Jemehr wir den Gebrauch der Sinnen nun erwegen, Mit desto grössrer Klarheit Zeigt der Verstand uns diese Wahrheit, Daß die Empfindung bloß dem Geist sey beyzulegen. Noch besser, als die Tön', erweisen des Gesichts Verschiedne Würckungen, sammt vieler Vorwürff' Bildern, Die wir uns selber schildern, Und machen es recht überzeuglich klar. Die Rede, das Gehör, hat einen Vortheil zwar, Es kan ein jedes Ding sich durch die Sprach erklären, Es zeigen sich dem Geist die Nutz-erfüllte Lehren. Allein das grosse Rund drückt uns den Wunder-Schein Und sein so herrlich Bild, ohn alle Red-Kunst ein. So bald sich nur ein Aug' eröffnen kan, Sieht man bereits den Glantz, den nichts verdunckelt, an.
Von dem Gesicht.
Ein Dummer ist sowol, als der, so klug, gerührt. Jn aller Cörper Meng, die wir bey uns erblicken, Jn allen, die den Bau des weiten Himmels schmücken, Wird von dem Geiste, DER, so sie gemacht, verspürt. Die Ordnungen, die unzerstörlich, Und welchen selbst der Ur-Stoff unterthan, (*) Die reden alle unaufhörlich Der Menschen Augen an. Der sichtbare Zusammenklang Jst allenthalben zu verstehen,
Und
(*) Die Himmel erzehlen die Ehre GOTTES. Ps. 18.
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Vom Gehoͤr.
Jemehr wir den Gebrauch der Sinnen nun erwegen, Mit deſto groͤſſrer Klarheit Zeigt der Verſtand uns dieſe Wahrheit, Daß die Empfindung bloß dem Geiſt ſey beyzulegen. Noch beſſer, als die Toͤn’, erweiſen des Geſichts Verſchiedne Wuͤrckungen, ſammt vieler Vorwuͤrff’ Bildern, Die wir uns ſelber ſchildern, Und machen es recht uͤberzeuglich klar. Die Rede, das Gehoͤr, hat einen Vortheil zwar, Es kan ein jedes Ding ſich durch die Sprach erklaͤren, Es zeigen ſich dem Geiſt die Nutz-erfuͤllte Lehren. Allein das groſſe Rund druͤckt uns den Wunder-Schein Und ſein ſo herrlich Bild, ohn alle Red-Kunſt ein. So bald ſich nur ein Aug’ eroͤffnen kan, Sieht man bereits den Glantz, den nichts verdunckelt, an.
Von dem Geſicht.
Ein Dummer iſt ſowol, als der, ſo klug, geruͤhrt. Jn aller Coͤrper Meng, die wir bey uns erblicken, Jn allen, die den Bau des weiten Himmels ſchmuͤcken, Wird von dem Geiſte, DER, ſo ſie gemacht, verſpuͤrt. Die Ordnungen, die unzerſtoͤrlich, Und welchen ſelbſt der Ur-Stoff unterthan, (*) Die reden alle unaufhoͤrlich Der Menſchen Augen an. Der ſichtbare Zuſammenklang Jſt allenthalben zu verſtehen,
Und
(*) Die Himmel erzehlen die Ehre GOTTES. Pſ. 18.
F f 3
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Vom Gehoͤr.
Jemehr wir den Gebrauch der Sinnen nun erwegen,
Mit deſto groͤſſrer Klarheit
Zeigt der Verſtand uns dieſe Wahrheit,
Daß die Empfindung bloß dem Geiſt ſey beyzulegen.
Noch beſſer, als die Toͤn’, erweiſen des Geſichts
Verſchiedne Wuͤrckungen, ſammt vieler Vorwuͤrff’ Bildern,
Die wir uns ſelber ſchildern,
Und machen es recht uͤberzeuglich klar.
Die Rede, das Gehoͤr, hat einen Vortheil zwar,
Es kan ein jedes Ding ſich durch die Sprach erklaͤren,
Es zeigen ſich dem Geiſt die Nutz-erfuͤllte Lehren.
Allein das groſſe Rund druͤckt uns den Wunder-Schein
Und ſein ſo herrlich Bild, ohn alle Red-Kunſt ein.
So bald ſich nur ein Aug’ eroͤffnen kan,
Sieht man bereits den Glantz, den nichts verdunckelt, an.
Von dem Geſicht.
Ein Dummer iſt ſowol, als der, ſo klug, geruͤhrt.
Jn aller Coͤrper Meng, die wir bey uns erblicken,
Jn allen, die den Bau des weiten Himmels ſchmuͤcken,
Wird von dem Geiſte, DER, ſo ſie gemacht, verſpuͤrt.
Die Ordnungen, die unzerſtoͤrlich,
Und welchen ſelbſt der Ur-Stoff unterthan, (*)
Die reden alle unaufhoͤrlich
Der Menſchen Augen an.
Der ſichtbare Zuſammenklang
Jſt allenthalben zu verſtehen,
Und
(*) Die Himmel erzehlen die Ehre GOTTES. Pſ. 18.
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/483>, abgerufen am 16.07.2024.
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