Wovon jedoch auch viele meinen, Daß, zu gewisser Zeit, sie uns erscheinen. Jhr langes Wegseyn käm' aus der Entfernung her, Und wenn sie ihren Lauff, der unbekannt ist, enden, So säh' man sie sich wieder zu uns wenden, Und wundert sich so dann ein jeder sehr.
Die Cörper, deren Glantz und funckelnde Figur, Jhr' unbekannte Quell und zweifelhaffte Spur, Bey denen, welche weise seyn, Viel wichtige Vermuthungen erwecken; Die würcken, durch den neuen Strahl und Schein, Den Unvernünfftigen offt ein fatales Schrecken: Da man sie, für die Grossen dieser Welt, Vor ein gefährlich Zeichen hält. Welch eine Zahl so eiteler Gedichte Erzählen uns hievon doch die Geschichte! Allein, Weswegen sollen sie doch so gefährlich seyn? Die Sonne macht sie hell, auf eine kurtze Weile. Jndem sie nun von uns so ferne; So sind die grausen Schrecken Pfeile Der fremden Sterne, Ein albern eingebildet Dräuen, Das keine kluge Geister schenen.
Die ungemessne Plätz' und Weiten, sonder Schrancken, Verschräncken unsren Blick so wol, als die Gedancken;
Mit
O 4
Von der Sonne, Planeten, Firmament.
Wovon jedoch auch viele meinen, Daß, zu gewiſſer Zeit, ſie uns erſcheinen. Jhr langes Wegſeyn kaͤm’ aus der Entfernung her, Und wenn ſie ihren Lauff, der unbekannt iſt, enden, So ſaͤh’ man ſie ſich wieder zu uns wenden, Und wundert ſich ſo dann ein jeder ſehr.
Die Coͤrper, deren Glantz und funckelnde Figur, Jhr’ unbekannte Quell und zweifelhaffte Spur, Bey denen, welche weiſe ſeyn, Viel wichtige Vermuthungen erwecken; Die wuͤrcken, durch den neuen Strahl und Schein, Den Unvernuͤnfftigen offt ein fatales Schrecken: Da man ſie, fuͤr die Groſſen dieſer Welt, Vor ein gefaͤhrlich Zeichen haͤlt. Welch eine Zahl ſo eiteler Gedichte Erzaͤhlen uns hievon doch die Geſchichte! Allein, Weswegen ſollen ſie doch ſo gefaͤhrlich ſeyn? Die Sonne macht ſie hell, auf eine kurtze Weile. Jndem ſie nun von uns ſo ferne; So ſind die grauſen Schrecken Pfeile Der fremden Sterne, Ein albern eingebildet Draͤuen, Das keine kluge Geiſter ſchenen.
Die ungemeſſne Plaͤtz’ und Weiten, ſonder Schrancken, Verſchraͤncken unſren Blick ſo wol, als die Gedancken;
Mit
O 4
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[215/0245]
Von der Sonne, Planeten, Firmament.
Wovon jedoch auch viele meinen,
Daß, zu gewiſſer Zeit, ſie uns erſcheinen.
Jhr langes Wegſeyn kaͤm’ aus der Entfernung her,
Und wenn ſie ihren Lauff, der unbekannt iſt, enden,
So ſaͤh’ man ſie ſich wieder zu uns wenden,
Und wundert ſich ſo dann ein jeder ſehr.
Die Coͤrper, deren Glantz und funckelnde Figur,
Jhr’ unbekannte Quell und zweifelhaffte Spur,
Bey denen, welche weiſe ſeyn,
Viel wichtige Vermuthungen erwecken;
Die wuͤrcken, durch den neuen Strahl und Schein,
Den Unvernuͤnfftigen offt ein fatales Schrecken:
Da man ſie, fuͤr die Groſſen dieſer Welt,
Vor ein gefaͤhrlich Zeichen haͤlt.
Welch eine Zahl ſo eiteler Gedichte
Erzaͤhlen uns hievon doch die Geſchichte!
Allein,
Weswegen ſollen ſie doch ſo gefaͤhrlich ſeyn?
Die Sonne macht ſie hell, auf eine kurtze Weile.
Jndem ſie nun von uns ſo ferne;
So ſind die grauſen Schrecken Pfeile
Der fremden Sterne,
Ein albern eingebildet Draͤuen,
Das keine kluge Geiſter ſchenen.
Die ungemeſſne Plaͤtz’ und Weiten, ſonder Schrancken,
Verſchraͤncken unſren Blick ſo wol, als die Gedancken;
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/245>, abgerufen am 24.11.2024.
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