Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.Ohn End' hinaus gesetzt. Ein End' ist unverständlich. Wenn GOTT den Raum der Welt, der, wie wir ihn be- finden, Materialisch ist, so groß, so tief, so weit, Für Cörper nur erbaut, daß wir ihn kaum ergründen; Von welcher Unermäßlichkeit Muß nicht ein Wohn-Platz seyn, Worinn die GOTTHEJT Selbst in einer hellen Fülle Von Licht und Majestät, von Herrlichkeit und Schein, Von Glantz und Wonne wohnt? woselbst in seel'ger Stille Viel tausend, tausend Millionen Beglückte Seelige, bey so viel Engeln wohnen, Die an den Glantz der Vollenkommenheiten, So aus der GOTTHEJT flüsst, die ewig sich vermehren, Jn stets sich mehrenden unnennbar'n Süßigkeiten, Jn unaussprechlichem Vergnügen nähren. Dies ist gewiß, daß unsre Krafft zu dencken Sich nimmer hoch genug auf diesen Punct zu lencken Vermag, noch fähig ist, sich etwas vorzustellen, Was bey dem Mittel-Punet der Allmacht, bey den Quellen Der Weisheit, bey dem Meer der Güte, nicht geringe Und niederträchtig ist. Unmöglich ist es nicht, Daß bey der Aendrung aller Dinge, So gar auch unsre Welt, nebst so viel tausend Erden, Ein Anhang und ein Theil vom Paradiese werden, Und sich verhimmeln kann. Denn hier ist gar kein Ziel, Und selbst die heil'ge Bibel spricht Von einer neuen Erd' und neuen Himmel viel. Bevor wir nun ins Heilige zu gehen Uns unterstehen; So müssen wir vorher die irrigen Jdeen, Von
Ohn End’ hinaus geſetzt. Ein End’ iſt unverſtaͤndlich. Wenn GOTT den Raum der Welt, der, wie wir ihn be- finden, Materialiſch iſt, ſo groß, ſo tief, ſo weit, Fuͤr Coͤrper nur erbaut, daß wir ihn kaum ergruͤnden; Von welcher Unermaͤßlichkeit Muß nicht ein Wohn-Platz ſeyn, Worinn die GOTTHEJT Selbſt in einer hellen Fuͤlle Von Licht und Majeſtaͤt, von Herrlichkeit und Schein, Von Glantz und Wonne wohnt? woſelbſt in ſeel’ger Stille Viel tauſend, tauſend Millionen Begluͤckte Seelige, bey ſo viel Engeln wohnen, Die an den Glantz der Vollenkommenheiten, So aus der GOTTHEJT fluͤſſt, die ewig ſich vermehren, Jn ſtets ſich mehrenden unnennbar’n Suͤßigkeiten, Jn unausſprechlichem Vergnuͤgen naͤhren. Dies iſt gewiß, daß unſre Krafft zu dencken Sich nimmer hoch genug auf dieſen Punct zu lencken Vermag, noch faͤhig iſt, ſich etwas vorzuſtellen, Was bey dem Mittel-Punet der Allmacht, bey den Quellen Der Weisheit, bey dem Meer der Guͤte, nicht geringe Und niedertraͤchtig iſt. Unmoͤglich iſt es nicht, Daß bey der Aendrung aller Dinge, So gar auch unſre Welt, nebſt ſo viel tauſend Erden, Ein Anhang und ein Theil vom Paradieſe werden, Und ſich verhimmeln kann. Denn hier iſt gar kein Ziel, Und ſelbſt die heil’ge Bibel ſpricht Von einer neuen Erd’ und neuen Himmel viel. Bevor wir nun ins Heilige zu gehen Uns unterſtehen; So muͤſſen wir vorher die irrigen Jdeen, Von
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Ohn End’ hinaus geſetzt. Ein End’ iſt unverſtaͤndlich.
Wenn GOTT den Raum der Welt, der, wie wir ihn be-
finden,
Materialiſch iſt, ſo groß, ſo tief, ſo weit,
Fuͤr Coͤrper nur erbaut, daß wir ihn kaum ergruͤnden;
Von welcher Unermaͤßlichkeit
Muß nicht ein Wohn-Platz ſeyn,
Worinn die GOTTHEJT Selbſt in einer hellen Fuͤlle
Von Licht und Majeſtaͤt, von Herrlichkeit und Schein,
Von Glantz und Wonne wohnt? woſelbſt in ſeel’ger Stille
Viel tauſend, tauſend Millionen
Begluͤckte Seelige, bey ſo viel Engeln wohnen,
Die an den Glantz der Vollenkommenheiten,
So aus der GOTTHEJT fluͤſſt, die ewig ſich vermehren,
Jn ſtets ſich mehrenden unnennbar’n Suͤßigkeiten,
Jn unausſprechlichem Vergnuͤgen naͤhren.
Dies iſt gewiß, daß unſre Krafft zu dencken
Sich nimmer hoch genug auf dieſen Punct zu lencken
Vermag, noch faͤhig iſt, ſich etwas vorzuſtellen,
Was bey dem Mittel-Punet der Allmacht, bey den Quellen
Der Weisheit, bey dem Meer der Guͤte, nicht geringe
Und niedertraͤchtig iſt. Unmoͤglich iſt es nicht,
Daß bey der Aendrung aller Dinge,
So gar auch unſre Welt, nebſt ſo viel tauſend Erden,
Ein Anhang und ein Theil vom Paradieſe werden,
Und ſich verhimmeln kann. Denn hier iſt gar kein Ziel,
Und ſelbſt die heil’ge Bibel ſpricht
Von einer neuen Erd’ und neuen Himmel viel.
Bevor wir nun ins Heilige zu gehen
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So muͤſſen wir vorher die irrigen Jdeen,
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