Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.

Bild:
<< vorherige Seite
Schönheit der zur Abend-Zeit
hinter einem Gebüsche hervorstrah-
lenden Sonne.
Ey sehet! seht doch dort üm GOTTES Willen
Die güldne Gluht, den rosenfarbnen Glantz,
Die dort des Waldes Nacht und grüne Schatten, gantz
Mit einer himmlischen nicht irdschen Schönheit füllen!
Hat wol ein Menschlich Aug' ein holders Licht erblickt,
Was schöners je gesehn? es dringt mir in die Seele
Dies helle Freuden-Feu'r: sie wird fast als entzückt
Und fühlet, wie mit ihr ein etwas sich vermähle,
Das überirdisch ist. Sie senckt in diesen Schein,
Dem Urquell dieses Lichts, dem grossen All zu Ehren,
Sich, als ein Opffer, selbst hinein.
Ach mögte diese reine Gluht,
Das, was an ihr nicht gut,
Verbrennen und verzehren,
Damit, wenn das, so bös' an ihr, verginge;
Sie Dir, o Schöpfer aller Dinge,
Mögt ein gefälligs Opfer seyn!
ARIA.
Seeligs All! selbstständ'ge Wonne,
Heller Abgrund ew'ger Lust!
Aller Sonnen Licht und Sonne,
Füll', erleuchte meine Brust!
Laß mich Deine Wunder mercken,
Mache mir in deinen Wercken
Deine Lieb' und Macht bewust! D. C.
Wenn
Schoͤnheit der zur Abend-Zeit
hinter einem Gebuͤſche hervorſtrah-
lenden Sonne.
Ey ſehet! ſeht doch dort uͤm GOTTES Willen
Die guͤldne Gluht, den roſenfarbnen Glantz,
Die dort des Waldes Nacht und gruͤne Schatten, gantz
Mit einer himmliſchen nicht irdſchen Schoͤnheit fuͤllen!
Hat wol ein Menſchlich Aug’ ein holders Licht erblickt,
Was ſchoͤners je geſehn? es dringt mir in die Seele
Dies helle Freuden-Feu’r: ſie wird faſt als entzuͤckt
Und fuͤhlet, wie mit ihr ein etwas ſich vermaͤhle,
Das uͤberirdiſch iſt. Sie ſenckt in dieſen Schein,
Dem Urquell dieſes Lichts, dem groſſen All zu Ehren,
Sich, als ein Opffer, ſelbſt hinein.
Ach moͤgte dieſe reine Gluht,
Das, was an ihr nicht gut,
Verbrennen und verzehren,
Damit, wenn das, ſo boͤſ’ an ihr, verginge;
Sie Dir, o Schoͤpfer aller Dinge,
Moͤgt ein gefaͤlligs Opfer ſeyn!
ARIA.
Seeligs All! ſelbſtſtaͤnd’ge Wonne,
Heller Abgrund ew’ger Luſt!
Aller Sonnen Licht und Sonne,
Fuͤll’, erleuchte meine Bruſt!
Laß mich Deine Wunder mercken,
Mache mir in deinen Wercken
Deine Lieb’ und Macht bewuſt! D. C.
