Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.

Bild:
<< vorherige Seite
Von dem Geschmack.


Die Regeln zeigen uns den sichern Weg, wir sehn
Die härtsten Cörper offt zergehn,
Und die, so flüßig, feste werden,
Was noch so hefftig brennt, wird Eis,
Und, was am allerkältsten, heiß.
Dies sind beständige Bewegungen auf Erden.
Von dem Geschmack.
Man hätte leicht vermocht noch mehren Unterscheid
Vom Gegenwurf des Fühlens vorzustellen.
Jedoch, es wird aus dem, was schon gesagt, erhellen,
Was glatt, was Festigkeit, was Trockenheit,
Was flüßig, welches feucht,
Was laulich ist, und was die Biegsamkeit,
Was das Gefühl betrifft, ist alles leicht:
Es ist das einfachste, das gröbste von den Sinnen.
Denn der Geruch so wol, als der Geschmack von innen,
Würckt schon mit künstlicher vereinter Seltenheit.


Allein, indem wir immer weiter
Auf unsrer einst erkohrnen Bahne gehn,
So scheint, es werden glatt und eben alle Höhn.
Was schwer ist, löst sich auf. Um uns wird alles heiter,
Lasst uns die Säffte doch betrachten und probiren,
Woher die Würcknngen, die so verschiedlich, rühren.
Man
X 5
Von dem Geſchmack.


Die Regeln zeigen uns den ſichern Weg, wir ſehn
Die haͤrtſten Coͤrper offt zergehn,
Und die, ſo fluͤßig, feſte werden,
Was noch ſo hefftig brennt, wird Eis,
Und, was am allerkaͤltſten, heiß.
Dies ſind beſtaͤndige Bewegungen auf Erden.
Von dem Geſchmack.
Man haͤtte leicht vermocht noch mehren Unterſcheid
Vom Gegenwurf des Fuͤhlens vorzuſtellen.
Jedoch, es wird aus dem, was ſchon geſagt, erhellen,
Was glatt, was Feſtigkeit, was Trockenheit,
Was fluͤßig, welches feucht,
Was laulich iſt, und was die Biegſamkeit,
Was das Gefuͤhl betrifft, iſt alles leicht:
Es iſt das einfachſte, das groͤbſte von den Sinnen.
Denn der Geruch ſo wol, als der Geſchmack von innen,
Wuͤrckt ſchon mit kuͤnſtlicher vereinter Seltenheit.


Allein, indem wir immer weiter
Auf unſrer einſt erkohrnen Bahne gehn,
So ſcheint, es werden glatt und eben alle Hoͤhn.
Was ſchwer iſt, loͤſt ſich auf. Um uns wird alles heiter,
Laſſt uns die Saͤffte doch betrachten und probiren,
Woher die Wuͤrcknngen, die ſo verſchiedlich, ruͤhren.
Man
X 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0359" n="329"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von dem Ge&#x017F;chmack.</hi> </fw><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <lg type="poem">
                <l><hi rendition="#in">D</hi>ie Regeln zeigen uns den &#x017F;ichern Weg, wir &#x017F;ehn</l><lb/>
                <l>Die ha&#x0364;rt&#x017F;ten Co&#x0364;rper offt zergehn,</l><lb/>
                <l>Und die, &#x017F;o flu&#x0364;ßig, fe&#x017F;te werden,</l><lb/>
                <l>Was noch &#x017F;o hefftig brennt, wird Eis,</l><lb/>
                <l>Und, was am allerka&#x0364;lt&#x017F;ten, heiß.</l><lb/>
                <l>Dies &#x017F;ind be&#x017F;ta&#x0364;ndige Bewegungen auf Erden.</l>
              </lg>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Von dem Ge&#x017F;chmack.</hi> </head><lb/>
              <lg type="poem">
                <l><hi rendition="#in">M</hi>an ha&#x0364;tte leicht vermocht noch mehren Unter&#x017F;cheid</l><lb/>
                <l>Vom Gegenwurf des Fu&#x0364;hlens vorzu&#x017F;tellen.</l><lb/>
                <l>Jedoch, es wird aus dem, was &#x017F;chon ge&#x017F;agt, erhellen,</l><lb/>
                <l>Was glatt, was Fe&#x017F;tigkeit, was Trockenheit,</l><lb/>
                <l>Was flu&#x0364;ßig, welches feucht,</l><lb/>
                <l>Was laulich i&#x017F;t, und was die Bieg&#x017F;amkeit,</l><lb/>
                <l>Was das Gefu&#x0364;hl betrifft, i&#x017F;t alles leicht:</l><lb/>
                <l>Es i&#x017F;t das einfach&#x017F;te, das gro&#x0364;b&#x017F;te von den Sinnen.</l><lb/>
                <l>Denn der Geruch &#x017F;o wol, als der Ge&#x017F;chmack von innen,</l><lb/>
                <l>Wu&#x0364;rckt &#x017F;chon mit ku&#x0364;n&#x017F;tlicher vereinter Seltenheit.</l>
              </lg><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <lg type="poem">
                <l><hi rendition="#in">A</hi>llein, indem wir immer weiter</l><lb/>
                <l>Auf un&#x017F;rer ein&#x017F;t erkohrnen Bahne gehn,</l><lb/>
                <l>So &#x017F;cheint, es werden glatt und eben alle Ho&#x0364;hn.</l><lb/>
                <l>Was &#x017F;chwer i&#x017F;t, lo&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ich auf. Um uns wird alles heiter,</l><lb/>
                <l>La&#x017F;&#x017F;t uns die Sa&#x0364;ffte doch betrachten und probiren,</l><lb/>
                <l>Woher die Wu&#x0364;rcknngen, die &#x017F;o ver&#x017F;chiedlich, ru&#x0364;hren.</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">X 5</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Man</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[329/0359] Von dem Geſchmack. Die Regeln zeigen uns den ſichern Weg, wir ſehn Die haͤrtſten Coͤrper offt zergehn, Und die, ſo fluͤßig, feſte werden, Was noch ſo hefftig brennt, wird Eis, Und, was am allerkaͤltſten, heiß. Dies ſind beſtaͤndige Bewegungen auf Erden. Von dem Geſchmack. Man haͤtte leicht vermocht noch mehren Unterſcheid Vom Gegenwurf des Fuͤhlens vorzuſtellen. Jedoch, es wird aus dem, was ſchon geſagt, erhellen, Was glatt, was Feſtigkeit, was Trockenheit, Was fluͤßig, welches feucht, Was laulich iſt, und was die Biegſamkeit, Was das Gefuͤhl betrifft, iſt alles leicht: Es iſt das einfachſte, das groͤbſte von den Sinnen. Denn der Geruch ſo wol, als der Geſchmack von innen, Wuͤrckt ſchon mit kuͤnſtlicher vereinter Seltenheit. Allein, indem wir immer weiter Auf unſrer einſt erkohrnen Bahne gehn, So ſcheint, es werden glatt und eben alle Hoͤhn. Was ſchwer iſt, loͤſt ſich auf. Um uns wird alles heiter, Laſſt uns die Saͤffte doch betrachten und probiren, Woher die Wuͤrcknngen, die ſo verſchiedlich, ruͤhren. Man X 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/359
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/359>, abgerufen am 24.11.2024.