Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.über einen Hof voll Feder-Vieh, etc. Der schönsten Wiesen Schmuck, voll blauer Gentjanellen,Ja selbst von einem grün- und bunten Garten, Voll Bluhmen ungezehlter Arten, Die unverwelcklich sind; zumahl im Sonnen-Schein, Scheint er der Jubegriff und Auszug recht zu seyn. Er schleppt so gar, Weit mehr als Kaiserlich, Den prächtigsten Talar, Ja gar ein Bluhmen-Feld und Garten hinter sich. Es scheint der Erden Pracht, und auch des Himmels Schein, Zugleich in dir zu sehn, und als vereint zu seyn. Ja dieses nicht allein. Mich deucht, ich seh in deinem schönen Schwantz So gar der Sonnen Licht und Glantz, Und auch zu gleicher Zeit, o Wunder! alle Pracht Von einer hell-gestirnten Nacht. Mich deucht, daß ich darin, zu neuer Augen-Freude, Copernici so herrlichs Stern-Gebäude, Und in demselbigen, auf eine neue Weise, Viel Sonnen- und Planeten Kreise, An stat in blauer Tieff', an einer grünen Höhe, Jn stillen Wirbeln gläntzen sehe. Ja was noch mehr verwunderlich Und welches einen Reichthum zeiget, Der allen menschlichen Begriff weit übersteiget, Jst, daß dieß schöne Thier in jedem Jahre sich (Man dencke nach wie weit sich die Naturkraft strecket, Und wie das schönest auf der Welt Jhr so gar leicht zu bilden fällt!) Jn neuen Federn sich verneu't entdecket. Jch L 3
uͤber einen Hof voll Feder-Vieh, ꝛc. Der ſchoͤnſten Wieſen Schmuck, voll blauer Gentjanellen,Ja ſelbſt von einem gruͤn- und bunten Garten, Voll Bluhmen ungezehlter Arten, Die unverwelcklich ſind; zumahl im Sonnen-Schein, Scheint er der Jubegriff und Auszug recht zu ſeyn. Er ſchleppt ſo gar, Weit mehr als Kaiſerlich, Den praͤchtigſten Talar, Ja gar ein Bluhmen-Feld und Garten hinter ſich. Es ſcheint der Erden Pracht, und auch des Him̄els Schein, Zugleich in dir zu ſehn, und als vereint zu ſeyn. Ja dieſes nicht allein. Mich deucht, ich ſeh in deinem ſchoͤnen Schwantz So gar der Sonnen Licht und Glantz, Und auch zu gleicher Zeit, o Wunder! alle Pracht Von einer hell-geſtirnten Nacht. Mich deucht, daß ich darin, zu neuer Augen-Freude, Copernici ſo herrlichs Stern-Gebaͤude, Und in demſelbigen, auf eine neue Weiſe, Viel Sonnen- und Planeten Kreiſe, An ſtat in blauer Tieff’, an einer gruͤnen Hoͤhe, Jn ſtillen Wirbeln glaͤntzen ſehe. Ja was noch mehr verwunderlich Und welches einen Reichthum zeiget, Der allen menſchlichen Begriff weit uͤberſteiget, Jſt, daß dieß ſchoͤne Thier in jedem Jahre ſich (Man dencke nach wie weit ſich die Naturkraft ſtrecket, Und wie das ſchoͤneſt auf der Welt Jhr ſo gar leicht zu bilden faͤllt!) Jn neuen Federn ſich verneu’t entdecket. Jch L 3
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uͤber einen Hof voll Feder-Vieh, ꝛc.
Der ſchoͤnſten Wieſen Schmuck, voll blauer Gentjanellen,
Ja ſelbſt von einem gruͤn- und bunten Garten,
Voll Bluhmen ungezehlter Arten,
Die unverwelcklich ſind; zumahl im Sonnen-Schein,
Scheint er der Jubegriff und Auszug recht zu ſeyn.
Er ſchleppt ſo gar,
Weit mehr als Kaiſerlich,
Den praͤchtigſten Talar,
Ja gar ein Bluhmen-Feld und Garten hinter ſich.
Es ſcheint der Erden Pracht, und auch des Him̄els Schein,
Zugleich in dir zu ſehn, und als vereint zu ſeyn.
Ja dieſes nicht allein.
Mich deucht, ich ſeh in deinem ſchoͤnen Schwantz
So gar der Sonnen Licht und Glantz,
Und auch zu gleicher Zeit, o Wunder! alle Pracht
Von einer hell-geſtirnten Nacht.
Mich deucht, daß ich darin, zu neuer Augen-Freude,
Copernici ſo herrlichs Stern-Gebaͤude,
Und in demſelbigen, auf eine neue Weiſe,
Viel Sonnen- und Planeten Kreiſe,
An ſtat in blauer Tieff’, an einer gruͤnen Hoͤhe,
Jn ſtillen Wirbeln glaͤntzen ſehe.
Ja was noch mehr verwunderlich
Und welches einen Reichthum zeiget,
Der allen menſchlichen Begriff weit uͤberſteiget,
Jſt, daß dieß ſchoͤne Thier in jedem Jahre ſich
(Man dencke nach wie weit ſich die Naturkraft ſtrecket,
Und wie das ſchoͤneſt auf der Welt
Jhr ſo gar leicht zu bilden faͤllt!)
Jn neuen Federn ſich verneu’t entdecket.
Jch
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