Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.Von der Hitze und Kälte. Wenn sich in solchen Gruben, Flüße Und gar zu enge Röhren finden. Das Wasser, so daselbst ein Kercker fest verschleusst, Jndem es mit Gewalt der Bande sich entreisst; So nimmt es, nebst den kleinen Theilen, Von Mineralien und rollenden Metallen, Auch von den Cörpern mit, die durch ein stetes Wallen, Durch ein beständigs Regen, Und unaufhörliches Bewegen, Sich selber innerlich entzünden, Wodurch wir äusserlich viel Feuer-Brunnen finden, Wovon wir offt erstaunt, daselbst, wo sie entstehn, Die Gluht und nebst dem Rauch ihr sprudelnd Kochen sehn. Wann in verborgner Adern Gängen Von unserm Blut Die stets gepresste Fluth Nicht anders, als mit starckem Drängen, Jm Creise lauffen kan; entsteht dergleichen Gluht. Von so verschiednem Drang entstehn Die Gährung und ein schnelles Kochen, Man fühlt ein sanfftes Feur durch unsern Cörper gehn, Wenn das Geblüt, im Hertzen ausgebreitet, Die Geister, sonder Zwang, in alle Theile leitet. Das sanffte Regen seiner Säffte Gab uns Gesundheit, Stärck' und Kräffte. Allein man spührt des Fiebers wildes Pochen, Des Blutes Stocken folgt ein übereilter Schlag, Wo
Von der Hitze und Kaͤlte. Wenn ſich in ſolchen Gruben, Fluͤße Und gar zu enge Roͤhren finden. Das Waſſer, ſo daſelbſt ein Kercker feſt verſchleuſſt, Jndem es mit Gewalt der Bande ſich entreiſſt; So nimmt es, nebſt den kleinen Theilen, Von Mineralien und rollenden Metallen, Auch von den Coͤrpern mit, die durch ein ſtetes Wallen, Durch ein beſtaͤndigs Regen, Und unaufhoͤrliches Bewegen, Sich ſelber innerlich entzuͤnden, Wodurch wir aͤuſſerlich viel Feuer-Brunnen finden, Wovon wir offt erſtaunt, daſelbſt, wo ſie entſtehn, Die Gluht und nebſt dem Rauch ihr ſprudelnd Kochen ſehn. Wann in verborgner Adern Gaͤngen Von unſerm Blut Die ſtets gepreſſte Fluth Nicht anders, als mit ſtarckem Draͤngen, Jm Creiſe lauffen kan; entſteht dergleichen Gluht. Von ſo verſchiednem Drang entſtehn Die Gaͤhrung und ein ſchnelles Kochen, Man fuͤhlt ein ſanfftes Feur durch unſern Coͤrper gehn, Wenn das Gebluͤt, im Hertzen ausgebreitet, Die Geiſter, ſonder Zwang, in alle Theile leitet. Das ſanffte Regen ſeiner Saͤffte Gab uns Geſundheit, Staͤrck’ und Kraͤffte. Allein man ſpuͤhrt des Fiebers wildes Pochen, Des Blutes Stocken folgt ein uͤbereilter Schlag, Wo
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Von der Hitze und Kaͤlte.
Wenn ſich in ſolchen Gruben, Fluͤße
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Das Waſſer, ſo daſelbſt ein Kercker feſt verſchleuſſt,
Jndem es mit Gewalt der Bande ſich entreiſſt;
So nimmt es, nebſt den kleinen Theilen,
Von Mineralien und rollenden Metallen,
Auch von den Coͤrpern mit, die durch ein ſtetes Wallen,
Durch ein beſtaͤndigs Regen,
Und unaufhoͤrliches Bewegen,
Sich ſelber innerlich entzuͤnden,
Wodurch wir aͤuſſerlich viel Feuer-Brunnen finden,
Wovon wir offt erſtaunt, daſelbſt, wo ſie entſtehn,
Die Gluht und nebſt dem Rauch ihr ſprudelnd Kochen ſehn.
Wann in verborgner Adern Gaͤngen
Von unſerm Blut
Die ſtets gepreſſte Fluth
Nicht anders, als mit ſtarckem Draͤngen,
Jm Creiſe lauffen kan; entſteht dergleichen Gluht.
Von ſo verſchiednem Drang entſtehn
Die Gaͤhrung und ein ſchnelles Kochen,
Man fuͤhlt ein ſanfftes Feur durch unſern Coͤrper gehn,
Wenn das Gebluͤt, im Hertzen ausgebreitet,
Die Geiſter, ſonder Zwang, in alle Theile leitet.
Das ſanffte Regen ſeiner Saͤffte
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