Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Der Frosch. War überallEin unausdrücklich süsser Schall, Ein süß harmonisches Gethön Nicht nur zu hören, auch zu sehn. Die Lust die einer fühlt', empfand sogleich ein ieder, Nicht anders wie bey uns die andern Glieder An einem Cörper das zugleich ergetzet, Was ein Glied in Vergnügung setzet. Daher war ihnen nichts als eine stete Lust, Die allen allgemein, bewust. Es sucht kein eintziger für sich allein Beglückt zu seyn; Sie theilten sich auf eine süsse Weise, Dem Schöpffer aller Welt zum Preise, An iedem Ort, bey iedem Schritt, Einander ihre Freude mit. So wie auf Erden keine Lust Der Menschen Brust Mit einem tieffern Eindruck rührt, Als wenn durch Wechsels-weis' erregte Triebe Die Anmuth zugelassner Liebe Ein paar verbundner Hertzen spührt; So ist ja leichtlich zu begreiffen, Wie vielfach sich ein inniges Ergetzen Jn dieser Menge müsse häuffen, Und sie in seelge Lust versetzen, Da ihrer viel in seelger Brunst sich üben Sich immer mehr und mehr zu lieben. Solch
Der Froſch. War uͤberallEin unausdruͤcklich ſuͤſſer Schall, Ein ſuͤß harmoniſches Gethoͤn Nicht nur zu hoͤren, auch zu ſehn. Die Luſt die einer fuͤhlt’, empfand ſogleich ein ieder, Nicht anders wie bey uns die andern Glieder An einem Coͤrper das zugleich ergetzet, Was ein Glied in Vergnuͤgung ſetzet. Daher war ihnen nichts als eine ſtete Luſt, Die allen allgemein, bewuſt. Es ſucht kein eintziger fuͤr ſich allein Begluͤckt zu ſeyn; Sie theilten ſich auf eine ſuͤſſe Weiſe, Dem Schoͤpffer aller Welt zum Preiſe, An iedem Ort, bey iedem Schritt, Einander ihre Freude mit. So wie auf Erden keine Luſt Der Menſchen Bruſt Mit einem tieffern Eindruck ruͤhrt, Als wenn durch Wechſels-weiſ’ erregte Triebe Die Anmuth zugelaſſner Liebe Ein paar verbundner Hertzen ſpuͤhrt; So iſt ja leichtlich zu begreiffen, Wie vielfach ſich ein inniges Ergetzen Jn dieſer Menge muͤſſe haͤuffen, Und ſie in ſeelge Luſt verſetzen, Da ihrer viel in ſeelger Brunſt ſich uͤben Sich immer mehr und mehr zu lieben. Solch
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="23"> <pb facs="#f0128" n="96"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Froſch.</hi> </fw><lb/> <l>War uͤberall</l><lb/> <l>Ein unausdruͤcklich ſuͤſſer Schall,</l><lb/> <l>Ein ſuͤß harmoniſches Gethoͤn</l><lb/> <l>Nicht nur zu hoͤren, auch zu ſehn.</l><lb/> <l>Die Luſt die einer fuͤhlt’, empfand ſogleich ein ieder,</l><lb/> <l>Nicht anders wie bey uns die andern Glieder</l><lb/> <l>An einem Coͤrper das zugleich ergetzet,</l><lb/> <l>Was ein Glied in Vergnuͤgung ſetzet.</l><lb/> <l>Daher war ihnen nichts als eine ſtete Luſt,</l><lb/> <l>Die allen allgemein, bewuſt.</l><lb/> <l>Es ſucht kein eintziger fuͤr ſich allein</l><lb/> <l>Begluͤckt zu ſeyn;</l><lb/> <l>Sie theilten ſich auf eine ſuͤſſe Weiſe,</l><lb/> <l>Dem Schoͤpffer aller Welt zum Preiſe,</l><lb/> <l>An iedem Ort, bey iedem Schritt,</l><lb/> <l>Einander ihre Freude mit.</l> </lg><lb/> <lg n="24"> <l>So wie auf Erden keine Luſt</l><lb/> <l>Der Menſchen Bruſt</l><lb/> <l>Mit einem tieffern Eindruck ruͤhrt,</l><lb/> <l>Als wenn durch Wechſels-weiſ’ erregte Triebe</l><lb/> <l>Die Anmuth zugelaſſner Liebe</l><lb/> <l>Ein paar verbundner Hertzen ſpuͤhrt;</l><lb/> <l>So iſt ja leichtlich zu begreiffen,</l><lb/> <l>Wie vielfach ſich ein inniges Ergetzen</l><lb/> <l>Jn dieſer Menge muͤſſe haͤuffen,</l><lb/> <l>Und ſie in ſeelge Luſt verſetzen,</l><lb/> <l>Da ihrer viel in ſeelger Brunſt ſich uͤben</l><lb/> <l>Sich immer mehr und mehr zu lieben.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Solch</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [96/0128]
Der Froſch.
War uͤberall
Ein unausdruͤcklich ſuͤſſer Schall,
Ein ſuͤß harmoniſches Gethoͤn
Nicht nur zu hoͤren, auch zu ſehn.
Die Luſt die einer fuͤhlt’, empfand ſogleich ein ieder,
Nicht anders wie bey uns die andern Glieder
An einem Coͤrper das zugleich ergetzet,
Was ein Glied in Vergnuͤgung ſetzet.
Daher war ihnen nichts als eine ſtete Luſt,
Die allen allgemein, bewuſt.
Es ſucht kein eintziger fuͤr ſich allein
Begluͤckt zu ſeyn;
Sie theilten ſich auf eine ſuͤſſe Weiſe,
Dem Schoͤpffer aller Welt zum Preiſe,
An iedem Ort, bey iedem Schritt,
Einander ihre Freude mit.
So wie auf Erden keine Luſt
Der Menſchen Bruſt
Mit einem tieffern Eindruck ruͤhrt,
Als wenn durch Wechſels-weiſ’ erregte Triebe
Die Anmuth zugelaſſner Liebe
Ein paar verbundner Hertzen ſpuͤhrt;
So iſt ja leichtlich zu begreiffen,
Wie vielfach ſich ein inniges Ergetzen
Jn dieſer Menge muͤſſe haͤuffen,
Und ſie in ſeelge Luſt verſetzen,
Da ihrer viel in ſeelger Brunſt ſich uͤben
Sich immer mehr und mehr zu lieben.
Solch
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |