Um eine Stunde muß die Fluht verspätet seyn. Denn mit des Mondes Lauff trifft sie stets überein. Derselbe geht von Osten dreyzehn Grad Jn einem Tage fort, Und wenn die Erde nun den Lauff vollführet hat; Muß sie noch weiter an den Ort, Wo neben ihm der Wirbel enger wird. Wodurch sodann der Unterscheid entsteht, Daß eine Stunde stets die Fluht znrücke geht.
Bey'm Neu- und Vollen Monden-Schein, Wird allezeit das Meer geschwollner seyn. Wenn Tag und Nächte gleich, erhebt es sich noch mehr. Und zwar daher: Weil zu derselben Zeit Die Fluht gedrücket wird, mit grössrer Hefftigkeit. Der Mond würckt auf die Lufft, die wieder auf die Fluht, Und nimmer siehet man, daß sie es anders thut.
Von Sternen, deren Macht und Kräffte wir verspüren, Jst uns die Art, wodurch sie uns regiren, Nun nicht mehr unbekannt. Verborgne Eigenschafft, geheimer Einfluß-Tand Sind Nahmen, die der Jrrthum lehrte, Durch welche man vordem ein albern Wissen ehrte.
Die
Von der Schwere, Leichte, Fluht, Ebbe.
Um eine Stunde muß die Fluht verſpaͤtet ſeyn. Denn mit des Mondes Lauff trifft ſie ſtets uͤberein. Derſelbe geht von Oſten dreyzehn Grad Jn einem Tage fort, Und wenn die Erde nun den Lauff vollfuͤhret hat; Muß ſie noch weiter an den Ort, Wo neben ihm der Wirbel enger wird. Wodurch ſodann der Unterſcheid entſteht, Daß eine Stunde ſtets die Fluht znruͤcke geht.
Bey’m Neu- und Vollen Monden-Schein, Wird allezeit das Meer geſchwollner ſeyn. Wenn Tag und Naͤchte gleich, erhebt es ſich noch mehr. Und zwar daher: Weil zu derſelben Zeit Die Fluht gedruͤcket wird, mit groͤſſrer Hefftigkeit. Der Mond wuͤrckt auf die Lufft, die wieder auf die Fluht, Und nimmer ſiehet man, daß ſie es anders thut.
Von Sternen, deren Macht und Kraͤffte wir verſpuͤren, Jſt uns die Art, wodurch ſie uns regiren, Nun nicht mehr unbekannt. Verborgne Eigenſchafft, geheimer Einfluß-Tand Sind Nahmen, die der Jrrthum lehrte, Durch welche man vordem ein albern Wiſſen ehrte.
Die
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Von der Schwere, Leichte, Fluht, Ebbe.
Um eine Stunde muß die Fluht verſpaͤtet ſeyn.
Denn mit des Mondes Lauff trifft ſie ſtets uͤberein.
Derſelbe geht von Oſten dreyzehn Grad
Jn einem Tage fort,
Und wenn die Erde nun den Lauff vollfuͤhret hat;
Muß ſie noch weiter an den Ort,
Wo neben ihm der Wirbel enger wird.
Wodurch ſodann der Unterſcheid entſteht,
Daß eine Stunde ſtets die Fluht znruͤcke geht.
Bey’m Neu- und Vollen Monden-Schein,
Wird allezeit das Meer geſchwollner ſeyn.
Wenn Tag und Naͤchte gleich, erhebt es ſich noch mehr.
Und zwar daher:
Weil zu derſelben Zeit
Die Fluht gedruͤcket wird, mit groͤſſrer Hefftigkeit.
Der Mond wuͤrckt auf die Lufft, die wieder auf die Fluht,
Und nimmer ſiehet man, daß ſie es anders thut.
Von Sternen, deren Macht und Kraͤffte wir verſpuͤren,
Jſt uns die Art, wodurch ſie uns regiren,
Nun nicht mehr unbekannt.
Verborgne Eigenſchafft, geheimer Einfluß-Tand
Sind Nahmen, die der Jrrthum lehrte,
Durch welche man vordem ein albern Wiſſen ehrte.
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/267>, abgerufen am 24.11.2024.
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