Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Gedancken über einen Hof voll Feder-Vieh, etc. Da die so Wunder-reiche Pracht,Die im Metall- und Pflantzen-Reich sich zeiget, Jm Thier-Reich noch viel höher steiget. Ach! mögt' es denn doch meiner Seelen, O grosser GOTT, an Schönheit auch nicht fehlen! Ach! mögt' ihr geistiger in Andacht froher Schein Dir so, wie Dein Geschöpf mir ist, gefällig seyn! Ach! mögtest Du in ihr Dein Werck gedoppelt schön, Jn Deiner Creatnr Betrachtung, immer sehn! So dacht' ich ungefehr bey meinem Feder-Vieh. Und da ich es ietzt aufgeschrieben, So bitt' ich dich, geliebtes Menschen Kind, Sey nicht, wann du dergleichen siehest, blind. Betrachte Farb' und Form, und Nutz! beschaue sie Und such', in deiner Seelen Freuden, Zu deines Schöpfers Ruhm, den Blick daran zu weiden! Natur
Gedancken uͤber einen Hof voll Feder-Vieh, ꝛc. Da die ſo Wunder-reiche Pracht,Die im Metall- und Pflantzen-Reich ſich zeiget, Jm Thier-Reich noch viel hoͤher ſteiget. Ach! moͤgt’ es denn doch meiner Seelen, O groſſer GOTT, an Schoͤnheit auch nicht fehlen! Ach! moͤgt’ ihr geiſtiger in Andacht froher Schein Dir ſo, wie Dein Geſchoͤpf mir iſt, gefaͤllig ſeyn! Ach! moͤgteſt Du in ihr Dein Werck gedoppelt ſchoͤn, Jn Deiner Creatnr Betrachtung, immer ſehn! So dacht’ ich ungefehr bey meinem Feder-Vieh. Und da ich es ietzt aufgeſchrieben, So bitt’ ich dich, geliebtes Menſchen Kind, Sey nicht, wann du dergleichen ſieheſt, blind. Betrachte Farb’ und Form, und Nutz! beſchaue ſie Und ſuch’, in deiner Seelen Freuden, Zu deines Schoͤpfers Ruhm, den Blick daran zu weiden! Natur
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Gedancken uͤber einen Hof voll Feder-Vieh, ꝛc.
Da die ſo Wunder-reiche Pracht,
Die im Metall- und Pflantzen-Reich ſich zeiget,
Jm Thier-Reich noch viel hoͤher ſteiget.
Ach! moͤgt’ es denn doch meiner Seelen,
O groſſer GOTT, an Schoͤnheit auch nicht fehlen!
Ach! moͤgt’ ihr geiſtiger in Andacht froher Schein
Dir ſo, wie Dein Geſchoͤpf mir iſt, gefaͤllig ſeyn!
Ach! moͤgteſt Du in ihr Dein Werck gedoppelt ſchoͤn,
Jn Deiner Creatnr Betrachtung, immer ſehn!
So dacht’ ich ungefehr bey meinem Feder-Vieh.
Und da ich es ietzt aufgeſchrieben,
So bitt’ ich dich, geliebtes Menſchen Kind,
Sey nicht, wann du dergleichen ſieheſt, blind.
Betrachte Farb’ und Form, und Nutz! beſchaue ſie
Und ſuch’, in deiner Seelen Freuden,
Zu deines Schoͤpfers Ruhm, den Blick daran zu weiden!
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