Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.Mit unausdrücklich-lang-und ungestöhrten Freuden, An jenem seel'gen Ort, Verhimmelt wieder sehn; Wie wird uns doch sowol dabey geschehn! Mit tausendfacher Lust und innigem Vergnügen Wird ihnen dann zugleich zu wissen fügen, Die Schaar der Heiligen, Wie sie, durch GOTTES Huld darzu bewogen, Sich auf der Welt vom Bösen abgezogen; Wie sie, von GOTT gerührt, durch ein unsträfflich Leben, Bestrebet, GOTT sich zu ergeben; Wie sie so manchesmal, von Lust und Geitz verführt, Vom Hochmuth fortgefchleppt, von Trübsal weggerissen, Fast in Verzweifflung fincken müssen, Worüber sie jedoch zuletzt noch triumphirt. Die Busse, Reu, Zerknirschungen des Hertzens, Die, ob sie gleich in einer frommen Brust Nicht immer ohne Lust, Doch selten ohne Dorn des herbsten Schmertzens, Auf dieser Welt Sich eingestellt; Die hören uunmehr auf sammt Unruh, Schwachheit, Gram. Die wegen ihrer Schuld gar offt empfund'ne Scham Empfinden sie nicht mehr. Versuchung, Eitelkeit Sind ihnen unbekannt. Sie fühlen ferner nicht, Wie eine Neigung stets der andern widerspricht. Das sonst in ihrer Brust gar offt verloschne Licht Der frohen Zuversicht Zu Göttlicher Barmhertzigkeit und Liebe, Brennt ewig lichter Loh. Sie fühlet keine Triebe, Als S s
Mit unausdruͤcklich-lang-und ungeſtoͤhrten Freuden, An jenem ſeel’gen Ort, Verhimmelt wieder ſehn; Wie wird uns doch ſowol dabey geſchehn! Mit tauſendfacher Luſt und innigem Vergnuͤgen Wird ihnen dann zugleich zu wiſſen fuͤgen, Die Schaar der Heiligen, Wie ſie, durch GOTTES Huld darzu bewogen, Sich auf der Welt vom Boͤſen abgezogen; Wie ſie, von GOTT geruͤhrt, durch ein unſtraͤfflich Leben, Beſtrebet, GOTT ſich zu ergeben; Wie ſie ſo manchesmal, von Luſt und Geitz verfuͤhrt, Vom Hochmuth fortgefchleppt, von Truͤbſal weggeriſſen, Faſt in Verzweifflung fincken muͤſſen, Woruͤber ſie jedoch zuletzt noch triumphirt. Die Buſſe, Reu, Zerknirſchungen des Hertzens, Die, ob ſie gleich in einer frommen Bruſt Nicht immer ohne Luſt, Doch ſelten ohne Dorn des herbſten Schmertzens, Auf dieſer Welt Sich eingeſtellt; Die hoͤren uunmehr auf ſammt Unruh, Schwachheit, Gram. Die wegen ihrer Schuld gar offt empfund’ne Scham Empfinden ſie nicht mehr. Verſuchung, Eitelkeit Sind ihnen unbekannt. Sie fuͤhlen ferner nicht, Wie eine Neigung ſtets der andern widerſpricht. Das ſonſt in ihrer Bruſt gar offt verloſchne Licht Der frohen Zuverſicht Zu Goͤttlicher Barmhertzigkeit und Liebe, Brennt ewig lichter Loh. Sie fuͤhlet keine Triebe, Als S s
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An jenem ſeel’gen Ort,
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Wie wird uns doch ſowol dabey geſchehn!
Mit tauſendfacher Luſt und innigem Vergnuͤgen
Wird ihnen dann zugleich zu wiſſen fuͤgen,
Die Schaar der Heiligen,
Wie ſie, durch GOTTES Huld darzu bewogen,
Sich auf der Welt vom Boͤſen abgezogen;
Wie ſie, von GOTT geruͤhrt, durch ein unſtraͤfflich Leben,
Beſtrebet, GOTT ſich zu ergeben;
Wie ſie ſo manchesmal, von Luſt und Geitz verfuͤhrt,
Vom Hochmuth fortgefchleppt, von Truͤbſal weggeriſſen,
Faſt in Verzweifflung fincken muͤſſen,
Woruͤber ſie jedoch zuletzt noch triumphirt.
Die Buſſe, Reu, Zerknirſchungen des Hertzens,
Die, ob ſie gleich in einer frommen Bruſt
Nicht immer ohne Luſt,
Doch ſelten ohne Dorn des herbſten Schmertzens,
Auf dieſer Welt
Sich eingeſtellt;
Die hoͤren uunmehr auf ſammt Unruh, Schwachheit, Gram.
Die wegen ihrer Schuld gar offt empfund’ne Scham
Empfinden ſie nicht mehr. Verſuchung, Eitelkeit
Sind ihnen unbekannt. Sie fuͤhlen ferner nicht,
Wie eine Neigung ſtets der andern widerſpricht.
Das ſonſt in ihrer Bruſt gar offt verloſchne Licht
Der frohen Zuverſicht
Zu Goͤttlicher Barmhertzigkeit und Liebe,
Brennt ewig lichter Loh. Sie fuͤhlet keine Triebe,
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