Wenn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0638" n="608"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Scho&#x0364;nheit der zur Abend-Zeit<lb/>
hinter einem Gebu&#x0364;&#x017F;che hervor&#x017F;trah-<lb/>
lenden Sonne.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">E</hi>y &#x017F;ehet! &#x017F;eht doch dort u&#x0364;m GOTTES Willen</l><lb/>
              <l>Die gu&#x0364;ldne Gluht, den ro&#x017F;enfarbnen Glantz,</l><lb/>
              <l>Die dort des Waldes Nacht und gru&#x0364;ne Schatten, gantz</l><lb/>
              <l>Mit einer himmli&#x017F;chen nicht ird&#x017F;chen Scho&#x0364;nheit fu&#x0364;llen!</l><lb/>
              <l>Hat wol ein Men&#x017F;chlich Aug&#x2019; ein holders Licht erblickt,</l><lb/>
              <l>Was &#x017F;cho&#x0364;ners je ge&#x017F;ehn? es dringt mir in die Seele</l><lb/>
              <l>Dies helle Freuden-Feu&#x2019;r: &#x017F;ie wird fa&#x017F;t als entzu&#x0364;ckt</l><lb/>
              <l>Und fu&#x0364;hlet, wie mit ihr ein etwas &#x017F;ich verma&#x0364;hle,</l><lb/>
              <l>Das u&#x0364;berirdi&#x017F;ch i&#x017F;t. Sie &#x017F;enckt in die&#x017F;en Schein,</l><lb/>
              <l>Dem Urquell die&#x017F;es Lichts, dem gro&#x017F;&#x017F;en All zu Ehren,</l><lb/>
              <l>Sich, als ein Opffer, &#x017F;elb&#x017F;t hinein.</l><lb/>
              <l>Ach mo&#x0364;gte die&#x017F;e reine Gluht,</l><lb/>
              <l>Das, was an ihr nicht gut,</l><lb/>
              <l>Verbrennen und verzehren,</l><lb/>
              <l>Damit, wenn das, &#x017F;o bo&#x0364;&#x017F;&#x2019; an ihr, verginge;</l><lb/>
              <l>Sie Dir, o Scho&#x0364;pfer aller Dinge,</l><lb/>
              <l>Mo&#x0364;gt ein gefa&#x0364;lligs Opfer &#x017F;eyn!</l>
            </lg><lb/><lb/>
            <lg n="2">
              <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">ARIA.</hi> </hi> </hi> </head>
              <l><hi rendition="#in">S</hi>eeligs All! &#x017F;elb&#x017F;t&#x017F;ta&#x0364;nd&#x2019;ge Wonne,</l><lb/>
              <l>Heller Abgrund ew&#x2019;ger Lu&#x017F;t!</l><lb/>
              <l>Aller Sonnen Licht und Sonne,</l><lb/>
              <l>Fu&#x0364;ll&#x2019;, erleuchte meine Bru&#x017F;t!</l><lb/>
              <l>Laß mich Deine Wunder mercken,</l><lb/>
              <l>Mache mir in deinen Wercken</l><lb/>
              <l>Deine Lieb&#x2019; und Macht bewu&#x017F;t! <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">D. C.</hi></hi></l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Wenn</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[608/0638] Schoͤnheit der zur Abend-Zeit hinter einem Gebuͤſche hervorſtrah- lenden Sonne. Ey ſehet! ſeht doch dort uͤm GOTTES Willen Die guͤldne Gluht, den roſenfarbnen Glantz, Die dort des Waldes Nacht und gruͤne Schatten, gantz Mit einer himmliſchen nicht irdſchen Schoͤnheit fuͤllen! Hat wol ein Menſchlich Aug’ ein holders Licht erblickt, Was ſchoͤners je geſehn? es dringt mir in die Seele Dies helle Freuden-Feu’r: ſie wird faſt als entzuͤckt Und fuͤhlet, wie mit ihr ein etwas ſich vermaͤhle, Das uͤberirdiſch iſt. Sie ſenckt in dieſen Schein, Dem Urquell dieſes Lichts, dem groſſen All zu Ehren, Sich, als ein Opffer, ſelbſt hinein. Ach moͤgte dieſe reine Gluht, Das, was an ihr nicht gut, Verbrennen und verzehren, Damit, wenn das, ſo boͤſ’ an ihr, verginge; Sie Dir, o Schoͤpfer aller Dinge, Moͤgt ein gefaͤlligs Opfer ſeyn! ARIA.Seeligs All! ſelbſtſtaͤnd’ge Wonne, Heller Abgrund ew’ger Luſt! Aller Sonnen Licht und Sonne, Fuͤll’, erleuchte meine Bruſt! Laß mich Deine Wunder mercken, Mache mir in deinen Wercken Deine Lieb’ und Macht bewuſt! D. C. Wenn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/638
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 608. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/638>, abgerufen am 22.11.2024.