Durch unsere drey Elementen, die Ein fremd Gemisch versammlet, trennt, und sie Vereint und unterbricht; entstehen Die Cörper allzumal, ja sie vergehen Auf gleiche Weise, wie wir sehen.
Durch die Figuren nun, die ohne Zahl Jn Cörper eingetheilt und unerschöpfflich seyn, Stellt sonder End' und allzumal Ein ungezähltes Heer von Aenderung sich ein. Aus diesen Mischungen jedoch Entspringt ein andrer Nutzen noch. Die unterschiedliche Versammelung, Und gantz verschiedene Vereinigung, Die immer auf das neu sich fügt und lencket, Hat an sich nichts, das eingeschräncket. Nur bloß von einer Art Materie allein Sind alle Dinge, so verhanden, Hervorgekommen und entstanden; Die all' an Aenderung ohn Ende seyn.
Gleich wie, wenn einer schreibt, die Lettern, welche sich So gar verschiedentlich Und so veränderlich geordnet, finden, Jndem sie sich bald trennen, bald verbinden, Auf ungezählte Art gestellet und gesetzt; Dem menschlichen Gesichte Formiren die fürtrefflichen Gedichte, Wodurch Homer benebst Virgil die Welt ergetzt.
Von
Von den Elementen.
Durch unſere drey Elementen, die Ein fremd Gemiſch verſammlet, trennt, und ſie Vereint und unterbricht; entſtehen Die Coͤrper allzumal, ja ſie vergehen Auf gleiche Weiſe, wie wir ſehen.
Durch die Figuren nun, die ohne Zahl Jn Coͤrper eingetheilt und unerſchoͤpfflich ſeyn, Stellt ſonder End’ und allzumal Ein ungezaͤhltes Heer von Aenderung ſich ein. Aus dieſen Miſchungen jedoch Entſpringt ein andrer Nutzen noch. Die unterſchiedliche Verſammelung, Und gantz verſchiedene Vereinigung, Die immer auf das neu ſich fuͤgt und lencket, Hat an ſich nichts, das eingeſchraͤncket. Nur bloß von einer Art Materie allein Sind alle Dinge, ſo verhanden, Hervorgekommen und entſtanden; Die all’ an Aenderung ohn Ende ſeyn.
Gleich wie, wenn einer ſchreibt, die Lettern, welche ſich So gar verſchiedentlich Und ſo veraͤnderlich geordnet, finden, Jndem ſie ſich bald trennen, bald verbinden, Auf ungezaͤhlte Art geſtellet und geſetzt; Dem menſchlichen Geſichte Formiren die fuͤrtrefflichen Gedichte, Wodurch Homer benebſt Virgil die Welt ergetzt.
Von
<TEI><text><body><divn="1"><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0185"n="155"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von den Elementen.</hi></fw><lb/><lgtype="poem"><l>Durch unſere drey Elementen, die</l><lb/><l>Ein fremd Gemiſch verſammlet, trennt, und ſie</l><lb/><l>Vereint und unterbricht; entſtehen</l><lb/><l>Die Coͤrper allzumal, ja ſie vergehen</l><lb/><l>Auf gleiche Weiſe, wie wir ſehen.</l></lg><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">D</hi>urch die Figuren nun, die ohne Zahl</l><lb/><l>Jn Coͤrper eingetheilt und unerſchoͤpfflich ſeyn,</l><lb/><l>Stellt ſonder End’ und allzumal</l><lb/><l>Ein ungezaͤhltes Heer von Aenderung ſich ein.</l><lb/><l>Aus dieſen Miſchungen jedoch</l><lb/><l>Entſpringt ein andrer Nutzen noch.</l><lb/><l>Die unterſchiedliche Verſammelung,</l><lb/><l>Und gantz verſchiedene Vereinigung,</l><lb/><l>Die immer auf das neu ſich fuͤgt und lencket,</l><lb/><l>Hat an ſich nichts, das eingeſchraͤncket.</l><lb/><l>Nur bloß von einer Art Materie allein</l><lb/><l>Sind alle Dinge, ſo verhanden,</l><lb/><l>Hervorgekommen und entſtanden;</l><lb/><l>Die all’ an Aenderung ohn Ende ſeyn.</l></lg><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">G</hi>leich wie, wenn einer ſchreibt, die Lettern, welche ſich</l><lb/><l>So gar verſchiedentlich</l><lb/><l>Und ſo veraͤnderlich geordnet, finden,</l><lb/><l>Jndem ſie ſich bald trennen, bald verbinden,</l><lb/><l>Auf ungezaͤhlte Art geſtellet und geſetzt;</l><lb/><l>Dem menſchlichen Geſichte</l><lb/><l>Formiren die fuͤrtrefflichen Gedichte,</l><lb/><l>Wodurch <hirendition="#fr">Homer</hi> benebſt <hirendition="#fr">Virgil</hi> die Welt ergetzt.</l></lg></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Von</hi></fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[155/0185]
Von den Elementen.
Durch unſere drey Elementen, die
Ein fremd Gemiſch verſammlet, trennt, und ſie
Vereint und unterbricht; entſtehen
Die Coͤrper allzumal, ja ſie vergehen
Auf gleiche Weiſe, wie wir ſehen.
Durch die Figuren nun, die ohne Zahl
Jn Coͤrper eingetheilt und unerſchoͤpfflich ſeyn,
Stellt ſonder End’ und allzumal
Ein ungezaͤhltes Heer von Aenderung ſich ein.
Aus dieſen Miſchungen jedoch
Entſpringt ein andrer Nutzen noch.
Die unterſchiedliche Verſammelung,
Und gantz verſchiedene Vereinigung,
Die immer auf das neu ſich fuͤgt und lencket,
Hat an ſich nichts, das eingeſchraͤncket.
Nur bloß von einer Art Materie allein
Sind alle Dinge, ſo verhanden,
Hervorgekommen und entſtanden;
Die all’ an Aenderung ohn Ende ſeyn.
Gleich wie, wenn einer ſchreibt, die Lettern, welche ſich
So gar verſchiedentlich
Und ſo veraͤnderlich geordnet, finden,
Jndem ſie ſich bald trennen, bald verbinden,
Auf ungezaͤhlte Art geſtellet und geſetzt;
Dem menſchlichen Geſichte
Formiren die fuͤrtrefflichen Gedichte,
Wodurch Homer benebſt Virgil die Welt ergetzt.
Von
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/185>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.