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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.

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Von der Härte und Flüßigkeit.
Von einer solchen Cörper Menge,
Die nicht zu biegen,
Und sich jedoch durch ihre Länge
Verwickeln und sich fest zusammen fügen.
Jhr starck gemeinsam Band giebt die Beschaffenheit,
Es kriegt ihr Glantz dadurch so Krafft, als Härtigkeit:
Es schneidet, theilt, durchdringet;
Nichts widerstehet ihm. Cristall ist harte zwar,
Allein, wenn man es stosst, zerbricht es leicht und springet.
Auch die Zerbrechlichkeit betrifft den Stahl so gar:
Wie denn die Theil'an ihm sich gantz geschwinde scheiden.
Die spröde Härte steckt in beyden,
Jn langen Cörperchen, die auf einander liegen,
Jn glatten, die sich nicht so starck, so feste fügen.


Der Marmor und das Ertzt, die hart, die lange bleiben,
(Worinn, der Zeit zu Trotz, wir Helden-Nahmen schreiben)
Die mächtig einen Sturm von aussen abzutreiben;
Sind undurchdringlich für die Lufft.
Denn ihre Löcherchen, die enge,
Verstatten durch so kleine Gänge
Gantz keinen Eingang einem Dufft,
Statt daß er durch den Stahl gantz ungehindert gehet;
Wodurch sein Wesen denn so lange nicht bestehet.
Auch Cörperchen von Saltz, so sich in Eisen finden,
Sind schnell geschmoltzen, schnell zerstöhret.
Das Eisen rostet dann, und wird gar leicht,
So bald die Lüffte feucht,
Durch Lufft und Feuchtigkeit versehret.
Es
T
Von der Haͤrte und Fluͤßigkeit.
Von einer ſolchen Coͤrper Menge,
Die nicht zu biegen,
Und ſich jedoch durch ihre Laͤnge
Verwickeln und ſich feſt zuſammen fuͤgen.
Jhr ſtarck gemeinſam Band giebt die Beſchaffenheit,
Es kriegt ihr Glantz dadurch ſo Krafft, als Haͤrtigkeit:
Es ſchneidet, theilt, durchdringet;
Nichts widerſtehet ihm. Criſtall iſt harte zwar,
Allein, wenn man es ſtoſſt, zerbricht es leicht und ſpringet.
Auch die Zerbrechlichkeit betrifft den Stahl ſo gar:
Wie denn die Theil’an ihm ſich gantz geſchwinde ſcheiden.
Die ſproͤde Haͤrte ſteckt in beyden,
Jn langen Coͤrperchen, die auf einander liegen,
Jn glatten, die ſich nicht ſo ſtarck, ſo feſte fuͤgen.


Der Marmor und das Ertzt, die hart, die lange bleiben,
(Worinn, der Zeit zu Trotz, wir Helden-Nahmen ſchreiben)
Die maͤchtig einen Sturm von auſſen abzutreiben;
Sind undurchdringlich fuͤr die Lufft.
Denn ihre Loͤcherchen, die enge,
Verſtatten durch ſo kleine Gaͤnge
Gantz keinen Eingang einem Dufft,
Statt daß er durch den Stahl gantz ungehindert gehet;
Wodurch ſein Weſen denn ſo lange nicht beſtehet.
Auch Coͤrperchen von Saltz, ſo ſich in Eiſen finden,
Sind ſchnell geſchmoltzen, ſchnell zerſtoͤhret.
Das Eiſen roſtet dann, und wird gar leicht,
So bald die Luͤffte feucht,
Durch Lufft und Feuchtigkeit verſehret.
Es
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[289/0319] Von der Haͤrte und Fluͤßigkeit. Von einer ſolchen Coͤrper Menge, Die nicht zu biegen, Und ſich jedoch durch ihre Laͤnge Verwickeln und ſich feſt zuſammen fuͤgen. Jhr ſtarck gemeinſam Band giebt die Beſchaffenheit, Es kriegt ihr Glantz dadurch ſo Krafft, als Haͤrtigkeit: Es ſchneidet, theilt, durchdringet; Nichts widerſtehet ihm. Criſtall iſt harte zwar, Allein, wenn man es ſtoſſt, zerbricht es leicht und ſpringet. Auch die Zerbrechlichkeit betrifft den Stahl ſo gar: Wie denn die Theil’an ihm ſich gantz geſchwinde ſcheiden. Die ſproͤde Haͤrte ſteckt in beyden, Jn langen Coͤrperchen, die auf einander liegen, Jn glatten, die ſich nicht ſo ſtarck, ſo feſte fuͤgen. Der Marmor und das Ertzt, die hart, die lange bleiben, (Worinn, der Zeit zu Trotz, wir Helden-Nahmen ſchreiben) Die maͤchtig einen Sturm von auſſen abzutreiben; Sind undurchdringlich fuͤr die Lufft. Denn ihre Loͤcherchen, die enge, Verſtatten durch ſo kleine Gaͤnge Gantz keinen Eingang einem Dufft, Statt daß er durch den Stahl gantz ungehindert gehet; Wodurch ſein Weſen denn ſo lange nicht beſtehet. Auch Coͤrperchen von Saltz, ſo ſich in Eiſen finden, Sind ſchnell geſchmoltzen, ſchnell zerſtoͤhret. Das Eiſen roſtet dann, und wird gar leicht, So bald die Luͤffte feucht, Durch Lufft und Feuchtigkeit verſehret. Es T

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/319>, abgerufen am 26.11.2024.