Durch Opfer haben sie den Geber stets gepriesen: Die Heyden thaten es. So ist es noch der Brauch Bey unsern Juden auch. Bey allen Erstlingen zum Schöpfer sich zu lencken, Und bey der neuen Gab des Gebers zu gedencken, Wie! wollen denn die Christen gantz allein, So unerkänntlich seyn? Und nicht einmal (der Opfer zu geschweigen) GOTT ein' Erkentlichkeit, nur im Gedancken zeigen? Ach GOTT! du Urquell aller Gaben, Du Weiser Vater, Du, aus Dessen Allmachts-Hand So manche Frucht, an welcher wir uns laben, Uns dargereichet wird, ach! schärffe den Verstand! Gieb daß in Deinen Wunderwercken Wir Deine Weisheit, Macht und Vater-Liebe mercken! Laß uns, so offt wir Erstling' essen, Doch Dein, o Vater, nicht vergessen! Laß ein vergnügt GOtt Lob, das wir für Freuden lallen, Aus Gnaden Dir gefallen! So wirst Du, HERR, in diesem Leben, Noch öffters Erstlinge, wo es uns nützlich geben.
Win-
Durch Opfer haben ſie den Geber ſtets geprieſen: Die Heyden thaten es. So iſt es noch der Brauch Bey unſern Juden auch. Bey allen Erſtlingen zum Schoͤpfer ſich zu lencken, Und bey der neuen Gab des Gebers zu gedencken, Wie! wollen denn die Chriſten gantz allein, So unerkaͤnntlich ſeyn? Und nicht einmal (der Opfer zu geſchweigen) GOTT ein’ Erkentlichkeit, nur im Gedancken zeigen? Ach GOTT! du Urquell aller Gaben, Du Weiſer Vater, Du, aus Deſſen Allmachts-Hand So manche Frucht, an welcher wir uns laben, Uns dargereichet wird, ach! ſchaͤrffe den Verſtand! Gieb daß in Deinen Wunderwercken Wir Deine Weisheit, Macht und Vater-Liebe mercken! Laß uns, ſo offt wir Erſtling’ eſſen, Doch Dein, o Vater, nicht vergeſſen! Laß ein vergnuͤgt GOtt Lob, das wir fuͤr Freuden lallen, Aus Gnaden Dir gefallen! So wirſt Du, HERR, in dieſem Leben, Noch oͤffters Erſtlinge, wo es uns nuͤtzlich geben.
Win-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0654"n="624"/><l>Durch Opfer haben ſie den Geber ſtets geprieſen:</l><lb/><l>Die Heyden thaten es. So iſt es noch der Brauch</l><lb/><l>Bey unſern Juden auch.</l><lb/><l>Bey allen Erſtlingen zum Schoͤpfer ſich zu lencken,</l><lb/><l>Und bey der neuen Gab des Gebers zu gedencken,</l><lb/><l>Wie! wollen denn die Chriſten gantz allein,</l><lb/><l>So unerkaͤnntlich ſeyn?</l><lb/><l>Und nicht einmal (der Opfer zu geſchweigen)</l><lb/><l>GOTT ein’ Erkentlichkeit, nur im Gedancken zeigen?</l><lb/><l><hirendition="#fr">Ach GOTT! du Urquell aller Gaben,</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">Du Weiſer Vater, Du, aus Deſſen Allmachts-Hand</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">So manche Frucht, an welcher wir uns laben,</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">Uns dargereichet wird, ach! ſchaͤrffe den Verſtand!</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">Gieb daß in Deinen Wunderwercken</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">Wir Deine Weisheit, Macht und Vater-Liebe mercken!</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">Laß uns, ſo offt wir Erſtling’ eſſen,</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">Doch Dein, o Vater, nicht vergeſſen!</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">Laß ein vergnuͤgt GOtt Lob, das wir fuͤr Freuden lallen,</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">Aus Gnaden Dir gefallen!</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">So wirſt Du, HERR, in dieſem Leben,</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">Noch oͤffters Erſtlinge, wo es uns nuͤtzlich geben.</hi></l></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Win-</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[624/0654]
Durch Opfer haben ſie den Geber ſtets geprieſen:
Die Heyden thaten es. So iſt es noch der Brauch
Bey unſern Juden auch.
Bey allen Erſtlingen zum Schoͤpfer ſich zu lencken,
Und bey der neuen Gab des Gebers zu gedencken,
Wie! wollen denn die Chriſten gantz allein,
So unerkaͤnntlich ſeyn?
Und nicht einmal (der Opfer zu geſchweigen)
GOTT ein’ Erkentlichkeit, nur im Gedancken zeigen?
Ach GOTT! du Urquell aller Gaben,
Du Weiſer Vater, Du, aus Deſſen Allmachts-Hand
So manche Frucht, an welcher wir uns laben,
Uns dargereichet wird, ach! ſchaͤrffe den Verſtand!
Gieb daß in Deinen Wunderwercken
Wir Deine Weisheit, Macht und Vater-Liebe mercken!
Laß uns, ſo offt wir Erſtling’ eſſen,
Doch Dein, o Vater, nicht vergeſſen!
Laß ein vergnuͤgt GOtt Lob, das wir fuͤr Freuden lallen,
Aus Gnaden Dir gefallen!
So wirſt Du, HERR, in dieſem Leben,
Noch oͤffters Erſtlinge, wo es uns nuͤtzlich geben.
Win-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 624. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/654>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.