Da wir heut' abermal in den September treten; So laß es, liebstes Herz, doch GOtt zum Ruhm ge- schehn! Laß uns nicht sonder Dank und Beten, Wie schön die Welt in diesem Monat, sehn! Laß uns, durch GOttes Macht und Ordnungen gerühret, Nicht, wie ein Vieh, die Zeit verfliessen lassen! Lasst uns mit frohem Sinn bemüht seyn, dieß zu fassen, Daß unserm Schöpfer stets Ruhm, Ehr' und Dank gebühret! Mein GOtt, in welchem Ueberfluß Bringt dieser Monat doch, uns Menschen zum Genuß, Manch säurlich süsses Obst! Vermag man doch die Ahrten Der Früchte, die uns Feld und Garten Jn diesem Monat reicht, kaum recht zu zehlen: Viel weniger wird man die Massen nennen, Und ihre Menge rechnen können. Erweg't nur einst, wie mancherley Von Ahrt und von Geschmack ein Apfel sey, Nicht minder eine Birn, da in besonderm Grad, Das wol bewunderns wehrt, vom sauren und vom süssen Ein jedes ein Gemisch mit and'rer Anmut hat. Von Pfirschen, Pflaumen, Qvitten, Nüssen, Und was wir sonst von andern Bäumen brechen, Will ich anitzt nicht sprechen. So oft wir denn nun Frücht' in diesem Monat' essen, Lasst uns bey uns'rer Lust des Schöpfers Huld ermessen!
Jm
September.
Da wir heut’ abermal in den September treten; So laß es, liebſtes Herz, doch GOtt zum Ruhm ge- ſchehn! Laß uns nicht ſonder Dank und Beten, Wie ſchoͤn die Welt in dieſem Monat, ſehn! Laß uns, durch GOttes Macht und Ordnungen geruͤhret, Nicht, wie ein Vieh, die Zeit verflieſſen laſſen! Laſſt uns mit frohem Sinn bemuͤht ſeyn, dieß zu faſſen, Daß unſerm Schoͤpfer ſtets Ruhm, Ehr’ und Dank gebuͤhret! Mein GOtt, in welchem Ueberfluß Bringt dieſer Monat doch, uns Menſchen zum Genuß, Manch ſaͤurlich ſuͤſſes Obſt! Vermag man doch die Ahrten Der Fruͤchte, die uns Feld und Garten Jn dieſem Monat reicht, kaum recht zu zehlen: Viel weniger wird man die Maſſen nennen, Und ihre Menge rechnen koͤnnen. Erweg’t nur einſt, wie mancherley Von Ahrt und von Geſchmack ein Apfel ſey, Nicht minder eine Birn, da in beſonderm Grad, Das wol bewunderns wehrt, vom ſauren und vom ſuͤſſen Ein jedes ein Gemiſch mit and’rer Anmut hat. Von Pfirſchen, Pflaumen, Qvitten, Nuͤſſen, Und was wir ſonſt von andern Baͤumen brechen, Will ich anitzt nicht ſprechen. So oft wir denn nun Fruͤcht’ in dieſem Monat’ eſſen, Laſſt uns bey unſ’rer Luſt des Schoͤpfers Huld ermeſſen!
Jm
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September.
Da wir heut’ abermal in den September treten;
So laß es, liebſtes Herz, doch GOtt zum Ruhm ge-
ſchehn!
Laß uns nicht ſonder Dank und Beten,
Wie ſchoͤn die Welt in dieſem Monat, ſehn!
Laß uns, durch GOttes Macht und Ordnungen geruͤhret,
Nicht, wie ein Vieh, die Zeit verflieſſen laſſen!
Laſſt uns mit frohem Sinn bemuͤht ſeyn, dieß zu faſſen,
Daß unſerm Schoͤpfer ſtets Ruhm, Ehr’ und Dank gebuͤhret!
Mein GOtt, in welchem Ueberfluß
Bringt dieſer Monat doch, uns Menſchen zum Genuß,
Manch ſaͤurlich ſuͤſſes Obſt! Vermag man doch die Ahrten
Der Fruͤchte, die uns Feld und Garten
Jn dieſem Monat reicht, kaum recht zu zehlen:
Viel weniger wird man die Maſſen nennen,
Und ihre Menge rechnen koͤnnen.
Erweg’t nur einſt, wie mancherley
Von Ahrt und von Geſchmack ein Apfel ſey,
Nicht minder eine Birn, da in beſonderm Grad,
Das wol bewunderns wehrt, vom ſauren und vom ſuͤſſen
Ein jedes ein Gemiſch mit and’rer Anmut hat.
Von Pfirſchen, Pflaumen, Qvitten, Nuͤſſen,
Und was wir ſonſt von andern Baͤumen brechen,
Will ich anitzt nicht ſprechen.
So oft wir denn nun Fruͤcht’ in dieſem Monat’ eſſen,
Laſſt uns bey unſ’rer Luſt des Schoͤpfers Huld ermeſſen!
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/520>, abgerufen am 27.07.2024.
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