Der bunten Farben Glantz, so wol beblühmter Auen, Die unsern Blick mit ihren Schmeltz erfreuen, Als auch der Schilder-und Tapezereyen, Die unserem Gesicht die kluge Kunst lässt schauen, Hat um den Unterscheid der Farben, so sie zieren, Jn Mischungen, die so verschieden, zu formiren; Nichts, als der Fläche Tieff' und Höh'n Aus denen sie gewebt sind und bestehn, Durch welche sie in unsern Augen So viel Bewegungen zu würcken taugen. Man nenne, wie man wil, die Farben von Natur, Man nenne sie durch Kunst gemacht, Es schwinde bald, es dau're ihre Pracht, Dieselbe Würckung bringt derselben Schmuck und Zier Allein herfür. Der Jris Farben selbst, die nur so kurtze Zeit Jn ihren Schimmer stehn, Sind nicht allein so schön, Sie sind auch in der That von gleicher Würcklichkeit, Als wie der Farben Schein, Der Cörper, die beständig seyn. Der Glantz von Bildern, die gemahlet Jst gar nicht künstlicher, Als eben der, Der in Rubinen strahlet, Den man natürlich nennt. Das Licht allein Jst alles. Der Natur Manier ist einerley Mit welcher sie formirt so manche Schilderey.
Um
Von den Farben
Der bunten Farben Glantz, ſo wol bebluͤhmter Auen, Die unſern Blick mit ihren Schmeltz erfreuen, Als auch der Schilder-und Tapezereyen, Die unſerem Geſicht die kluge Kunſt laͤſſt ſchauen, Hat um den Unterſcheid der Farben, ſo ſie zieren, Jn Miſchungen, die ſo verſchieden, zu formiren; Nichts, als der Flaͤche Tieff’ und Hoͤh’n Aus denen ſie gewebt ſind und beſtehn, Durch welche ſie in unſern Augen So viel Bewegungen zu wuͤrcken taugen. Man nenne, wie man wil, die Farben von Natur, Man nenne ſie durch Kunſt gemacht, Es ſchwinde bald, es dau’re ihre Pracht, Dieſelbe Wuͤrckung bringt derſelben Schmuck und Zier Allein herfuͤr. Der Jris Farben ſelbſt, die nur ſo kurtze Zeit Jn ihren Schimmer ſtehn, Sind nicht allein ſo ſchoͤn, Sie ſind auch in der That von gleicher Wuͤrcklichkeit, Als wie der Farben Schein, Der Coͤrper, die beſtaͤndig ſeyn. Der Glantz von Bildern, die gemahlet Jſt gar nicht kuͤnſtlicher, Als eben der, Der in Rubinen ſtrahlet, Den man natuͤrlich nennt. Das Licht allein Jſt alles. Der Natur Manier iſt einerley Mit welcher ſie formirt ſo manche Schilderey.
Um
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[395/0425]
Von den Farben
Der bunten Farben Glantz, ſo wol bebluͤhmter Auen,
Die unſern Blick mit ihren Schmeltz erfreuen,
Als auch der Schilder-und Tapezereyen,
Die unſerem Geſicht die kluge Kunſt laͤſſt ſchauen,
Hat um den Unterſcheid der Farben, ſo ſie zieren,
Jn Miſchungen, die ſo verſchieden, zu formiren;
Nichts, als der Flaͤche Tieff’ und Hoͤh’n
Aus denen ſie gewebt ſind und beſtehn,
Durch welche ſie in unſern Augen
So viel Bewegungen zu wuͤrcken taugen.
Man nenne, wie man wil, die Farben von Natur,
Man nenne ſie durch Kunſt gemacht,
Es ſchwinde bald, es dau’re ihre Pracht,
Dieſelbe Wuͤrckung bringt derſelben Schmuck und Zier
Allein herfuͤr.
Der Jris Farben ſelbſt, die nur ſo kurtze Zeit
Jn ihren Schimmer ſtehn,
Sind nicht allein ſo ſchoͤn,
Sie ſind auch in der That von gleicher Wuͤrcklichkeit,
Als wie der Farben Schein,
Der Coͤrper, die beſtaͤndig ſeyn.
Der Glantz von Bildern, die gemahlet
Jſt gar nicht kuͤnſtlicher,
Als eben der,
Der in Rubinen ſtrahlet,
Den man natuͤrlich nennt. Das Licht allein
Jſt alles. Der Natur Manier iſt einerley
Mit welcher ſie formirt ſo manche Schilderey.
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/425>, abgerufen am 22.11.2024.
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