Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.Auf welche angenehme Weise Wird von Verrichtungen der Engel auf der Erden, Wenn sie manch Reich gestürtzt, ein anders unterstützet, Hier eine Stadt verheert, ein' and're dort geschützet; Den Seeligen erzählt und kund gemachet werden! Ja werden sie sich nicht in seel'ger Lust verliehren, Wenn sie dergleichen Wunderwercke, Und herrlichen Beweis, von GOTTES Lieb und Stärcke, Jn hundert tausend Welten spüren? Betrachten wir hierauf das Glück der seel'gen Seelen Nach des Verstandes Krafft; Ach welcher Geist kan doch die Eigenschafft Der Vollenkommenheit erzählen, Da sie in richtigen, beständigen, Gewissen, unaufhörlichen Und stets vergnügenden Beschäfftigungen stehet, Mit den ihr zugetheilten Dingen, Die ihr beständig Lust und Anmuth bringen. Und weil der Mensch absonderlich gemacht, Um seinen Blick, mit allen Kräfften, An seines Wesens Quell, den Schöpffer stets zu hefften, Jn Seiner Majestät, in Seiner Wercke Pracht, Jhn anzubeten, zu verehren, Sein unausdrücklich Lob beständig zu vermehren; So muß er ja sodenn vollkommen selig seyn, Wenn seine Seel' und sein Gemüthe Die grösste Stärcke braucht, um mit der ew'gen Güte Und ihrer Liebe seel'gem Schein Je mehr und mehr sich zu verbinden. Wenn in Besitz der ew'gen Seeligkeit Die
Auf welche angenehme Weiſe Wird von Verrichtungen der Engel auf der Erden, Wenn ſie manch Reich geſtuͤrtzt, ein anders unterſtuͤtzet, Hier eine Stadt verheert, ein’ and’re dort geſchuͤtzet; Den Seeligen erzaͤhlt und kund gemachet werden! Ja werden ſie ſich nicht in ſeel’ger Luſt verliehren, Wenn ſie dergleichen Wunderwercke, Und herrlichen Beweis, von GOTTES Lieb und Staͤrcke, Jn hundert tauſend Welten ſpuͤren? Betrachten wir hierauf das Gluͤck der ſeel’gen Seelen Nach des Verſtandes Krafft; Ach welcher Geiſt kan doch die Eigenſchafft Der Vollenkommenheit erzaͤhlen, Da ſie in richtigen, beſtaͤndigen, Gewiſſen, unaufhoͤrlichen Und ſtets vergnuͤgenden Beſchaͤfftigungen ſtehet, Mit den ihr zugetheilten Dingen, Die ihr beſtaͤndig Luſt und Anmuth bringen. Und weil der Menſch abſonderlich gemacht, Um ſeinen Blick, mit allen Kraͤfften, An ſeines Weſens Quell, den Schoͤpffer ſtets zu hefften, Jn Seiner Majeſtaͤt, in Seiner Wercke Pracht, Jhn anzubeten, zu verehren, Sein unausdruͤcklich Lob beſtaͤndig zu vermehren; So muß er ja ſodenn vollkommen ſelig ſeyn, Wenn ſeine Seel’ und ſein Gemuͤthe Die groͤſſte Staͤrcke braucht, um mit der ew’gen Guͤte Und ihrer Liebe ſeel’gem Schein Je mehr und mehr ſich zu verbinden. Wenn in Beſitz der ew’gen Seeligkeit Die
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Auf welche angenehme Weiſe
Wird von Verrichtungen der Engel auf der Erden,
Wenn ſie manch Reich geſtuͤrtzt, ein anders unterſtuͤtzet,
Hier eine Stadt verheert, ein’ and’re dort geſchuͤtzet;
Den Seeligen erzaͤhlt und kund gemachet werden!
Ja werden ſie ſich nicht in ſeel’ger Luſt verliehren,
Wenn ſie dergleichen Wunderwercke,
Und herrlichen Beweis, von GOTTES Lieb und Staͤrcke,
Jn hundert tauſend Welten ſpuͤren?
Betrachten wir hierauf das Gluͤck der ſeel’gen Seelen
Nach des Verſtandes Krafft;
Ach welcher Geiſt kan doch die Eigenſchafft
Der Vollenkommenheit erzaͤhlen,
Da ſie in richtigen, beſtaͤndigen,
Gewiſſen, unaufhoͤrlichen
Und ſtets vergnuͤgenden Beſchaͤfftigungen ſtehet,
Mit den ihr zugetheilten Dingen,
Die ihr beſtaͤndig Luſt und Anmuth bringen.
Und weil der Menſch abſonderlich gemacht,
Um ſeinen Blick, mit allen Kraͤfften,
An ſeines Weſens Quell, den Schoͤpffer ſtets zu hefften,
Jn Seiner Majeſtaͤt, in Seiner Wercke Pracht,
Jhn anzubeten, zu verehren,
Sein unausdruͤcklich Lob beſtaͤndig zu vermehren;
So muß er ja ſodenn vollkommen ſelig ſeyn,
Wenn ſeine Seel’ und ſein Gemuͤthe
Die groͤſſte Staͤrcke braucht, um mit der ew’gen Guͤte
Und ihrer Liebe ſeel’gem Schein
Je mehr und mehr ſich zu verbinden.
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