Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.

Bild:
<< vorherige Seite
Von den Elementen.
Auch nicht geschickt, daß er, was wahr ist, lehrt:
Und durch verwirrte Wort' allein sind wir bethört.
Was man nun sonst zu Elementen macht,
Als Tag und Nacht,
Gerad und Ungerad, die Zahl, die Harmonie,
Die können gleichfals nicht dafür gerechnet seyn,
Jndem, daß sie
Nur gar zu sehr vertiefft, zu dunckel und zu fein.


Es will der Geist nicht gern daran,
Dem, welches einfach, nachzuspüren;
Und dies jedoch alleine kan
Uns sicher zu der Wahrheit führen.
Was auch die würckende Natur
Für unterschiedne Mittel wehlet;
So sucht sie allezeit des kürtzten Weges Spur,
Und, sonder daß sie jemals fehlet,
Gelangt sie allezeit
Zum vorgesteckten Zweck, blos durch die Einzelnheit,
Vom ersten Ursprung an verbleibt sie immerfort
Zu aller Zeit, an jedem Ort,
Dieselbige. Die Cörper mögen seyn
Voll Dunckelheit, voll Glantz, Gold, Koht, grob oder zart,
Vom Abgrund an, bis zu des Himmels Höh';
Sind sie von einerley Materie
Hervorgebracht, und zwar auf gleiche Art.
Wenn wir auf Dinge, die entstehen,
Aufmercksam sehen;
So werden wir sogleich befinden:
Daß sie auf gleiche Art sich binden,
Als wie die Bau-Kunst, wenn sie bauen
Und
J 2
Von den Elementen.
Auch nicht geſchickt, daß er, was wahr iſt, lehrt:
Und durch verwirrte Wort’ allein ſind wir bethoͤrt.
Was man nun ſonſt zu Elementen macht,
Als Tag und Nacht,
Gerad und Ungerad, die Zahl, die Harmonie,
Die koͤnnen gleichfals nicht dafuͤr gerechnet ſeyn,
Jndem, daß ſie
Nur gar zu ſehr vertiefft, zu dunckel und zu fein.


