Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Jch dichte, doch mein Werck ist wie dort Memnons Bild, Das Regung, Thon und Krafft von Phöbus Strah- len leihet: Und was, erlauchter Brocks, aus| meiner Feder quillt, Jst Deiner Weisheit Born, zur Danck-Begier, ge- weihet. Aus dieser Quelle rührt der süsse Uberfluß, Der meinen Geist beströmt mit reinen Andachts- Trieben, Jndem Dein netter Kiel, zum wahren Dienst-Genuß, Das Wasser-Reich vielmehr gebildet, als beschrieben. Ja, ja, es wallt in mir der Adern geistigs Blut, Wie deine Wellen sich, mit sanften Schlägen, brechen. Mich deucht, ich höre noch die Tropfen in der Fluth, Von ihres Schöpfers Macht sich, lispelnde, besprechen. Dein Lied vergleicht sich selbst dem allerschönsten Fluß, Der tieff, doch aber klar und unverschlämmet schiesset, Und allgemach zuletzt, bey seiner Ufern Schluß, Sich in sein Ursprungs-Meer mit Nutz und Lust ergiesset. Strahlt Deines Geistes Feur auf Feder und Papier; Scheint iede Sylbe mir im Gegenschein vergüldet: So wie das Sonnen Licht, stellt es Dein Pinsel für Sich in dem Spiegel-Glas der glatten Fluthen bildet. Du mahlest, Du belebst die Schönheit der Natur, Und was nur reitzendes in ihren Kreisen stecket. Du hast, durch so beliebt-als sichtbarliche Spur, Die fast verborgne Bahn zum Himmel uns entdecket. Was
Jch dichte, doch mein Werck iſt wie dort Memnons Bild, Das Regung, Thon und Krafft von Phoͤbus Strah- len leihet: Und was, erlauchter Brocks, aus| meiner Feder quillt, Jſt Deiner Weisheit Born, zur Danck-Begier, ge- weihet. Aus dieſer Quelle ruͤhrt der ſuͤſſe Uberfluß, Der meinen Geiſt beſtroͤmt mit reinen Andachts- Trieben, Jndem Dein netter Kiel, zum wahren Dienſt-Genuß, Das Waſſer-Reich vielmehr gebildet, als beſchrieben. Ja, ja, es wallt in mir der Adern geiſtigs Blut, Wie deine Wellen ſich, mit ſanften Schlaͤgen, brechen. Mich deucht, ich hoͤre noch die Tropfen in der Fluth, Von ihres Schoͤpfers Macht ſich, liſpelnde, beſprechen. Dein Lied vergleicht ſich ſelbſt dem allerſchoͤnſten Fluß, Der tieff, doch aber klar und unverſchlaͤmmet ſchieſſet, Und allgemach zuletzt, bey ſeiner Ufern Schluß, Sich in ſein Urſprungs-Meer mit Nutz und Luſt ergieſſet. Strahlt Deines Geiſtes Feur auf Feder und Papier; Scheint iede Sylbe mir im Gegenſchein verguͤldet: So wie das Sonnen Licht, ſtellt es Dein Pinſel fuͤr Sich in dem Spiegel-Glas der glatten Fluthen bildet. Du mahleſt, Du belebſt die Schoͤnheit der Natur, Und was nur reitzendes in ihren Kreiſen ſtecket. Du haſt, durch ſo beliebt-als ſichtbarliche Spur, Die faſt verborgne Bahn zum Himmel uns entdecket. Was
