Kaum ist ein und ein halb Jahr verflossen, als dieser dritte Theil des Brockesischen Jr- dischen Vergnügens in GOTT die Preße zum ersten mahle verließ.
Man kan leicht errathen, ob derselbe bey Kennern, gleich seinen Vorgängern, Beyfall gefunden habe, wenn man in Erwegung ziehen will, in was für einer Frist eine ziemliche starcke Auflage vergriffen worden.
Es wären endlich auch über dieses leichtlich un- partheyische Zeugniße beyzubringen, wodurch dargethan werden könnte: Daß diese Brockesische Ubersetzung der Grund-Sätze, die der Abt Genest von der Welt- Weisheit in seiner Mutter-Sprache poetisch aufgese- tzet, welche den beträchtlichsten Theil gegenwärtigen Bu- ches ausmachet, von solchen Männern für ein Meister- Stücke gehalten worden, von welchen man glaubet, daß sie Einsicht genung besitzen, von diesen Sachen urthei- len zu können.
Allein unsers trefflichen Herrn Brockes Beschei- denheit verbeut solches, als welcher das für das beste und gründlichste Lob hält, wenn Er wahrnimmt, daß man seine Bemühungen nach ihren seeligen Absichten misset und beurtheilet. Jch bin auch vollkommen bey mir selbst überzeuget, daß die hohe und unverhoffte Gnade, welche der so wohl ausnehmend gelehrte und fromme,
als
):( 2
Vorrede zum zweyten Drucke.
Kaum iſt ein und ein halb Jahr verfloſſen, als dieſer dritte Theil des Brockeſiſchen Jr- diſchen Vergnuͤgens in GOTT die Preße zum erſten mahle verließ.
Man kan leicht errathen, ob derſelbe bey Kennern, gleich ſeinen Vorgaͤngern, Beyfall gefunden habe, wenn man in Erwegung ziehen will, in was fuͤr einer Friſt eine ziemliche ſtarcke Auflage vergriffen worden.
Es waͤren endlich auch uͤber dieſes leichtlich un- partheyiſche Zeugniße beyzubringen, wodurch dargethan werden koͤnnte: Daß dieſe Brockeſiſche Uberſetzung der Grund-Saͤtze, die der Abt Geneſt von der Welt- Weisheit in ſeiner Mutter-Sprache poetiſch aufgeſe- tzet, welche den betraͤchtlichſten Theil gegenwaͤrtigen Bu- ches ausmachet, von ſolchen Maͤnnern fuͤr ein Meiſter- Stuͤcke gehalten worden, von welchen man glaubet, daß ſie Einſicht genung beſitzen, von dieſen Sachen urthei- len zu koͤnnen.
Allein unſers trefflichen Herrn Brockes Beſchei- denheit verbeut ſolches, als welcher das fuͤr das beſte und gruͤndlichſte Lob haͤlt, wenn Er wahrnimmt, daß man ſeine Bemuͤhungen nach ihren ſeeligen Abſichten miſſet und beurtheilet. Jch bin auch vollkommen bey mir ſelbſt uͤberzeuget, daß die hohe und unverhoffte Gnade, welche der ſo wohl ausnehmend gelehrte und fromme,
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[0007]
Vorrede
zum zweyten Drucke.
Kaum iſt ein und ein halb Jahr verfloſſen, als
dieſer dritte Theil des Brockeſiſchen Jr-
diſchen Vergnuͤgens in GOTT die
Preße zum erſten mahle verließ.
Man kan leicht errathen, ob derſelbe bey Kennern,
gleich ſeinen Vorgaͤngern, Beyfall gefunden habe, wenn
man in Erwegung ziehen will, in was fuͤr einer Friſt
eine ziemliche ſtarcke Auflage vergriffen worden.
Es waͤren endlich auch uͤber dieſes leichtlich un-
partheyiſche Zeugniße beyzubringen, wodurch dargethan
werden koͤnnte: Daß dieſe Brockeſiſche Uberſetzung der
Grund-Saͤtze, die der Abt Geneſt von der Welt-
Weisheit in ſeiner Mutter-Sprache poetiſch aufgeſe-
tzet, welche den betraͤchtlichſten Theil gegenwaͤrtigen Bu-
ches ausmachet, von ſolchen Maͤnnern fuͤr ein Meiſter-
Stuͤcke gehalten worden, von welchen man glaubet, daß
ſie Einſicht genung beſitzen, von dieſen Sachen urthei-
len zu koͤnnen.
Allein unſers trefflichen Herrn Brockes Beſchei-
denheit verbeut ſolches, als welcher das fuͤr das beſte und
gruͤndlichſte Lob haͤlt, wenn Er wahrnimmt, daß man
ſeine Bemuͤhungen nach ihren ſeeligen Abſichten miſſet
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/7>, abgerufen am 21.11.2024.
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