Es will der Geiſt nicht gern daran,
Dem, welches einfach, nachzuſpuͤren;
Und dies jedoch alleine kan
Uns ſicher zu der Wahrheit fuͤhren.
Was auch die wuͤrckende Natur
Fuͤr unterſchiedne Mittel wehlet;
So ſucht ſie allezeit des kuͤrtzten Weges Spur,
Und, ſonder daß ſie jemals fehlet,
Gelangt ſie allezeit
Zum vorgeſteckten Zweck, blos durch die Einzelnheit,
Vom erſten Urſprung an verbleibt ſie immerfort
Zu aller Zeit, an jedem Ort,
Dieſelbige. Die Coͤrper moͤgen ſeyn
Voll Dunckelheit, voll Glantz, Gold, Koht, grob oder zart,
Vom Abgrund an, bis zu des Himmels Hoͤh’;
Sind ſie von einerley Materie
Hervorgebracht, und zwar auf gleiche Art.
Wenn wir auf Dinge, die entſtehen,
Aufmerckſam ſehen;
So werden wir ſogleich befinden:
Daß ſie auf gleiche Art ſich binden,
Als wie die Bau-Kunſt, wenn ſie bauen
Und
J 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0161" n="131"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von den Elementen.</hi> </fw><lb/>
              <lg type="poem">
                <l>Auch nicht ge&#x017F;chickt, daß er, was wahr i&#x017F;t, lehrt:</l><lb/>
                <l>Und durch verwirrte Wort&#x2019; allein &#x017F;ind wir betho&#x0364;rt.</l><lb/>
                <l>Was man nun &#x017F;on&#x017F;t zu <hi rendition="#fr">Elementen</hi> macht,</l><lb/>
                <l>Als <hi rendition="#fr">Tag</hi> und <hi rendition="#fr">Nacht,</hi></l><lb/>
                <l><hi rendition="#fr">Gerad</hi> und <hi rendition="#fr">Ungerad,</hi> die <hi rendition="#fr">Zahl,</hi> die <hi rendition="#fr">Harmonie,</hi></l><lb/>
                <l>Die ko&#x0364;nnen gleichfals nicht dafu&#x0364;r gerechnet &#x017F;eyn,</l><lb/>
                <l>Jndem, daß &#x017F;ie</l><lb/>
                <l>Nur gar zu &#x017F;ehr vertiefft, zu dunckel und zu fein.</l>
              </lg><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <lg type="poem">
                <l><hi rendition="#in">E</hi>s will der Gei&#x017F;t nicht gern daran,</l><lb/>
                <l>Dem, welches <hi rendition="#fr">einfach,</hi> nachzu&#x017F;pu&#x0364;ren;</l><lb/>
                <l>Und dies jedoch alleine kan</l><lb/>
                <l>Uns &#x017F;icher zu der Wahrheit fu&#x0364;hren.</l><lb/>
                <l>Was auch die wu&#x0364;rckende Natur</l><lb/>
                <l>Fu&#x0364;r unter&#x017F;chiedne Mittel wehlet;</l><lb/>
                <l>So &#x017F;ucht &#x017F;ie allezeit des ku&#x0364;rtzten Weges Spur,</l><lb/>
                <l>Und, &#x017F;onder daß &#x017F;ie jemals fehlet,</l><lb/>
                <l>Gelangt &#x017F;ie allezeit</l><lb/>
                <l>Zum vorge&#x017F;teckten Zweck, blos durch die Einzelnheit,</l><lb/>
                <l>Vom er&#x017F;ten Ur&#x017F;prung an verbleibt &#x017F;ie immerfort</l><lb/>
                <l>Zu aller Zeit, an jedem Ort,</l><lb/>
                <l>Die&#x017F;elbige. Die Co&#x0364;rper mo&#x0364;gen &#x017F;eyn</l><lb/>
                <l>Voll Dunckelheit, voll Glantz, Gold, Koht, grob oder zart,</l><lb/>
                <l>Vom Abgrund an, bis zu des Himmels Ho&#x0364;h&#x2019;;</l><lb/>
                <l>Sind &#x017F;ie von einerley Materie</l><lb/>
                <l>Hervorgebracht, und zwar auf gleiche Art.</l><lb/>
                <l>Wenn wir auf Dinge, die ent&#x017F;tehen,</l><lb/>
                <l>Aufmerck&#x017F;am &#x017F;ehen;</l><lb/>
                <l>So werden wir &#x017F;ogleich befinden:</l><lb/>
                <l>Daß &#x017F;ie auf gleiche Art &#x017F;ich binden,</l><lb/>
                <l>Als wie die Bau-Kun&#x017F;t, wenn &#x017F;ie bauen</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">J 2</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0161] Von den Elementen. Auch nicht geſchickt, daß er, was wahr iſt, lehrt: Und durch verwirrte Wort’ allein ſind wir bethoͤrt. Was man nun ſonſt zu Elementen macht, Als Tag und Nacht, Gerad und Ungerad, die Zahl, die Harmonie, Die koͤnnen gleichfals nicht dafuͤr gerechnet ſeyn, Jndem, daß ſie Nur gar zu ſehr vertiefft, zu dunckel und zu fein. Es will der Geiſt nicht gern daran, Dem, welches einfach, nachzuſpuͤren; Und dies jedoch alleine kan Uns ſicher zu der Wahrheit fuͤhren. Was auch die wuͤrckende Natur Fuͤr unterſchiedne Mittel wehlet; So ſucht ſie allezeit des kuͤrtzten Weges Spur, Und, ſonder daß ſie jemals fehlet, Gelangt ſie allezeit Zum vorgeſteckten Zweck, blos durch die Einzelnheit, Vom erſten Urſprung an verbleibt ſie immerfort Zu aller Zeit, an jedem Ort, Dieſelbige. Die Coͤrper moͤgen ſeyn Voll Dunckelheit, voll Glantz, Gold, Koht, grob oder zart, Vom Abgrund an, bis zu des Himmels Hoͤh’; Sind ſie von einerley Materie Hervorgebracht, und zwar auf gleiche Art. Wenn wir auf Dinge, die entſtehen, Aufmerckſam ſehen; So werden wir ſogleich befinden: Daß ſie auf gleiche Art ſich binden, Als wie die Bau-Kunſt, wenn ſie bauen Und J 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/161
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/161>, abgerufen am 24.11.2024.