Das leichte Vögel-Volck: es hüpfft, es schlupfft, es springt, Es gurgelt, zwitschert, pfeifft und singt. Des Gipffels gantzen Raum Erfüllt ein heller Klang: es lebt der gantze Baum.
Ein neues zierliches Gebäude, So unweit hinter diesen Baum, Vermehrt, im Unterscheid der Farben, unsre Freude. Jndem man es nie sonder Anmuth sieht, Wenn das bestrahlte Dach in heller Röthe glüht, Und hier von ungefehr ein kleiner Zweig sich beuget, Da in den Blättern sich sodann ein' Oeffnung zeiget; So lässt es fast, als wenn Aurorens Rosen-Licht Durch eine grüne Dämmrung bricht. Es scheint, als wenn es sich mit ihrem Schatten mische; Wie, oder auch, als wenn durch dunckle Büsche Ein feurig Abend-Roth vom heitern Himmel strahlte, Und ihre Blätter, mehr vergüldet', als bemahlte.
Ach GOtt! wenn ich den Baum so herrlich prangen sehe, Gieb, daß es mir zur Lust und Dir zum Ruhm geschehe! Laß meine Seele doch, durch mein gerührt Gesicht, Die Sprache, voll geheimer Lehren, So die Natur beständig mit uns spricht, Und dieses Baumes Rede hören:
Betrachte mich! schau meine Pracht, Mein schönes Laub, den Stamm, die Zweige, meine Blüthe, Bewundre mich mit frölichem Gemüthe, Und denck', in deiner Lust, an Den, der mich gemacht!
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Das leichte Voͤgel-Volck: es huͤpfft, es ſchlupfft, es ſpringt, Es gurgelt, zwitſchert, pfeifft und ſingt. Des Gipffels gantzen Raum Erfuͤllt ein heller Klang: es lebt der gantze Baum.
Ein neues zierliches Gebaͤude, So unweit hinter dieſen Baum, Vermehrt, im Unterſcheid der Farben, unſre Freude. Jndem man es nie ſonder Anmuth ſieht, Wenn das beſtrahlte Dach in heller Roͤthe gluͤht, Und hier von ungefehr ein kleiner Zweig ſich beuget, Da in den Blaͤttern ſich ſodann ein’ Oeffnung zeiget; So laͤſſt es faſt, als wenn Aurorens Roſen-Licht Durch eine gruͤne Daͤmmrung bricht. Es ſcheint, als wenn es ſich mit ihrem Schatten miſche; Wie, oder auch, als wenn durch dunckle Buͤſche Ein feurig Abend-Roth vom heitern Himmel ſtrahlte, Und ihre Blaͤtter, mehr verguͤldet’, als bemahlte.
Ach GOtt! wenn ich den Baum ſo herrlich prangen ſehe, Gieb, daß es mir zur Luſt und Dir zum Ruhm geſchehe! Laß meine Seele doch, durch mein geruͤhrt Geſicht, Die Sprache, voll geheimer Lehren, So die Natur beſtaͤndig mit uns ſpricht, Und dieſes Baumes Rede hoͤren:
Betrachte mich! ſchau meine Pracht, Mein ſchoͤnes Laub, den Stamm, die Zweige, meine Bluͤthe, Bewundre mich mit froͤlichem Gemuͤthe, Und denck’, in deiner Luſt, an Den, der mich gemacht!
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Das leichte Voͤgel-Volck: es huͤpfft, es ſchlupfft, es ſpringt,
Es gurgelt, zwitſchert, pfeifft und ſingt.
Des Gipffels gantzen Raum
Erfuͤllt ein heller Klang: es lebt der gantze Baum.
Ein neues zierliches Gebaͤude,
So unweit hinter dieſen Baum,
Vermehrt, im Unterſcheid der Farben, unſre Freude.
Jndem man es nie ſonder Anmuth ſieht,
Wenn das beſtrahlte Dach in heller Roͤthe gluͤht,
Und hier von ungefehr ein kleiner Zweig ſich beuget,
Da in den Blaͤttern ſich ſodann ein’ Oeffnung zeiget;
So laͤſſt es faſt, als wenn Aurorens Roſen-Licht
Durch eine gruͤne Daͤmmrung bricht.
Es ſcheint, als wenn es ſich mit ihrem Schatten miſche;
Wie, oder auch, als wenn durch dunckle Buͤſche
Ein feurig Abend-Roth vom heitern Himmel ſtrahlte,
Und ihre Blaͤtter, mehr verguͤldet’, als bemahlte.
Ach GOtt! wenn ich den Baum ſo herrlich prangen ſehe,
Gieb, daß es mir zur Luſt und Dir zum Ruhm geſchehe!
Laß meine Seele doch, durch mein geruͤhrt Geſicht,
Die Sprache, voll geheimer Lehren,
So die Natur beſtaͤndig mit uns ſpricht,
Und dieſes Baumes Rede hoͤren:
Betrachte mich! ſchau meine Pracht,
Mein ſchoͤnes Laub, den Stamm, die Zweige, meine
Bluͤthe,
Bewundre mich mit froͤlichem Gemuͤthe,
Und denck’, in deiner Luſt, an Den, der mich gemacht!
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 597. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/627>, abgerufen am 16.07.2024.
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