Es muß sodann von seiner gleichen Strassen, Der Strahlen Heer sich seitwerts lencken lassen. Die Sonne, deren Schein Sodann noch nicht entdecket, Und, unter dem Gesicht-Creis noch verstecket, Verborgen sollte seyn; Scheint durch gebrochnen Strahl zu uns sich schon zu fügen, Jndem die Wolcken ihn zu uns, herabwerts biegen: Man glaubt, man sähe schon die Sonne prangen, Noch eher, als sie aufgegangen.
Es scheinet offtermal mit Sonnen-Bildern Der Himmel sich zu schmücken und zu schildern, Wenn ihrer Strahlen Meng' auf Cörper, die polirt, Und die geschickt, sie abzuweisen, fallen; So sehn wir, daß sie rückwerts prallen, Und daß sie unsrer Augen-Strahl Sich zeigen noch zum andern mal. Da denn die glatten Flächen Gefrorner Wolcken ihrem Schein Recht hell-polirte Spiegel seyn, Wodurch die himmlischen Revieren Bey Tage selbst verschiedne Sonnen zieren; Jndem der Strahlen Heer gehemmet, fortzugehn, Dadurch Parelien formiren. Man glaubt sodann viel Sonnen zu ersehn, Die alle gleich hellgläntzend, und gleich schön.
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Von dem Licht.
Es muß ſodann von ſeiner gleichen Straſſen, Der Strahlen Heer ſich ſeitwerts lencken laſſen. Die Sonne, deren Schein Sodann noch nicht entdecket, Und, unter dem Geſicht-Creis noch verſtecket, Verborgen ſollte ſeyn; Scheint durch gebrochnen Strahl zu uns ſich ſchon zu fuͤgen, Jndem die Wolcken ihn zu uns, herabwerts biegen: Man glaubt, man ſaͤhe ſchon die Sonne prangen, Noch eher, als ſie aufgegangen.
Es ſcheinet offtermal mit Sonnen-Bildern Der Himmel ſich zu ſchmuͤcken und zu ſchildern, Wenn ihrer Strahlen Meng’ auf Coͤrper, die polirt, Und die geſchickt, ſie abzuweiſen, fallen; So ſehn wir, daß ſie ruͤckwerts prallen, Und daß ſie unſrer Augen-Strahl Sich zeigen noch zum andern mal. Da denn die glatten Flaͤchen Gefrorner Wolcken ihrem Schein Recht hell-polirte Spiegel ſeyn, Wodurch die himmliſchen Revieren Bey Tage ſelbſt verſchiedne Sonnen zieren; Jndem der Strahlen Heer gehemmet, fortzugehn, Dadurch Parelien formiren. Man glaubt ſodann viel Sonnen zu erſehn, Die alle gleich hellglaͤntzend, und gleich ſchoͤn.
Jm-
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[379/0409]
Von dem Licht.
Es muß ſodann von ſeiner gleichen Straſſen,
Der Strahlen Heer ſich ſeitwerts lencken laſſen.
Die Sonne, deren Schein
Sodann noch nicht entdecket,
Und, unter dem Geſicht-Creis noch verſtecket,
Verborgen ſollte ſeyn;
Scheint durch gebrochnen Strahl zu uns ſich ſchon zu fuͤgen,
Jndem die Wolcken ihn zu uns, herabwerts biegen:
Man glaubt, man ſaͤhe ſchon die Sonne prangen,
Noch eher, als ſie aufgegangen.
Es ſcheinet offtermal mit Sonnen-Bildern
Der Himmel ſich zu ſchmuͤcken und zu ſchildern,
Wenn ihrer Strahlen Meng’ auf Coͤrper, die polirt,
Und die geſchickt, ſie abzuweiſen, fallen;
So ſehn wir, daß ſie ruͤckwerts prallen,
Und daß ſie unſrer Augen-Strahl
Sich zeigen noch zum andern mal.
Da denn die glatten Flaͤchen
Gefrorner Wolcken ihrem Schein
Recht hell-polirte Spiegel ſeyn,
Wodurch die himmliſchen Revieren
Bey Tage ſelbſt verſchiedne Sonnen zieren;
Jndem der Strahlen Heer gehemmet, fortzugehn,
Dadurch Parelien formiren.
Man glaubt ſodann viel Sonnen zu erſehn,
Die alle gleich hellglaͤntzend, und gleich ſchoͤn.
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/409>, abgerufen am 22.11.2024.
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