Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.

Bild:
<< vorherige Seite
Von den Sinnlichkeiten insgemein.


Allein wir stellen itzt die Untersuchung ein,
Und wollen vom Gebrauch der gröbern Sinne schweigen,
Wir werden mehr zufrieden seyn
Mit Würckungen, die weniger gemein,
Und welche das Gehör und das Gesicht uns zeigen.
Dies sind die edelsten von allen Sinnen, auch
Die fertigst-sichersten und schnellsten im Gebrauch:
Von Kunst und Wissenschafft die besten Jnstrumente,
Wodurch wir den Begriff aus allen Dingen ziehn.
Wenn wir die Welt-Weisheit nun treiben,
So lasst uns auch dahin bemühn,
Sie recht zu kennen, zu beschreiben!
Von dem Gehör.
O unbegreifflicher Zusammenklang!
Der fast unendlich wunderbar.
Wir werden offtermals gewahr,
Was auf der Menschen Geist ein Ton würckt, ein Gesang.
Durch Töne binden und vermählen
Sich, mit dem Cörper, unsre Seelen,
Durch ein geheimes Band.
Auf! lasst dereinst den Jrrthum uns entziehen,
Und den Zusammenhang, der uns sonst unbekannt,
Zu unterscheiden uns bemühen.
Lasst uns des Vorurtheils Betrügerey entfliehen,
Es
E e 2
Von den Sinnlichkeiten insgemein.


Allein wir ſtellen itzt die Unterſuchung ein,
Und wollen vom Gebrauch der groͤbern Sinne ſchweigen,
Wir werden mehr zufrieden ſeyn
Mit Wuͤrckungen, die weniger gemein,
Und welche das Gehoͤr und das Geſicht uns zeigen.
Dies ſind die edelſten von allen Sinnen, auch
Die fertigſt-ſicherſten und ſchnellſten im Gebrauch:
Von Kunſt und Wiſſenſchafft die beſten Jnſtrumente,
Wodurch wir den Begriff aus allen Dingen ziehn.
Wenn wir die Welt-Weisheit nun treiben,
So laſſt uns auch dahin bemuͤhn,
Sie recht zu kennen, zu beſchreiben!
Von dem Gehoͤr.
O unbegreifflicher Zuſammenklang!
Der faſt unendlich wunderbar.
Wir werden offtermals gewahr,
Was auf der Menſchen Geiſt ein Ton wuͤrckt, ein Geſang.
Durch Toͤne binden und vermaͤhlen
Sich, mit dem Coͤrper, unſre Seelen,
Durch ein geheimes Band.
Auf! laſſt dereinſt den Jrrthum uns entziehen,
Und den Zuſammenhang, der uns ſonſt unbekannt,
Zu unterſcheiden uns bemuͤhen.
Laſſt uns des Vorurtheils Betruͤgerey entfliehen,
Es
E e 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0465" n="435"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von den Sinnlichkeiten insgemein.</hi> </fw><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <lg type="poem">
                <l><hi rendition="#in">A</hi>llein wir &#x017F;tellen itzt die Unter&#x017F;uchung ein,</l><lb/>
                <l>Und wollen vom Gebrauch der gro&#x0364;bern Sinne &#x017F;chweigen,</l><lb/>
                <l>Wir werden mehr zufrieden &#x017F;eyn</l><lb/>
                <l>Mit Wu&#x0364;rckungen, die weniger gemein,</l><lb/>
                <l>Und welche das <hi rendition="#fr">Geho&#x0364;r</hi> und das <hi rendition="#fr">Ge&#x017F;icht</hi> uns zeigen.</l><lb/>
                <l>Dies &#x017F;ind die edel&#x017F;ten von allen Sinnen, auch</l><lb/>
                <l>Die fertig&#x017F;t-&#x017F;icher&#x017F;ten und &#x017F;chnell&#x017F;ten im Gebrauch:</l><lb/>
                <l>Von Kun&#x017F;t und Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft die be&#x017F;ten Jn&#x017F;trumente,</l><lb/>
                <l>Wodurch wir den Begriff aus allen Dingen ziehn.</l><lb/>
                <l>Wenn wir die Welt-Weisheit nun treiben,</l><lb/>
                <l>So la&#x017F;&#x017F;t uns auch dahin bemu&#x0364;hn,</l><lb/>
                <l>Sie recht zu kennen, zu be&#x017F;chreiben!</l>
              </lg>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Von dem Geho&#x0364;r.</hi> </head><lb/>
              <lg type="poem">
                <l><hi rendition="#in">O</hi> unbegreifflicher Zu&#x017F;ammenklang!</l><lb/>
                <l>Der fa&#x017F;t unendlich wunderbar.</l><lb/>
                <l>Wir werden offtermals gewahr,</l><lb/>
                <l>Was auf der Men&#x017F;chen Gei&#x017F;t ein Ton wu&#x0364;rckt, ein Ge&#x017F;ang.</l><lb/>
                <l>Durch To&#x0364;ne binden und verma&#x0364;hlen</l><lb/>
                <l>Sich, mit dem Co&#x0364;rper, un&#x017F;re Seelen,</l><lb/>
                <l>Durch ein geheimes Band.</l><lb/>
                <l>Auf! la&#x017F;&#x017F;t derein&#x017F;t den Jrrthum uns entziehen,</l><lb/>
                <l>Und den Zu&#x017F;ammenhang, der uns &#x017F;on&#x017F;t unbekannt,</l><lb/>
                <l>Zu unter&#x017F;cheiden uns bemu&#x0364;hen.</l><lb/>
                <l>La&#x017F;&#x017F;t uns des Vorurtheils Betru&#x0364;gerey entfliehen,</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">E e 2</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[435/0465] Von den Sinnlichkeiten insgemein. Allein wir ſtellen itzt die Unterſuchung ein, Und wollen vom Gebrauch der groͤbern Sinne ſchweigen, Wir werden mehr zufrieden ſeyn Mit Wuͤrckungen, die weniger gemein, Und welche das Gehoͤr und das Geſicht uns zeigen. Dies ſind die edelſten von allen Sinnen, auch Die fertigſt-ſicherſten und ſchnellſten im Gebrauch: Von Kunſt und Wiſſenſchafft die beſten Jnſtrumente, Wodurch wir den Begriff aus allen Dingen ziehn. Wenn wir die Welt-Weisheit nun treiben, So laſſt uns auch dahin bemuͤhn, Sie recht zu kennen, zu beſchreiben! Von dem Gehoͤr. O unbegreifflicher Zuſammenklang! Der faſt unendlich wunderbar. Wir werden offtermals gewahr, Was auf der Menſchen Geiſt ein Ton wuͤrckt, ein Geſang. Durch Toͤne binden und vermaͤhlen Sich, mit dem Coͤrper, unſre Seelen, Durch ein geheimes Band. Auf! laſſt dereinſt den Jrrthum uns entziehen, Und den Zuſammenhang, der uns ſonſt unbekannt, Zu unterſcheiden uns bemuͤhen. Laſſt uns des Vorurtheils Betruͤgerey entfliehen, Es E e 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/465
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/465>, abgerufen am 22.11.2024.