Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite
Schmuck der Seele.
Schmuck der Seele.
Wie fromme GOTT-ergebne Seelen,
Die mit den Wundern sich vermählen,
Die Seine Lieb' hervorgebracht,
Durch ihre Pracht
Vergnügt erquicket,
Durch ihre Schönheit selbst geschmücket,
Dem Schöpfer Himmels und der Erden
Vergnügen und gefallen werden;
So kommen solche Seelen mir,
Die nichts gehöret, nichts betrachtet,
Auf alle Wunder nicht geachtet,
Als eckelhaffte Monstra für,
Die gleichsam sonder Nas' und Ohren,
Ohn Zung' und Aug' und Hand gebohren,
Ja, welche durch selbst eigne Schuld
Sich selbst gestümmelt und der Gaben
Der Vater-Liebe, Gnad' und Huld
Muthwillig sich beraubet haben.
Ob sie in diesem Stand' entblöss't von allen,
Was GOTT gefallen kann, dem Schöpfer doch ge
fallen,

Wird wol kaum glaublich seyn.
Ach
Schmuck der Seele.
Schmuck der Seele.
Wie fromme GOTT-ergebne Seelen,
Die mit den Wundern ſich vermaͤhlen,
Die Seine Lieb’ hervorgebracht,
Durch ihre Pracht
Vergnuͤgt erquicket,
Durch ihre Schoͤnheit ſelbſt geſchmuͤcket,
Dem Schoͤpfer Himmels und der Erden
Vergnuͤgen und gefallen werden;
So kommen ſolche Seelen mir,
Die nichts gehoͤret, nichts betrachtet,
Auf alle Wunder nicht geachtet,
Als eckelhaffte Monſtra fuͤr,
Die gleichſam ſonder Naſ’ und Ohren,
Ohn Zung’ und Aug’ und Hand gebohren,
Ja, welche durch ſelbſt eigne Schuld
Sich ſelbſt geſtuͤmmelt und der Gaben
Der Vater-Liebe, Gnad’ und Huld
Muthwillig ſich beraubet haben.
Ob ſie in dieſem Stand’ entbloͤſſ’t von allen,
Was GOTT gefallen kann, dem Schoͤpfer doch ge
fallen,

Wird wol kaum glaublich ſeyn.
Ach
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0146" n="114"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Schmuck der Seele.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#b">Schmuck der Seele.</hi> </head><lb/>
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">W</hi>ie fromme GOTT-ergebne Seelen,</l><lb/>
              <l>Die mit den Wundern &#x017F;ich verma&#x0364;hlen,</l><lb/>
              <l>Die Seine Lieb&#x2019; hervorgebracht,</l><lb/>
              <l>Durch ihre Pracht</l><lb/>
              <l>Vergnu&#x0364;gt erquicket,</l><lb/>
              <l>Durch ihre Scho&#x0364;nheit &#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;chmu&#x0364;cket,</l><lb/>
              <l>Dem Scho&#x0364;pfer Himmels und der Erden</l><lb/>
              <l>Vergnu&#x0364;gen und gefallen werden;</l><lb/>
              <l>So kommen &#x017F;olche Seelen mir,</l><lb/>
              <l>Die nichts geho&#x0364;ret, nichts betrachtet,</l><lb/>
              <l>Auf alle Wunder nicht geachtet,</l><lb/>
              <l>Als eckelhaffte Mon&#x017F;tra fu&#x0364;r,</l><lb/>
              <l>Die gleich&#x017F;am &#x017F;onder Na&#x017F;&#x2019; und Ohren,</l><lb/>
              <l>Ohn Zung&#x2019; und Aug&#x2019; und Hand gebohren,</l><lb/>
              <l>Ja, welche durch &#x017F;elb&#x017F;t eigne Schuld</l><lb/>
              <l>Sich &#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;tu&#x0364;mmelt und der Gaben</l><lb/>
              <l>Der Vater-Liebe, Gnad&#x2019; und Huld</l><lb/>
              <l>Muthwillig &#x017F;ich beraubet haben.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Ob &#x017F;ie in die&#x017F;em Stand&#x2019; entblo&#x0364;&#x017F;&#x017F;&#x2019;t von allen,</l><lb/>
              <l>Was <hi rendition="#g">GOTT</hi> gefallen kann, dem Scho&#x0364;pfer doch ge<lb/><hi rendition="#et">fallen,</hi></l><lb/>
              <l>Wird wol kaum glaublich &#x017F;eyn.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Ach</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0146] Schmuck der Seele. Schmuck der Seele. Wie fromme GOTT-ergebne Seelen, Die mit den Wundern ſich vermaͤhlen, Die Seine Lieb’ hervorgebracht, Durch ihre Pracht Vergnuͤgt erquicket, Durch ihre Schoͤnheit ſelbſt geſchmuͤcket, Dem Schoͤpfer Himmels und der Erden Vergnuͤgen und gefallen werden; So kommen ſolche Seelen mir, Die nichts gehoͤret, nichts betrachtet, Auf alle Wunder nicht geachtet, Als eckelhaffte Monſtra fuͤr, Die gleichſam ſonder Naſ’ und Ohren, Ohn Zung’ und Aug’ und Hand gebohren, Ja, welche durch ſelbſt eigne Schuld Sich ſelbſt geſtuͤmmelt und der Gaben Der Vater-Liebe, Gnad’ und Huld Muthwillig ſich beraubet haben. Ob ſie in dieſem Stand’ entbloͤſſ’t von allen, Was GOTT gefallen kann, dem Schoͤpfer doch ge fallen, Wird wol kaum glaublich ſeyn. Ach

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/146
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/146>, abgerufen am 27.11.2024.