Armer Mensch! erwege doch, daß du selbst, samt deiner Kunst Seyst von der Natur gebildet. Daß bereits im Mutter- Leibe Jhre Kunst dir deine gab. Zieh dich von dem eitlen Ehr-Geitz doch mit allen Kräff- ten ab: Brauche deiner Seelen Kräffte, GOttes Wunder anzusehn, Und dadurch, in deiner Freude, Seine Weisheit zu erhöhn.
Auf die Weise opferst du Dem, von Dem du alles hast, Deiner Seelen schönste Frucht, Danck, Erkentlichkeit und Liebe, Andacht, Ehr-Furcht, einen Willen, Seinen Willen zu erfüllen. Da wir sonst, als hätten wir alles von uns selber, leben, Und, nur bloß auf uns erpicht, uns nur zn| vergöttern, streben.
Pflicht-
Natur und Kunſt.
Armer Menſch! erwege doch, daß du ſelbſt, ſamt deiner Kunſt Seyſt von der Natur gebildet. Daß bereits im Mutter- Leibe Jhre Kunſt dir deine gab. Zieh dich von dem eitlen Ehr-Geitz doch mit allen Kraͤff- ten ab: Brauche deiner Seelen Kraͤffte, GOttes Wunder anzuſehn, Und dadurch, in deiner Freude, Seine Weisheit zu erhoͤhn.
Auf die Weiſe opferſt du Dem, von Dem du alles haſt, Deiner Seelen ſchoͤnſte Frucht, Danck, Erkentlichkeit und Liebe, Andacht, Ehr-Furcht, einen Willen, Seinen Willen zu erfuͤllen. Da wir ſonſt, als haͤtten wir alles von uns ſelber, leben, Und, nur bloß auf uns erpicht, uns nur zn| vergoͤttern, ſtreben.
Pflicht-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0203"n="171"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Natur und Kunſt.</hi></fw><lb/><lgn="8"><l>Armer Menſch! erwege doch, daß du ſelbſt, ſamt deiner<lb/><hirendition="#et">Kunſt</hi></l><lb/><l>Seyſt von der Natur gebildet. Daß bereits im Mutter-<lb/><hirendition="#et">Leibe</hi></l><lb/><l>Jhre Kunſt dir deine gab.</l><lb/><l>Zieh dich von dem eitlen Ehr-Geitz doch mit allen Kraͤff-<lb/><hirendition="#et">ten ab:</hi></l><lb/><l>Brauche deiner Seelen Kraͤffte, GOttes Wunder anzuſehn,</l><lb/><l>Und dadurch, in deiner Freude, Seine Weisheit zu erhoͤhn.</l></lg><lb/><lgn="9"><l>Auf die Weiſe opferſt du Dem, von Dem du alles haſt,</l><lb/><l>Deiner Seelen ſchoͤnſte Frucht, Danck, Erkentlichkeit und<lb/><hirendition="#et">Liebe,</hi></l><lb/><l>Andacht, Ehr-Furcht, einen Willen,</l><lb/><l>Seinen Willen zu erfuͤllen.</l><lb/><l>Da wir ſonſt, als haͤtten wir alles von uns ſelber, leben,</l><lb/><l>Und, nur bloß auf uns erpicht, uns nur zn| vergoͤttern,<lb/><hirendition="#et">ſtreben.</hi></l></lg></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Pflicht-</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[171/0203]
Natur und Kunſt.
Armer Menſch! erwege doch, daß du ſelbſt, ſamt deiner
Kunſt
Seyſt von der Natur gebildet. Daß bereits im Mutter-
Leibe
Jhre Kunſt dir deine gab.
Zieh dich von dem eitlen Ehr-Geitz doch mit allen Kraͤff-
ten ab:
Brauche deiner Seelen Kraͤffte, GOttes Wunder anzuſehn,
Und dadurch, in deiner Freude, Seine Weisheit zu erhoͤhn.
Auf die Weiſe opferſt du Dem, von Dem du alles haſt,
Deiner Seelen ſchoͤnſte Frucht, Danck, Erkentlichkeit und
Liebe,
Andacht, Ehr-Furcht, einen Willen,
Seinen Willen zu erfuͤllen.
Da wir ſonſt, als haͤtten wir alles von uns ſelber, leben,
Und, nur bloß auf uns erpicht, uns nur zn| vergoͤttern,
ſtreben.
Pflicht-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/203>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.