Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Mond-Schein. Und durch der Wälder Schatten bricht!Jn welcher Harmonie sieht ein vergnügt Gesicht So dann das, was man sieht! Die Cörper sind gemahlet Jn einem holden Grad von Glantz und Finsterniß; Die Formen sind sowohl, als Farben, ungewiß, Und alles reitzet unsre Brust Zu einer still- und sanften Lust. Jndem ich nun, von einer Höhe, Die durch den Mond geschmückte Welt, Und ihr nicht grünes Grün besehe; Ward mir gantz unverhofft ein Schnee-Feld vorgestellt: Da nehmlich aus der kühlen Lufft Ein Silber-weisser Rebel-Dufft, Wie offt in Marsch- und feuchten Feldern fällt, Und den man Fuchs-Bad nennt, Sich hatt' herab gesencket, Der recht wie eine weisse Fluth Auf dem dadurch erquickten Grase ruht'. Es schien das flache Feld mit Wasser überflossen, Und recht, als hätte sich Ein starcker Fluß ergossen, Der alles eingeschluckt. Es war der feuchte Dunst so dicht, Daß gar des Mondes gläntzend Licht, Als wie im Spiegel, sich in diesen Nebel drückt'. Es waren Gräben, Bäum' und Weiden Gar nicht zu sehn, gar nicht zu unterscheiden. Hingegen war auf den bebüschten Höhen Von diesem Dufft-Fluß nichts zu sehen; Wol F 3
Mond-Schein. Und durch der Waͤlder Schatten bricht!Jn welcher Harmonie ſieht ein vergnuͤgt Geſicht So dann das, was man ſieht! Die Coͤrper ſind gemahlet Jn einem holden Grad von Glantz und Finſterniß; Die Formen ſind ſowohl, als Farben, ungewiß, Und alles reitzet unſre Bruſt Zu einer ſtill- und ſanften Luſt. Jndem ich nun, von einer Hoͤhe, Die durch den Mond geſchmuͤckte Welt, Und ihr nicht gruͤnes Gruͤn beſehe; Ward mir gantz unverhofft ein Schnee-Feld vorgeſtellt: Da nehmlich aus der kuͤhlen Lufft Ein Silber-weiſſer Rebel-Dufft, Wie offt in Marſch- und feuchten Feldern faͤllt, Und den man Fuchs-Bad nennt, Sich hatt’ herab geſencket, Der recht wie eine weiſſe Fluth Auf dem dadurch erquickten Graſe ruht’. Es ſchien das flache Feld mit Waſſer uͤberfloſſen, Und recht, als haͤtte ſich Ein ſtarcker Fluß ergoſſen, Der alles eingeſchluckt. Es war der feuchte Dunſt ſo dicht, Daß gar des Mondes glaͤntzend Licht, Als wie im Spiegel, ſich in dieſen Nebel druͤckt’. Es waren Graͤben, Baͤum’ und Weiden Gar nicht zu ſehn, gar nicht zu unterſcheiden. Hingegen war auf den bebuͤſchten Hoͤhen Von dieſem Dufft-Fluß nichts zu ſehen; Wol F 3
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Mond-Schein.
Und durch der Waͤlder Schatten bricht!
Jn welcher Harmonie ſieht ein vergnuͤgt Geſicht
So dann das, was man ſieht! Die Coͤrper ſind gemahlet
Jn einem holden Grad von Glantz und Finſterniß;
Die Formen ſind ſowohl, als Farben, ungewiß,
Und alles reitzet unſre Bruſt
Zu einer ſtill- und ſanften Luſt.
Jndem ich nun, von einer Hoͤhe,
Die durch den Mond geſchmuͤckte Welt,
Und ihr nicht gruͤnes Gruͤn beſehe;
Ward mir gantz unverhofft ein Schnee-Feld vorgeſtellt:
Da nehmlich aus der kuͤhlen Lufft
Ein Silber-weiſſer Rebel-Dufft,
Wie offt in Marſch- und feuchten Feldern faͤllt,
Und den man Fuchs-Bad nennt,
Sich hatt’ herab geſencket,
Der recht wie eine weiſſe Fluth
Auf dem dadurch erquickten Graſe ruht’.
Es ſchien das flache Feld mit Waſſer uͤberfloſſen,
Und recht, als haͤtte ſich
Ein ſtarcker Fluß ergoſſen,
Der alles eingeſchluckt.
Es war der feuchte Dunſt ſo dicht,
Daß gar des Mondes glaͤntzend Licht,
Als wie im Spiegel, ſich in dieſen Nebel druͤckt’.
Es waren Graͤben, Baͤum’ und Weiden
Gar nicht zu ſehn, gar nicht zu unterſcheiden.
Hingegen war auf den bebuͤſchten Hoͤhen
Von dieſem Dufft-Fluß nichts zu ſehen;
Wol
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