Welch Anmuth! welche Lust! was für Verwunderung! Welch unaussprechliche Belustigung! Wird solches nicht in ihr erwecken, Wenn sie durch richtige beständige Jdeen, Die ihr Gemüth erleuchten, alles sehen, Und den geheimen Grund von allen kan entdecken! Denn daß wir uns der Dinge dieser Erden Auch dorten wol erinnern werden, Kommt mir sehr glaublich für: Unmöglich kan uns alles, was wir hier, Durch GOTTES Gnade, Guts begangen, Auch was wir von des Schöpffers Huld empfangen, So gar gleichgültig seyn. Was GOTT in uns zu würcken angefangen, Schliesst die Vergessenheit unmöglich ein. Jst denn so manches Gut, das GOTT uns hier beschehrt, Nicht eines Angedenckens werth? Vermuthlich werden sie zu GOTTES Ehren Den Danck in unsrer Freude mehren.
Es kommen alle Dinge mir, Allhier auf unsrer Erden Jm Gegensatz von dem, was wir dann sehen werden, Nicht anders für: Als wenn man etwan einen Wald Des Nachts, beym Sternen-Licht, durchreiset, Da denn das wenigste sich weiset Von der so lieblichen Gestalt, Weil ein genugsam Licht gebricht: Hernachmals aber wird des seel'gen Lebens Morgen Dasjenige, was uns allhier verborgen, Jn gantz verklärtem Schimmer zeigen.
Wo-
Welch Anmuth! welche Luſt! was fuͤr Verwunderung! Welch unausſprechliche Beluſtigung! Wird ſolches nicht in ihr erwecken, Wenn ſie durch richtige beſtaͤndige Jdeen, Die ihr Gemuͤth erleuchten, alles ſehen, Und den geheimen Grund von allen kan entdecken! Denn daß wir uns der Dinge dieſer Erden Auch dorten wol erinnern werden, Kommt mir ſehr glaublich fuͤr: Unmoͤglich kan uns alles, was wir hier, Durch GOTTES Gnade, Guts begangen, Auch was wir von des Schoͤpffers Huld empfangen, So gar gleichguͤltig ſeyn. Was GOTT in uns zu wuͤrcken angefangen, Schlieſſt die Vergeſſenheit unmoͤglich ein. Jſt denn ſo manches Gut, das GOTT uns hier beſchehrt, Nicht eines Angedenckens werth? Vermuthlich werden ſie zu GOTTES Ehren Den Danck in unſrer Freude mehren.
Es kommen alle Dinge mir, Allhier auf unſrer Erden Jm Gegenſatz von dem, was wir dann ſehen werden, Nicht anders fuͤr: Als wenn man etwan einen Wald Des Nachts, beym Sternen-Licht, durchreiſet, Da denn das wenigſte ſich weiſet Von der ſo lieblichen Geſtalt, Weil ein genugſam Licht gebricht: Hernachmals aber wird des ſeel’gen Lebens Morgen Dasjenige, was uns allhier verborgen, Jn gantz verklaͤrtem Schimmer zeigen.
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Welch Anmuth! welche Luſt! was fuͤr Verwunderung!
Welch unausſprechliche Beluſtigung!
Wird ſolches nicht in ihr erwecken,
Wenn ſie durch richtige beſtaͤndige Jdeen,
Die ihr Gemuͤth erleuchten, alles ſehen,
Und den geheimen Grund von allen kan entdecken!
Denn daß wir uns der Dinge dieſer Erden
Auch dorten wol erinnern werden,
Kommt mir ſehr glaublich fuͤr:
Unmoͤglich kan uns alles, was wir hier,
Durch GOTTES Gnade, Guts begangen,
Auch was wir von des Schoͤpffers Huld empfangen,
So gar gleichguͤltig ſeyn.
Was GOTT in uns zu wuͤrcken angefangen,
Schlieſſt die Vergeſſenheit unmoͤglich ein.
Jſt denn ſo manches Gut, das GOTT uns hier beſchehrt,
Nicht eines Angedenckens werth?
Vermuthlich werden ſie zu GOTTES Ehren
Den Danck in unſrer Freude mehren.
Es kommen alle Dinge mir,
Allhier auf unſrer Erden
Jm Gegenſatz von dem, was wir dann ſehen werden,
Nicht anders fuͤr:
Als wenn man etwan einen Wald
Des Nachts, beym Sternen-Licht, durchreiſet,
Da denn das wenigſte ſich weiſet
Von der ſo lieblichen Geſtalt,
Weil ein genugſam Licht gebricht:
Hernachmals aber wird des ſeel’gen Lebens Morgen
Dasjenige, was uns allhier verborgen,
Jn gantz verklaͤrtem Schimmer zeigen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 648. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/678>, abgerufen am 21.11.2024.
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