Als ich in diesem Jahr erlebt; so manche Quelle Von deiner Güter Heer ist über mich geflossen. Ja nicht allein auf mich, ein jeder Augenblick Hat sich zugleich, mit Heil und Glück, Auf alle Meinigen ergossen. Wie mancherley Gefahr, wie viele Unglüs-Fälle Die jeden Augenblick uns hätten stürtzen können, Hat Deine Gnaden-Hand, All Augenblick, HERR! von uns abgewandt. Wer kan die Plagen alle nennen, Die über unserm Haupt beständig stehn, Dadurch ohnfehlbar wir sonst müsten untergehn, Aufs wenigste verletzt, geplagt, gekräncket werden.
Wenn wir den Cörper nur sammt seinen Gliedern sehn, Wie groß ist ihre Meng', und wie so lang die Liste, Wenn man sie nach der Reih' und Ordnung zählen wollte, Wovon das kleinste, wenns uns fehlen sollte, Uns elend machen würd'. Jch muß absonderlich Denn Dir, o Vater! noch um so viel mehr Lob singen, Da aller Meinigen gesunde Cörper ich Mit auch gesundem Geist, (o seltnes Glücke!) Durch so viel Augenblicke, Vergnügt erhalten seh'. Denn jegliche Minute Jst ja ein Theil, ein Stück von unsrer Zeit,
Und
Als ich in dieſem Jahr erlebt; ſo manche Quelle Von deiner Guͤter Heer iſt uͤber mich gefloſſen. Ja nicht allein auf mich, ein jeder Augenblick Hat ſich zugleich, mit Heil und Gluͤck, Auf alle Meinigen ergoſſen. Wie mancherley Gefahr, wie viele Ungluͤs-Faͤlle Die jeden Augenblick uns haͤtten ſtuͤrtzen koͤnnen, Hat Deine Gnaden-Hand, All Augenblick, HERR! von uns abgewandt. Wer kan die Plagen alle nennen, Die uͤber unſerm Haupt beſtaͤndig ſtehn, Dadurch ohnfehlbar wir ſonſt muͤſten untergehn, Aufs wenigſte verletzt, geplagt, gekraͤncket werden.
Wenn wir den Coͤrper nur ſam̃t ſeinen Gliedern ſehn, Wie groß iſt ihre Meng’, und wie ſo lang die Liſte, Weñ man ſie nach der Reih’ und Ordnung zaͤhlen wollte, Wovon das kleinſte, wenns uns fehlen ſollte, Uns elend machen wuͤrd’. Jch muß abſonderlich Denn Dir, o Vater! noch um ſo viel mehr Lob ſingen, Da aller Meinigen geſunde Coͤrper ich Mit auch geſundem Geiſt, (o ſeltnes Gluͤcke!) Durch ſo viel Augenblicke, Vergnuͤgt erhalten ſeh’. Denn jegliche Minute Jſt ja ein Theil, ein Stuͤck von unſrer Zeit,
Und
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Als ich in dieſem Jahr erlebt; ſo manche Quelle
Von deiner Guͤter Heer iſt uͤber mich gefloſſen.
Ja nicht allein auf mich, ein jeder Augenblick
Hat ſich zugleich, mit Heil und Gluͤck,
Auf alle Meinigen ergoſſen.
Wie mancherley Gefahr, wie viele Ungluͤs-Faͤlle
Die jeden Augenblick uns haͤtten ſtuͤrtzen koͤnnen,
Hat Deine Gnaden-Hand,
All Augenblick, HERR! von uns abgewandt.
Wer kan die Plagen alle nennen,
Die uͤber unſerm Haupt beſtaͤndig ſtehn,
Dadurch ohnfehlbar wir ſonſt muͤſten untergehn,
Aufs wenigſte verletzt, geplagt, gekraͤncket werden.
Wenn wir den Coͤrper nur ſam̃t ſeinen Gliedern ſehn,
Wie groß iſt ihre Meng’, und wie ſo lang die Liſte,
Weñ man ſie nach der Reih’ und Ordnung zaͤhlen wollte,
Wovon das kleinſte, wenns uns fehlen ſollte,
Uns elend machen wuͤrd’. Jch muß abſonderlich
Denn Dir, o Vater! noch um ſo viel mehr Lob ſingen,
Da aller Meinigen geſunde Coͤrper ich
Mit auch geſundem Geiſt, (o ſeltnes Gluͤcke!)
Durch ſo viel Augenblicke,
Vergnuͤgt erhalten ſeh’. Denn jegliche Minute
Jſt ja ein Theil, ein Stuͤck von unſrer Zeit,
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 664. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/694>, abgerufen am 21.11.2024.
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