<TEI> <text> <front> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0012"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <l>Jch dichte, doch mein Werck iſt wie dort <hi rendition="#fr">Memnons</hi></l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Bild,</hi> </l><lb/> <l>Das Regung, Thon und Krafft von <hi rendition="#fr">Phoͤbus</hi> Strah-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">len leihet:</hi> </l><lb/> <l>Und was, <hi rendition="#fr">erlauchter Brocks,</hi> aus| meiner Feder</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">quillt,</hi> </l><lb/> <l>Jſt Deiner Weisheit Born, zur Danck-Begier, ge-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">weihet.</hi> </l><lb/> <l>Aus dieſer Quelle ruͤhrt der ſuͤſſe Uberfluß,</l><lb/> <l>Der meinen Geiſt beſtroͤmt mit reinen Andachts-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Trieben,</hi> </l><lb/> <l>Jndem Dein netter Kiel, zum wahren Dienſt-Genuß,</l><lb/> <l>Das Waſſer-Reich vielmehr gebildet, als beſchrieben.</l><lb/> <l>Ja, ja, es wallt in mir der Adern geiſtigs Blut,</l><lb/> <l>Wie deine Wellen ſich, mit ſanften Schlaͤgen, brechen.</l><lb/> <l>Mich deucht, ich hoͤre noch die Tropfen in der Fluth,</l><lb/> <l>Von ihres Schoͤpfers Macht ſich, liſpelnde, beſprechen.</l><lb/> <l>Dein Lied vergleicht ſich ſelbſt dem allerſchoͤnſten Fluß,</l><lb/> <l>Der tieff, doch aber klar und unverſchlaͤmmet ſchieſſet,</l><lb/> <l>Und allgemach zuletzt, bey ſeiner Ufern Schluß,</l><lb/> <l>Sich in ſein Urſprungs-Meer mit Nutz und Luſt ergieſſet.</l><lb/> <l>Strahlt Deines Geiſtes Feur auf Feder und Papier;</l><lb/> <l>Scheint iede Sylbe mir im Gegenſchein verguͤldet:</l><lb/> <l>So wie das Sonnen Licht, ſtellt es Dein Pinſel fuͤr</l><lb/> <l>Sich in dem Spiegel-Glas der glatten Fluthen bildet.</l><lb/> <l>Du mahleſt, Du belebſt die Schoͤnheit der Natur,</l><lb/> <l>Und was nur reitzendes in ihren Kreiſen ſtecket.</l><lb/> <l>Du haſt, durch ſo beliebt-als ſichtbarliche Spur,</l><lb/> <l>Die faſt verborgne Bahn zum Himmel uns entdecket.</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Was</fw><lb/> </lg> </div> </front> </text> </TEI> [0012]
Jch dichte, doch mein Werck iſt wie dort Memnons
Bild,
Das Regung, Thon und Krafft von Phoͤbus Strah-
len leihet:
Und was, erlauchter Brocks, aus| meiner Feder
quillt,
Jſt Deiner Weisheit Born, zur Danck-Begier, ge-
weihet.
Aus dieſer Quelle ruͤhrt der ſuͤſſe Uberfluß,
Der meinen Geiſt beſtroͤmt mit reinen Andachts-
Trieben,
Jndem Dein netter Kiel, zum wahren Dienſt-Genuß,
Das Waſſer-Reich vielmehr gebildet, als beſchrieben.
Ja, ja, es wallt in mir der Adern geiſtigs Blut,
Wie deine Wellen ſich, mit ſanften Schlaͤgen, brechen.
Mich deucht, ich hoͤre noch die Tropfen in der Fluth,
Von ihres Schoͤpfers Macht ſich, liſpelnde, beſprechen.
Dein Lied vergleicht ſich ſelbſt dem allerſchoͤnſten Fluß,
Der tieff, doch aber klar und unverſchlaͤmmet ſchieſſet,
Und allgemach zuletzt, bey ſeiner Ufern Schluß,
Sich in ſein Urſprungs-Meer mit Nutz und Luſt ergieſſet.
Strahlt Deines Geiſtes Feur auf Feder und Papier;
Scheint iede Sylbe mir im Gegenſchein verguͤldet:
So wie das Sonnen Licht, ſtellt es Dein Pinſel fuͤr
Sich in dem Spiegel-Glas der glatten Fluthen bildet.
Du mahleſt, Du belebſt die Schoͤnheit der Natur,
Und was nur reitzendes in ihren Kreiſen ſtecket.
Du haſt, durch ſo beliebt-als ſichtbarliche Spur,
Die faſt verborgne Bahn zum Himmel uns entdecket.
Was
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |