Den in der Hörer Sinn fast gantz erlosch'nen Schein Von GOttes Allmachts-Werk' aufs neue zu entzünden. Du weisst auch im Geschöpf den Schöpfer Selbst zu finden, Und mit dem Himmlischen das Jrd'sche zu verbinden. Jch hör' aus Deinem Mund', als eine reine Flut, Als einen Lebens-Strom, des Himmels Lehren fliessen; Jch fül' ein Göttlich Feu'r, ein' überird'sche Gluht, Und einen hellen Stral mir in die Sele schiessen; Jch seh' ein blitzend Licht, Das alles heiter macht, wenn Deine Zunge spricht:
"Die Himmel preisen GOtt, und du, o Mensch, willt schweigen; "Da Weisheit, Gnad und' Macht sich so verherrlicht zeigen? "Aus nichts erhellt so klar die Göttliche Ge- walt, "Macht, Gröss' und Majestät, "Als wenn ihr die vortrefflichste Gestalt, "Die Weite, Tief' und Höh' im Firmamente seht; "Wenn ihr der Cörper Meng' und diese Gröss' erweget, "Nebst dem so weiten Raum, der sie im Schosse heget, "Der Grenz- und Boden-los. "Die Sonn' ist ja viel tausend mal so groß, "Als unser Erden-Kreis. Die unbeweg'ten Sterne
"Jn
Den in der Hoͤrer Sinn faſt gantz erloſch’nen Schein Von GOttes Allmachts-Werk’ aufs neue zu entzuͤnden. Du weiſſt auch im Geſchoͤpf den Schoͤpfer Selbſt zu finden, Und mit dem Himmliſchen das Jrd’ſche zu verbinden. Jch hoͤr’ aus Deinem Mund’, als eine reine Flut, Als einen Lebens-Strom, des Himmels Lehren flieſſen; Jch fuͤl’ ein Goͤttlich Feu’r, ein’ uͤberird’ſche Gluht, Und einen hellen Stral mir in die Sele ſchieſſen; Jch ſeh’ ein blitzend Licht, Das alles heiter macht, wenn Deine Zunge ſpricht:
„Die Himmel preiſen GOtt, und du, o Menſch, willt ſchweigen; „Da Weiſheit, Gnad und’ Macht ſich ſo verherrlicht zeigen? „Aus nichts erhellt ſo klar die Goͤttliche Ge- walt, „Macht, Groͤſſ’ und Majeſtaͤt, „Als wenn ihr die vortrefflichſte Geſtalt, „Die Weite, Tief’ und Hoͤh’ im Firmamente ſeht; „Wenn ihr der Coͤrper Meng’ und dieſe Groͤſſ’ erweget, „Nebſt dem ſo weiten Raum, der ſie im Schoſſe heget, „Der Grenz- und Boden-los. „Die Sonn’ iſt ja viel tauſend mal ſo groß, „Als unſer Erden-Kreis. Die unbeweg’ten Sterne
„Jn
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Den in der Hoͤrer Sinn faſt gantz erloſch’nen Schein
Von GOttes Allmachts-Werk’ aufs neue zu entzuͤnden.
Du weiſſt auch im Geſchoͤpf den Schoͤpfer Selbſt zu finden,
Und mit dem Himmliſchen das Jrd’ſche zu verbinden.
Jch hoͤr’ aus Deinem Mund’, als eine reine Flut,
Als einen Lebens-Strom, des Himmels Lehren flieſſen;
Jch fuͤl’ ein Goͤttlich Feu’r, ein’ uͤberird’ſche Gluht,
Und einen hellen Stral mir in die Sele ſchieſſen;
Jch ſeh’ ein blitzend Licht,
Das alles heiter macht, wenn Deine Zunge ſpricht:
„Die Himmel preiſen GOtt, und du, o
Menſch, willt ſchweigen;
„Da Weiſheit, Gnad und’ Macht ſich ſo
verherrlicht zeigen?
„Aus nichts erhellt ſo klar die Goͤttliche Ge-
walt,
„Macht, Groͤſſ’ und Majeſtaͤt,
„Als wenn ihr die vortrefflichſte Geſtalt,
„Die Weite, Tief’ und Hoͤh’ im Firmamente
ſeht;
„Wenn ihr der Coͤrper Meng’ und dieſe Groͤſſ’
erweget,
„Nebſt dem ſo weiten Raum, der ſie im
Schoſſe heget,
„Der Grenz- und Boden-los.
„Die Sonn’ iſt ja viel tauſend mal ſo groß,
„Als unſer Erden-Kreis. Die unbeweg’ten
Sterne
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 511. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/547>, abgerufen am 22.11.2024.
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