Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite
Blühende Pfirschen und Aprikosen.
Jch sah an einer Garten-Wand
Jüngst einen Pfirsch-Baum ausgespannt,
Deß, dem Rubin Balaß an Farben gleiche, Blühte
Jm angenemen Schimmer glühte.
Es glich der ganze Baum so wol an Form und Glanz,
Als runder grüner Zierlichkeit,
Fast einem glänzenden erhab'nen Pfauen-Schwanz,
Nur bloß mit diesem Unterscheid:
Da dort des Pfauen grünes Rad
Vom blauen funkelnden Sapphir
Viel hundert schöne Augen hat;
So prangt des Pfirsch-Baums Cirkel hier
Jn seinem ja so schönen Grünen
Mit tausend Augen von Rubinen.
Nicht leicht kann man was schöners sehn,
Als wenn wir etwan an der Seiten
Von einem blühenden belaubten Pfirsch-Baum stehn.
Die Blicke, die sodann
Gemälich über Bluhmen gleiten,
Die sehn den sonst zerteilten Glanz
Nicht anders an,
Als ein vereintes Ganz,
Und scheint sodann die ganze Wand
Mit Decken von Damast,
Die Rosen-farb gefärbet, überspannt.
Wenn man dieselbigen nun in der Nähe sieht,
Erblickt mit tausend Lust ein aufmerksam Gemüt,
Viel tausend weisse Spitzen
Auf noch nicht off'nen Knospen sitzen,

Die,
Bluͤhende Pfirſchen und Aprikoſen.
Jch ſah an einer Garten-Wand
Juͤngſt einen Pfirſch-Baum ausgeſpannt,
Deß, dem Rubin Balaß an Farben gleiche, Bluͤhte
Jm angenemen Schimmer gluͤhte.
Es glich der ganze Baum ſo wol an Form und Glanz,
Als runder gruͤner Zierlichkeit,
Faſt einem glaͤnzenden erhab’nen Pfauen-Schwanz,
Nur bloß mit dieſem Unterſcheid:
Da dort des Pfauen gruͤnes Rad
Vom blauen funkelnden Sapphir
Viel hundert ſchoͤne Augen hat;
So prangt des Pfirſch-Baums Cirkel hier
Jn ſeinem ja ſo ſchoͤnen Gruͤnen
Mit tauſend Augen von Rubinen.
Nicht leicht kann man was ſchoͤners ſehn,
Als wenn wir etwan an der Seiten
Von einem bluͤhenden belaubten Pfirſch-Baum ſtehn.
Die Blicke, die ſodann
Gemaͤlich uͤber Bluhmen gleiten,
Die ſehn den ſonſt zerteilten Glanz
Nicht anders an,
Als ein vereintes Ganz,
Und ſcheint ſodann die ganze Wand
Mit Decken von Damaſt,
Die Roſen-farb gefaͤrbet, uͤberſpannt.
