Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.Von GOTT das Herrlichste, das Grösste zu gedencken: Nun ist es ja der GOttheit würdiger Zu glauben, daß, da GOTT der HERR Aus Gnaden uns bestimmt, die Seeligkeit zu schencken, Er unserm besten Theil dieselbige ja nicht So lange vorenthalten werde, Bis daß der morsche Leib dereinsten aus der Erde, Wer weiß nach wie viel Jahren, Erstehen wird und sich mit seiner Seele paaren. Es scheinet über dem, daß diese Lehre Auch einem Sterbenden mehr Trost gewehre. Jst es nicht glaublicher, Daß GOTT, der HERR, Der alles Gute will und kan, Sogleich von unserm Sterben an, Der Seele von dem ew'gen Leben Werd' einen Anfang schon und süssen Vorschmack geben? Der aber doch vermuthlich nicht Der grössern Herrlichkeit, der Seeligkeit, dem Licht Wird zu vergleichen seyn, so sie erlangen werden Wenn dermaleinst die Cörper aus der Erden An jenem Tage sich zu ihnen wieder fügen, Und sie sodann im seeligen Vergnügen, Die GOttheit selbst zu sehn, vielleicht gewürdigt werden. Wer weiß, ob GOTT sie nicht, in den Saphirnen Höh'n, Der Sonn' und Weldten Meng', als Seiner Wercke Pracht, Um in den Wercken Jhn zu sehen, fähig macht. Doch stell' ichs GOTT anheim, und halte die Gedancken Von seinen Ordnungen in Demuhts-vollen Schraneken. So bald demnach die Seelen nun hienieden Von ihren Cörpern sich geschieden, Zieht,
Von GOTT das Herrlichſte, das Groͤſſte zu gedencken: Nun iſt es ja der GOttheit wuͤrdiger Zu glauben, daß, da GOTT der HERR Aus Gnaden uns beſtimmt, die Seeligkeit zu ſchencken, Er unſerm beſten Theil dieſelbige ja nicht So lange vorenthalten werde, Bis daß der morſche Leib dereinſten aus der Erde, Wer weiß nach wie viel Jahren, Erſtehen wird und ſich mit ſeiner Seele paaren. Es ſcheinet uͤber dem, daß dieſe Lehre Auch einem Sterbenden mehr Troſt gewehre. Jſt es nicht glaublicher, Daß GOTT, der HERR, Der alles Gute will und kan, Sogleich von unſerm Sterben an, Der Seele von dem ew’gen Leben Werd’ einen Anfang ſchon und ſuͤſſen Vorſchmack geben? Der aber doch vermuthlich nicht Der groͤſſern Herrlichkeit, der Seeligkeit, dem Licht Wird zu vergleichen ſeyn, ſo ſie erlangen werden Wenn dermaleinſt die Coͤrper aus der Erden An jenem Tage ſich zu ihnen wieder fuͤgen, Und ſie ſodann im ſeeligen Vergnuͤgen, Die GOttheit ſelbſt zu ſehn, vielleicht gewuͤrdigt werden. Wer weiß, ob GOTT ſie nicht, in den Saphirnen Hoͤh’n, Der Sonn’ und Weldten Meng’, als Seiner Wercke Pracht, Um in den Wercken Jhn zu ſehen, faͤhig macht. Doch ſtell’ ichs GOTT anheim, und halte die Gedancken Von ſeinen Ordnungen in Demuhts-vollen Schraneken. So bald demnach die Seelen nun hienieden Von ihren Coͤrpern ſich geſchieden, Zieht,
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Von GOTT das Herrlichſte, das Groͤſſte zu gedencken:
Nun iſt es ja der GOttheit wuͤrdiger
Zu glauben, daß, da GOTT der HERR
Aus Gnaden uns beſtimmt, die Seeligkeit zu ſchencken,
Er unſerm beſten Theil dieſelbige ja nicht
So lange vorenthalten werde,
Bis daß der morſche Leib dereinſten aus der Erde,
Wer weiß nach wie viel Jahren,
Erſtehen wird und ſich mit ſeiner Seele paaren.
Es ſcheinet uͤber dem, daß dieſe Lehre
Auch einem Sterbenden mehr Troſt gewehre.
Jſt es nicht glaublicher,
Daß GOTT, der HERR,
Der alles Gute will und kan,
Sogleich von unſerm Sterben an,
Der Seele von dem ew’gen Leben
Werd’ einen Anfang ſchon und ſuͤſſen Vorſchmack geben?
Der aber doch vermuthlich nicht
Der groͤſſern Herrlichkeit, der Seeligkeit, dem Licht
Wird zu vergleichen ſeyn, ſo ſie erlangen werden
Wenn dermaleinſt die Coͤrper aus der Erden
An jenem Tage ſich zu ihnen wieder fuͤgen,
Und ſie ſodann im ſeeligen Vergnuͤgen,
Die GOttheit ſelbſt zu ſehn, vielleicht gewuͤrdigt werden.
Wer weiß, ob GOTT ſie nicht, in den Saphirnen Hoͤh’n,
Der Sonn’ und Weldten Meng’, als Seiner Wercke Pracht,
Um in den Wercken Jhn zu ſehen, faͤhig macht.
Doch ſtell’ ichs GOTT anheim, und halte die Gedancken
Von ſeinen Ordnungen in Demuhts-vollen Schraneken.
So bald demnach die Seelen nun hienieden
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