.
Gar-
D d 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/455>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.