Wenn man dieſelbigen nun in der Naͤhe ſieht,
Erblickt mit tauſend Luſt ein aufmerkſam Gemuͤt,
Viel tauſend weiſſe Spitzen
Auf noch nicht off’nen Knoſpen ſitzen,

Die,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0060" n="24"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blu&#x0364;hende Pfir&#x017F;chen und Apriko&#x017F;en.</hi> </head><lb/>
          <lg n="8">
            <l><hi rendition="#in">J</hi>ch &#x017F;ah an einer Garten-Wand</l><lb/>
            <l>Ju&#x0364;ng&#x017F;t einen Pfir&#x017F;ch-Baum ausge&#x017F;pannt,</l><lb/>
            <l>Deß, dem Rubin Balaß an Farben gleiche, Blu&#x0364;hte</l><lb/>
            <l>Jm angenemen Schimmer glu&#x0364;hte.</l><lb/>
            <l>Es glich der ganze Baum &#x017F;o wol an Form und Glanz,</l><lb/>
            <l>Als runder gru&#x0364;ner Zierlichkeit,</l><lb/>
            <l>Fa&#x017F;t einem gla&#x0364;nzenden erhab&#x2019;nen Pfauen-Schwanz,</l><lb/>
            <l>Nur bloß mit die&#x017F;em Unter&#x017F;cheid:</l><lb/>
            <l>Da dort des Pfauen gru&#x0364;nes Rad</l><lb/>
            <l>Vom blauen funkelnden Sapphir</l><lb/>
            <l>Viel hundert &#x017F;cho&#x0364;ne Augen hat;</l><lb/>
            <l>So prangt des Pfir&#x017F;ch-Baums Cirkel hier</l><lb/>
            <l>Jn &#x017F;einem ja &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;nen Gru&#x0364;nen</l><lb/>
            <l>Mit tau&#x017F;end Augen von Rubinen.</l><lb/>
            <l>Nicht leicht kann man was &#x017F;cho&#x0364;ners &#x017F;ehn,</l><lb/>
            <l>Als wenn wir etwan an der Seiten</l><lb/>
            <l>Von einem blu&#x0364;henden belaubten Pfir&#x017F;ch-Baum &#x017F;tehn.</l><lb/>
            <l>Die Blicke, die &#x017F;odann</l><lb/>
            <l>Gema&#x0364;lich u&#x0364;ber Bluhmen gleiten,</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;ehn den &#x017F;on&#x017F;t zerteilten Glanz</l><lb/>
            <l>Nicht anders an,</l><lb/>
            <l>Als ein vereintes Ganz,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;cheint &#x017F;odann die ganze Wand</l><lb/>
            <l>Mit Decken von Dama&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Die Ro&#x017F;en-farb gefa&#x0364;rbet, u&#x0364;ber&#x017F;pannt.</l><lb/>
            <l>Wenn man die&#x017F;elbigen nun in der Na&#x0364;he &#x017F;ieht,</l><lb/>
            <l>Erblickt mit tau&#x017F;end Lu&#x017F;t ein aufmerk&#x017F;am Gemu&#x0364;t,</l><lb/>
            <l>Viel tau&#x017F;end wei&#x017F;&#x017F;e Spitzen</l><lb/>
            <l>Auf noch nicht off&#x2019;nen Kno&#x017F;pen &#x017F;itzen,</l><lb/>
            <l>
              <fw place="bottom" type="catch">Die,</fw><lb/>
            </l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[24/0060] Bluͤhende Pfirſchen und Aprikoſen. Jch ſah an einer Garten-Wand Juͤngſt einen Pfirſch-Baum ausgeſpannt, Deß, dem Rubin Balaß an Farben gleiche, Bluͤhte Jm angenemen Schimmer gluͤhte. Es glich der ganze Baum ſo wol an Form und Glanz, Als runder gruͤner Zierlichkeit, Faſt einem glaͤnzenden erhab’nen Pfauen-Schwanz, Nur bloß mit dieſem Unterſcheid: Da dort des Pfauen gruͤnes Rad Vom blauen funkelnden Sapphir Viel hundert ſchoͤne Augen hat; So prangt des Pfirſch-Baums Cirkel hier Jn ſeinem ja ſo ſchoͤnen Gruͤnen Mit tauſend Augen von Rubinen. Nicht leicht kann man was ſchoͤners ſehn, Als wenn wir etwan an der Seiten Von einem bluͤhenden belaubten Pfirſch-Baum ſtehn. Die Blicke, die ſodann Gemaͤlich uͤber Bluhmen gleiten, Die ſehn den ſonſt zerteilten Glanz Nicht anders an, Als ein vereintes Ganz, Und ſcheint ſodann die ganze Wand Mit Decken von Damaſt, Die Roſen-farb gefaͤrbet, uͤberſpannt. Wenn man dieſelbigen nun in der Naͤhe ſieht, Erblickt mit tauſend Luſt ein aufmerkſam Gemuͤt, Viel tauſend weiſſe Spitzen Auf noch nicht off’nen Knoſpen ſitzen, Die,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/60
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/60>, abgerufen am 04.12.2024.