Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.

Bild:
<< vorherige Seite
Jst alle Pracht und Zier der Bluhmen eigen,
Selbst die Natur hat sie so schön geschmückt,
Der allerdünnste Tafft ist dick und grob bey ihnen;
Durchsichtig wie ein Glas. Es spielt im holden Grünen
Ein angenehmes weislich Blau,
Das ich Verwundrungs-voll beschau.
Ein wiederscheinender veränderlicher Glantz,
Gleicht fast dem Tauben-Hals, gleicht einem Pfauen-
Schwantz.

So sanfft als deiner Farben Schein;
So sanfft pflegt dein Geruch zu seyn.
Wie zart nun dein Geruch wie zart auch deine Blätter,
Wie zart die Farben seyn, so tritt dein sanffter Flor,
Doch mitten in dem Schnee hervor,
Und scheuet weder Sturm noch sonst ein rauhes Wetter.
Ach mögt' auch ich ohn' eckle Zärtlichkeit,
Zu deinem Ruhm, mein Schöpfer, blühen!
Ach möcht auch ich der Erden mich entziehen,
Und stets in frölicher Gelassenheit,
Dich zu verehren mich bemühen!


Der
Jſt alle Pracht und Zier der Bluhmen eigen,
Selbſt die Natur hat ſie ſo ſchoͤn geſchmuͤckt,
Der allerduͤnnſte Tafft iſt dick und grob bey ihnen;
Durchſichtig wie ein Glas. Es ſpielt im holden Gruͤnen
Ein angenehmes weislich Blau,
Das ich Verwundrungs-voll beſchau.
Ein wiederſcheinender veraͤnderlicher Glantz,
Gleicht faſt dem Tauben-Hals, gleicht einem Pfauen-
Schwantz.

So ſanfft als deiner Farben Schein;
So ſanfft pflegt dein Geruch zu ſeyn.
Wie zart nun dein Geruch wie zart auch deine Blaͤtter,
Wie zart die Farben ſeyn, ſo tritt dein ſanffter Flor,
Doch mitten in dem Schnee hervor,
Und ſcheuet weder Sturm noch ſonſt ein rauhes Wetter.
Ach moͤgt’ auch ich ohn’ eckle Zaͤrtlichkeit,
Zu deinem Ruhm, mein Schoͤpfer, bluͤhen!
Ach moͤcht auch ich der Erden mich entziehen,
Und ſtets in froͤlicher Gelaſſenheit,
Dich zu verehren mich bemuͤhen!


Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0619" n="589"/>
            <l> <hi rendition="#fr">J&#x017F;t alle Pracht und Zier der Bluhmen eigen,</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Selb&#x017F;t die Natur hat &#x017F;ie &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n ge&#x017F;chmu&#x0364;ckt,</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Der allerdu&#x0364;nn&#x017F;te Tafft i&#x017F;t dick und grob bey ihnen;</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Durch&#x017F;ichtig wie ein Glas. Es &#x017F;pielt im holden Gru&#x0364;nen</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Ein angenehmes weislich Blau,</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Das ich Verwundrungs-voll be&#x017F;chau.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Ein wieder&#x017F;cheinender vera&#x0364;nderlicher Glantz,</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Gleicht fa&#x017F;t dem Tauben-Hals, gleicht einem Pfauen-<lb/><hi rendition="#et">Schwantz.</hi></hi> </l><lb/>
            <l>So &#x017F;anfft als deiner Farben Schein;</l><lb/>
            <l>So &#x017F;anfft pflegt dein Geruch zu &#x017F;eyn.</l><lb/>
            <l>Wie zart nun dein Geruch wie zart auch deine Bla&#x0364;tter,</l><lb/>
            <l>Wie zart die Farben &#x017F;eyn, &#x017F;o tritt dein &#x017F;anffter Flor,</l><lb/>
            <l>Doch mitten in dem Schnee hervor,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;cheuet weder Sturm noch &#x017F;on&#x017F;t ein rauhes Wetter.</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Ach mo&#x0364;gt&#x2019; auch ich ohn&#x2019; eckle Za&#x0364;rtlichkeit,</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Zu deinem Ruhm, mein Scho&#x0364;pfer, blu&#x0364;hen!</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Ach mo&#x0364;cht auch ich der Erden mich entziehen,</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Und &#x017F;tets in fro&#x0364;licher Gela&#x017F;&#x017F;enheit,</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Dich zu verehren mich bemu&#x0364;hen!</hi> </l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Der</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[589/0619] Jſt alle Pracht und Zier der Bluhmen eigen, Selbſt die Natur hat ſie ſo ſchoͤn geſchmuͤckt, Der allerduͤnnſte Tafft iſt dick und grob bey ihnen; Durchſichtig wie ein Glas. Es ſpielt im holden Gruͤnen Ein angenehmes weislich Blau, Das ich Verwundrungs-voll beſchau. Ein wiederſcheinender veraͤnderlicher Glantz, Gleicht faſt dem Tauben-Hals, gleicht einem Pfauen- Schwantz. So ſanfft als deiner Farben Schein; So ſanfft pflegt dein Geruch zu ſeyn. Wie zart nun dein Geruch wie zart auch deine Blaͤtter, Wie zart die Farben ſeyn, ſo tritt dein ſanffter Flor, Doch mitten in dem Schnee hervor, Und ſcheuet weder Sturm noch ſonſt ein rauhes Wetter. Ach moͤgt’ auch ich ohn’ eckle Zaͤrtlichkeit, Zu deinem Ruhm, mein Schoͤpfer, bluͤhen! Ach moͤcht auch ich der Erden mich entziehen, Und ſtets in froͤlicher Gelaſſenheit, Dich zu verehren mich bemuͤhen! Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/619
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 589. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/619>, abgerufen am 21.11.2024.